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# taz.de -- Amazonas-Staudamm in Brasilien: Cameron gegen Lula
> Auch "Avatar"-Regisseur James Cameron demonstriert gegen das riesige
> Wasserkraftwerk, für das 20.000 Menschen umsiedeln müssten. Die Regierung
> Lula will es durchdrücken.
Bild: James Cameron bei einer Protest-Aktion gegen den Staudamm-
BOGOTA taz | Er soll das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt werden: Der
Megastaudamm Belo Monte am Amazonas-Nebenfluss Xingu. Und der Streit um ihn
ist riesig, er wird vor mehreren Gerichten in Brasilien ausgetragen. So hob
ein Gericht in Brasília zwar ein Urteil auf, das die Baugenehmigung außer
Kraft gesetzt hatte. Die Ausschreibung läuft damit weiter, bei der am
Dienstag ein Konsortium von Bau- und Stromfirmen den Zuschlag erhalten
soll. Die Bundesstaatsanwaltschaft im Bundesstaat Pará kündigte aber
weiteren Einspruch an.
Am Mittwoch hatte es ein Richter in Altamira als erwiesen angesehen, dass
der Bau des Staudamms den Lebensraum indigener Völker bedrohe. "Es ist ein
kleiner Sieg für uns", sagte "Avatar"-Regisseur James Cameron. Er hatte
sich sich zusammen mit der Schauspielerin Sigourney Weaver in Brasília
einer Demonstration gegen das Mammutprojekt angeschlossen. Auch im Hinblick
auf die Planungen für weitere 60 Staudämme im brasilianischen
Amazonasgebiet sei Belo Monte ein "exemplarisches Schlachtfeld", so
Cameron.
Die Baukosten von Belo Monte werden auf 12 Milliarden Euro geschätzt. Einer
Studie der Umweltstiftung WWF zufolge wäre das Projekt, bei dem genauso
viel Erdmasse ausgehoben würde wie beim Bau des Panamakanals, bei weitaus
geringeren Investitionen in die Energieeffizienz überflüssig. Durch den Bau
würden über 20.000 Menschen umgesiedelt und der Regenwald in der Region um
Altamira zerstört.
Das Engagement der Hollywoodstars macht den langjährigen Widerstand der
Basisgruppen vor Ort weltweit sichtbar. Eine ähnliche Rolle gegen das
Vorläuferprojekt spielte 1989 der britische Rockmusiker Sting. Damals zog
die Weltbank einen Millionenkredit zurück, die Pläne landeten in der
Schublade.
Doch 2010 hat sich der Wind gedreht: Mittlerweile wirft Präsident Lula da
Silva sein ganzes Gewicht für Belo Monte in die Waagschale. Die großen
Medien weiß er hinter sich, von einer nationalen Protestbewegung kann noch
keine Rede sein. Investoren werden mit weiteren Steuererleichterungen und
günstigen Staatskrediten gelockt, die Entwicklungsbank BNDES stellt 80
Prozent des Finanzierungsvolumens bereit. Dennoch ist unklar, ob sich der
Staudamm bei den von der Regierung vorgegebenen Strompreisen rechnen wird,
weshalb sich die Bauriesen Odebrecht und Camargo Corrêa nicht mehr an der
Ausschreibung beteiligen wollen.
"Auf den Ratschlag jener, die bei sich zu Hause bereits (die Umwelt)
zerstört haben, können wir verzichten", wiederholte Lula jetzt sein
Lieblingsargument gegen ausländische Kritiker seiner Amazonaspolitik,
"niemand sorgt sich mehr um Amazonien und unsere Indianer als wir." 2015
soll Belo Monte sechs Prozent des landesweiten Strombedarfs decken. Stahl-
und Aluminiumkonzerne halten sich schon bereit, um sich dem siegreichen
Konsortium anzuschließen. Doch bis das Projekt juristisch und auch
politisch durchgesetzt ist, wird noch einiges Wasser den Xingu
herunterfließen.
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19 Apr 2010
## AUTOREN
G. Dilger
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