# taz.de -- Kommentar Suizid in Abschiebehaft: Eine traurige Mahnung | |
> Schon lange wird gefordert, die Abschiebe- und die Strafhaft zu trennen. | |
> Ebenso lange ein dichteres psychologisches Betreuungsnetz. Mit beidem | |
> sollte man sich beeilen. | |
Bild: Bittere Bilanz: Justizsenator Till Steffen (GAL). | |
Im März erst hat sich ein 25-Jähriger in der Abschiebehaft das Leben | |
genommen, nun eine 34-Jährige. Das zeigt, wie groß die Verzweiflung dieser | |
Menschen angesichts der drohenden erzwungenen Ausreise gewesen ist. | |
Für Abschiebungen politisch zuständig ist das Innenressort, für den | |
Aufenthalt in der Abschiebehaft jedoch das Justizressort. Diese beiden | |
Fälle sind also zunächst eine bittere Bilanz für den grünen Justizsenator | |
Till Steffen, der sein Amt mit so viel Reformplänen angetreten hat. | |
In den vergangenen zehn Jahren kam es in der Hamburger Abschiebehaft zwar | |
zu 23 Versuchen, aber zu keinem vollendeten Suizid. Das bedeutet, dass | |
diese Entscheidung immer auch eine individuelle Komponente hat: dass ein | |
Mensch, unabhängig von den Bedingungen seiner Haft, keine Lebensperspektive | |
in seinem Herkunftsland sieht. Und das gibt Anlass zur Frage, wie | |
sorgfältig die Entscheidung zur Abschiebung getroffen wurde. | |
Aus dieser Grundsatzfrage folgt aber nicht, dass nicht auch die | |
Haftbedingungen genau zu prüfen wären. Schon lange wird gefordert, die | |
Abschiebe- und die Strafhaft zu trennen - räumlich und organisatorisch. Und | |
seit langem wird ein dichteres psychologisches Betreuungsnetz angemahnt. | |
Der Suizid der jungen Frau ist eine traurige Mahnung, sich mit beidem zu | |
beeilen. | |
16 Apr 2010 | |
## AUTOREN | |
Friederike Gräff | |
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