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# taz.de -- Kommentar Obama: Opfer des eigenen Opportunismus
> Als konsequenter Umweltschützer kann der US-Präsident sich jetzt nicht
> mehr verkaufen. Ab noch hat Obama die Chance, die Krise zu seinen Gunsten
> zu wenden.
Bild: Warten auf den Ölteppich: Für die Vögel von Breton Island im US-Bundes…
Niemand weiß, was genau man jetzt tun müsste. Experten, Techniker und
Hilfskräfte stochern im Nebel. Eine unkontrolliert sprudelnde Ölquelle
eineinhalb Kilometer unter der Meeresoberfläche - es gibt keine
Präzedenzfälle, auf die sich die ratlosen Fachleute berufen könnten, egal
ob die US-Regierung oder British Petroleum sie bezahlt. Damit die wohl
nicht mehr vermeidbare Umweltkrise nicht zu einer für ihn gefährlichen
politischen Krise wird, muss der US-Präsident vor allem zwei Dinge
erreichen: Er muss glaubhaft machen können, dass die US-Regierung nichts,
aber auch gar nichts unversucht lässt, um die Schäden zu minimieren und
Abhilfe zu schaffen. Und er muss seine Ankündigung, der britische Ölkonzern
werde am Schluss die Rechnung bezahlen, wirklich durchsetzen. Gelingt
beides, dürfte Obama den Kopf aus der Schlinge haben.
Dass das hervorsprudelnde Öl ihn aber überhaupt politisch in
Schwierigkeiten bringt, hat er seinem eigenen Opportunismus zu verdanken.
Gerade erst einen Monat ist es her, dass Obama angekündigt hat, nun doch
weitere Ölbohrungen vor der Küste der USA zu genehmigen. Was weithin als
Konzession an die konservative Opposition gesehen wurde, um Druck
herauszunehmen und die Zustimmung zu Obamas Klimaschutzvorhaben zu
erleichtern, erweist sich als politischer Bumerang.
Zwar ist die Katastrophe politisch vor allem ein Desaster für die "Drill,
baby, drill"-Rhetorik der konservativen Leitfiguren Sarah Palin und Rush
Limbaugh, die auch prompt verstummt sind. Als konsequenter Umweltschützer
kann sich aber auch Obama nicht mehr verkaufen - eine gute Lektion,
eigentlich. Wenn auch politisch nicht einmal kurzfristig hilft, was
langfristig falsch ist, dann ist schon viel gewonnen. Wie könnte Obama
jetzt auftrumpfen, wenn er bei seiner Ablehnung geblieben wäre! Dumm
gelaufen.
Obama kann die Krise noch zur Chance drehen. Sichtbare Umweltkatastrophen,
erinnert Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman zu Recht in der New York
Times, haben schon in den 60er- und 70er-Jahren ein Umdenken überhaupt erst
möglich gemacht. Wenn Obama die richtigen Antworten findet, kann aus dem am
Meeresboden sprudelnden Öl eine neue Einsicht in die Notwendigkeit von
Umweltpolitik gewonnen werden.
Dass es so etwas braucht, ist bitter genug. Die Gelegenheit verstreichen zu
lassen, wäre allerdings mehr als fahrlässig.
4 May 2010
## AUTOREN
Bernd Pickert
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