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# taz.de -- Die Macht der Ratingagenturen: Falsche Bewertung von Giftpapieren
> Standard & Poors, Moodys und Fitch dominieren das Geschäft mit Zensuren
> für Firmen und Länder - und damit die Finanzmärkte.
Bild: Moodys-Chef Raymond W. McDaniel und die Ex-Präsidentin von Standard & Po…
BERLIN taz | Eigentlich sagen sie nur ihre Meinung. Zum Beispiel über die
von ihnen berechnete Finanzstärke eines Landes oder eines Unternehmens.
Doch wenn sich eine der drei großen Ratingagenturen skeptisch zur Bonität
von Griechenland äußert, wird sie vom Beobachter zum Akteur an den
Finanzmärkten. Denn die Devisen- und Anleihenmärkte reagieren sofort und
schaffen spätestens damit die Fakten zur Analyse der Ratingagentur. Am
Dienstag hatte Standard & Poors Griechenland auf "Junk" herabgestuft. Das
heißt, dass Griechenland seine Anleihen auf den Finanzmärkten kaum noch los
wird.
Das Geschäft mit den Zensuren für Unternehmen wird dominiert von drei
Agenturen: Moodys, Standard & Poors und Fitch. Sie legen zwar großen Wert
auf ihre Unabhängigkeit, sind aber zum Teil mit namhaften Finanzinvestoren
verknüpft. So gehören 17 Prozent von Moodys dem US-Investor Warren Buffet,
der Konkurrent Fitch dem französischen Milliardär Marc Ladreit de
Lacharrière. Standard & Poors ist Teil des US-Medienkonzerns McGraw-Hill.
Die Wurzeln der Agenturen liegen unter anderem im Eisenbahnbau der USA, bei
dem sie Investoren Informationen über die beteiligten Firmen lieferten.
Doch schon bald weiteten sie ihr standardisiertes Bewertungssystem auch auf
andere Branchen aus.
Die US-Börsenaufsicht legte 1975 fest, dass sich Unternehmen, die in den
USA an der Börse gelistet werden wollen, ein Rating von mindestens zwei der
drei Agenturen vorlegen müssen, andere Agenturen sind dafür nicht
zugelassen. Das erklärt die Bedeutung von Moodys, Fitch und Standard &
Poors, die sich aus den zum Teil fünfstelligen Gebühren für ihre Expertisen
finanzieren. Die Kosten trägt in der Regel das begutachtete Unternehmen
oder Land.
Spätestens seit der Finanzkrise sind die Agenturen jedoch stark in der
Kritik, da sie auch die später wertlosen Pakete aus Hypothekenkrediten als
sichere Anlage auswiesen. Sowohl die Transparenz als auch die
Unabhängigkeit der Agenturen wird in Zweifel gezogen.
Erst am Wochenende waren im Rahmen der Untersuchungen des US-Senats
bezüglich der Ursachen der Finanzkrise E-Mails an die Öffentlichkeit
geraten, die zeigten, wie die Ratingagenturen dem zunehmenden Druck von
Banken ausgesetzt waren.
Und am Dienstagabend hatte ein US-Bundesgericht in New York eine Klage
gegen Standard & Poors und Moodys angenommen. Die Kläger werfen den
Ratingagenturen eine bewusst falsche Bewertung von Giftpapieren vor.
Die Politik arbeitet nun an einer strengeren Kontrolle der Agenturen. Bis
Jahresende sollen sie erstmals den europäischen Finanzaufsichtsbehörden
unterstellt werden. Eine unabhängige europäische Ratingagentur, die die
Macht der großen drei brechen könnte, ist nicht in Sicht.
29 Apr 2010
## AUTOREN
Stephan Kosch
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