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# taz.de -- Kommentar Kaczynski: Polnischer Totentanz
> Der tödlich verunglückte Präsident Lech Kaczynski trägt jetzt einen
> Heiligenschein. Sein Zwillingsbruder will die Leuchtkraft für seine
> politische Karriere nutzen.
Bild: Jaroslaw Kaczynski: Zwillingsbruder des gestorbenen Präsidenten Lech Kac…
Kaum wurde Polens Präsident Lech Kaczynski im Sarg aus dem
Präsidentenpalast getragen, will sein Zwillingsbruder Jaroslaw dort
einziehen. Als Testamentsvollstrecker, wie er offen zugibt. Dass er als
Premierminister vor drei Jahren einem Horrorkabinett mit zwei radikalen
Parteien vorstand, soll nun vergessen sein. Erstickt in Tränen über die
"patriotische Elite", die angeblich im Unglücksflieger zu Tode kam.
Dass es wahrscheinlich Lech Kaczynski selbst war, der den Befehl zur
Landung in Smolensk gab, dürfte in Polen nicht einmal diskutiert werden,
wenn es nach Jaroslaw ginge. Denn der tödlich verunglückte Präsident, der
im Herbst keine Chance auf eine Wiederwahl gehabt hätte, trägt nun einen
Heiligenschein.
Er liegt in der Gruft des alten Königsschlosses in Krakau neben Königen und
Heiligen. Dank Kardinal Stanislaw Dziwisz von Krakau, einem großen Anhänger
des radikalen Radio Maryja und der nationalkonservativen Partei "Recht und
Gerechtigkeit" von Jaroslaw Kaczynski.
Der Wahlkampf in Polen wird nun zum makabren Totentanz. Jaroslaw Kaczynski
will mithilfe der katholischen Kirche den alten Nationalmythos
wiederbeleben und Polen als "ewigen Helden und Opfer der Geschichte"
zeichnen - gegen die "ewigen Feinde", Deutschland und Russland. 2005 zog
Lech Kaczynski die antideutsche Karte und schlug damit den Favoriten Donald
Tusk aus dem Feld.
Diesmal sollte es gegen Russland gehen, und dazu brauchte es Katyn. Moskau
müsse das Verbrechen als "Völkermord an den Polen" anerkennen, so
Kaczynskis völlig überzogene Forderung. Und kaum hatten sich Wladimir Putin
und Donald Tusk in Katyn die Hand zur ersten Versöhnungsgeste gereicht,
giftete einer der Getreuen Kaczynskis, dies sei nur Moskauer Heuchelei.
Es ist zu hoffen, dass die Polen rechtzeitig vor den Wahlen aus ihrem
Trauerrausch erwachen. Denn Jaroslaw Kaczynski hat ihnen außer toten Helden
und Opfern wenig zu bieten.
28 Apr 2010
## AUTOREN
Gabriele Lesser
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