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# taz.de -- Der Run auf die Unis blieb aus: Der Bachelor ermuntert nicht
> Jeder sechste Studierende fühlt sich überlastet. Die
> Bachelor-Studierenden jobben mehr nebenher als ihre Kommilitonen in einem
> Diplom-Studiengang.
Bild: Gut zwei Drittel der Studenten und Studentinnen jobt noch nebenbei.
BERLIN taz | Was hatte sich die Politik nicht alles erhofft vom Bachelor:
kürzere Studienzeiten, weniger Abbrecher und vor allem mehr Kinder aus
bildungsfernen Schichten sollten durch die kleiner portionierten
Studiengänge zum Studium ermuntert werden. Nun, einen kleinen Erfolg der
Studiengangreform weist die aktuelle Sozialerhebung des Deutschen
Studentenwerks aus: Der Anteil der Kinder, die als Erste in ihrer Familie
studieren, ist um einen Prozentpunkt gestiegen.
Kamen 2006 noch 23 von 100 Nichtakademikerkindern an der Uni an, sind es
drei Jahre später schon 24 von 100. Der Run auf die Hochschulen blieb nach
dem kontrollierten Auslaufen der Diplom- und Magisterstudiengänge aber aus.
Die Klagerufe über zu hohe Workloads und zu viel Stress, welche
protestierende Studierende während des Bildungsstreiks im vergangenen
Wintersemester ausstießen, hallen in der aktuellen Sozialerhebung des
Deutschen Studentenwerks nur zum Teil wider. Demnach fühlt sich jeder
sechste Studierende überlastet. Speziell unter den Bachelor-Studierenden
beschwert sich jeder Fünfte über zu hohe Arbeitsbelastung.
"Verändert hat sich vor allem die Art der Arbeitsbelastung", sagt Michael
Leszczensky vom Hochschulinformationssystem, der die Daten miterhoben und
ausgewertet hat. So wenden Bachelor-Studierende an Fachhochschulen deutlich
mehr Zeit für Lehrveranstaltungen auf und verbringen weniger mit dem
Selbststudium als ihre Kommilitonen an den Universitäten.
Die Anwesenheitspflicht und die regelmäßigen Prüfungen während des Studiums
führen dazu, dass Bachelor-Studierende an Fachhochschulen rund 23
Wochenstunden in Lehrveranstaltungen und 17 in der Bibliothek oder zu Hause
verbringen. Dagegen haben ihre FH-Kommilitonen im Diplomstudiengang noch 17
Stunden pro Woche in Lehrveranstaltungen gesessen. Die zeitliche Belastung
fiel insgesamt nur eine Stunde niedriger aus.
"Für einen Teil der Studierenden entspricht der in den Protesten
artikulierte gefühlte Druck einem objektiven Druck", sagte Achim Meyer auf
der Heyde, der Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks. Für
Bachelor-Studenten an Hochschulen und Universitäten liegt die zeitliche
Belastung mit durchschnittlich 37 Wochenstunden drei Stunden über der von
Studierenden in Diplomstudiengängen.
Allerdings geben mehr Studierende an, neben dem Studium zu jobben: Ihr
Anteil hat sich gegenüber 2006 von 60 Prozent auf zwei Drittel erhöht.
Durchschnittlich 14 Stunden pro Woche jobben Studierende, die sich aus
eigenem Einkommen finanzieren. Bachelor-Studierende an Fachhochschulen, die
eher von Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern frequentiert werden,
liegen mit 15 Wochenstunden etwas über dem Durchschnitt.
Insgesamt absolvieren Studierende im Erststudium mit Studium und Arbeit
eine 44-Stunden-Woche. Die Spannbreite ist jedoch erheblich: Jeder Fünfte
hat maximal eine 35-Stunden-Woche, über die Hälfte gibt an, mehr als 40
Stunden mit Arbeit und Studium zu verbringen, und ein Drittel davon kommt
sogar auf deutlich mehr als 50 Stunden.
23 Apr 2010
## AUTOREN
Anna Lehmann
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