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# taz.de -- Präsidentenwahl in Polen: Jaroslaw Kaczynski kandidiert
> Nach dem tragischen Unfalltod des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski
> kandidiert nun sein Zwillingsbruder Jaroslaw für das höchste Staatsamt.
Bild: Jaroslaw Kaczynski: Zwillingsbruder des gestorbenen Präsidenten Lech Kac…
WARSCHAU taz | Kämpferisch, aber seit dem Tod seines Zwillingsbruders
sichtlich gealtert, will Jaroslaw Kaczynski in den Präsidentenpalast Polens
einziehen. Der Chef der nationalkonservativen Partei Recht und
Gerechtigkeit (PiS) gab gestern seine Bewerbung um das höchste Staatsamt
bei den Präsidentenwahlen am 20. Juni bekannt. In seiner offiziellen
Erklärung heißt es: "Der tragische Tod des Präsidenten und der Tod der
patriotischen Elite Polens bedeuten für uns eins: Wir müssen ihre Mission
beenden". Er sei verpflichtet, "das Testament der Verstorbenen zu
erfüllen".
Am 10. April war Polens Präsidentenflugzeug mit Lech und Maria Kaczynski
sowie weiteren 94 polnischen Politikern, Geistlichen und Militärs an Bord
im westrussischen Smolensk abgestürzt. Keiner der Insassen überlebte die
Katastrophe. Dass die 96 Polen im Sarg aus Russland zurückkehrten, löste
einen ungeheueren Schock im Lande aus.
Mit der Beerdigung der letzten Unfallopfer endeten gestern die offiziellen
Trauerfeiern. Jetzt beginnt der Wahlkampf. Der 60-jährige Jaroslaw
Kaczynski schwieg in den letzten zwei Wochen. Der sonst so angriffslustige
Vorsitzende der größten Oppositionspartei in Polen trug seinen
Zwillingsbruder und seine Schwägerin zu Grabe.
Seiner herzkranken Mutter, die auf der Intensivstation eines Krankenhauses
lag, verschwieg er den Flugzeugabsturz. Ob er den Wahlkampf durchsteht,
wissen wohl nur seine engsten Freunde. In der Öffentlichkeit zeigte er ein
versteinertes Gesicht. Kaum jemand glaubt jedoch, dass er gegen den
Favoriten Bronislaw Komorowski (57) von der liberal-konservativen
Regierungspartei Bürgerplattform (PO) tatsächlich eine Chance hat.
Jaroslaw Kaczynski hatte wie sein Bruder Jura studiert und sich früh der
Freiheitsbewegung Solidarnosc angeschlossen. Nach dem demokratischen
Umbruch von 1989 arbeite er zunächst für den damaligen Präsidenten Lech
Walesa, zerstritt sich aber bald mit ihm.
Im Herbst 2005 errangen die Zwillinge einen Doppelsieg: Zunächst gewann
Jaroslaw die Parlamentswahlen, wenig später Lech die
Präsidentschaftswahlen. Von 2006 bis 2007 stand Jaroslaw dem Kabinett als
Premier vor, doch seine Regierungszeit endete mit einem Fiasko aus
Korruptions- und Sexskandalen. Seither drückt er die Oppositionsbank.
26 Apr 2010
## AUTOREN
Gabriele Lesser
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Kommentar Kaczynski: Polnischer Totentanz
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Heiligenschein. Sein Zwillingsbruder will die Leuchtkraft für seine
politische Karriere nutzen.
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