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# taz.de -- Tempelhof öffnet sich: Und jetzt alle aufs Feld
> Das Flugfeld steht ab Samstag allen Besuchern offen. Der Senat erwartet
> 200.000 Gäste. Eine Benutzungsanleitung.
Bild: Damals durfte keiner rein: Menschen beobachten Flugzeuge während der Luf…
Wann und wo darf ich rein? Am Samstag um 9 Uhr werden die Tore geöffnet.
Voll wird es anfangs wohl am Haupteingang am Tempelhofer Damm: Hier öffnet
Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) das Tor. Das
komplette Feld ist erst ab August nutzbar. Die Hälfte des Geländes sind
Vogelschutzbereiche, die von April bis Juli nicht betreten werden sollen.
Wie viele Besucher werden erwartet? Der Senat geht von 200.000 Besuchern
pro Eröffnungstag aus.
Warum wurde der Flughafen überhaupt geschlossen? Ab 2011 soll der
Großflughafen Berlin Brandenburg International (BBI) im Südosten Berlins
den Flugverkehr in der Region bündeln. Als nächstes steht dem Flughafen
Tegel die Schließung bevor - spätestens ein halbes Jahr nachdem BBI in
Betrieb gegangen ist.
Darf ich Hund, Fahrrad und Fußball mitbringen? Ja. Fahrräder lassen sich
auch vor Ort leihen. Sprengkörper wünscht die Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung allerdings nicht - dazu gehört auch Feuerwerk.
Was bietet das offizielle Unterhaltungsprogramm? Zum Auftakt organisiert
der Turnverein TiB einen IGA-Lauf - Sportler können 5,4 Kilometer oder 10,8
Kilometer absolvieren, auch Walker sind willkommen. Wer sich nicht
angemeldet hat, kann dies vor Ort nachholen. Die Sieger werden prämiert.
Auch anschließend prägen sportliche Aktionen das Fest: neben Hockey oder
Tai-Chi wird auch die ostfriesische Sportart Boßeln angeboten. Aufführungen
gibt es unter anderem von einer Bodenturn-Gruppe, Rhönrad-Turnern und
Capoeira-Tänzern. Umweltverbände bieten botanische sowie vogel- und
insektenkundliche Führungen an. Sonntag ist ein Drachenfest geplant.
Wieso gibt es Menschen, die anlässlich der Öffnung des Geländes
demonstrieren? Das Gelände ist zwar offen - aber eingeschränkt. Nur von
Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang darf es betreten werden und nur durch die
offiziellen Eingänge. Außerdem wird das Feld von einem Sicherheitsdienst
bewacht. "Wir wollen eine Fläche haben, die auch über Nacht zugänglich ist,
ohne Zaun und Wachschutz", sagt Konny von der Initiative Reclaim Tempelhof.
Die Aktivisten befürchten, dass der Wachschutz einzelne Besucher schon an
der Pforte abweisen wird und auf dem Feld repressiv auftritt. "Wir gehen
außerdem davon aus, dass der Park früher oder später Eintritt kosten wird,
darauf weisen zum Beispiel die Drehkreuze an den Eingängen hin." Unter dem
Titel "Parade für ein Recht auf Stadt" soll daher eine Demo um 14 Uhr am
Hermannplatz starten und bis zur Oderstraße ziehen.
Was droht Besuchern nach Sonnenuntergang? Am Samstag ist um 21 Uhr Schluss.
"Dann werden Sie freundlich darauf hingewiesen, dass der Tag auf dem
Gelände zu Ende ist", sagt Mathias Gille, Sprecher der Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung. Werde das nicht verstanden, werde der Hinweis deutlicher.
Was plant der Senat mit dem Gelände? Grob gesehen soll es in seinem Inneren
ein Park bleiben und langfristig an den Rändern bebaut werden. Zunächst
soll gegen Jahresende der Sieger des Wettbewerbs für die Parkgestaltung
gekürt werden. Im Jahr 2011 beginnt der Wettbewerb für die Internationale
Gartenschau (IGA), in den die Ergebnisse des ersten Wettbewerbs einfließen
sollen. Die Schau beginnt 2017. Mit Ausnahme der IGA-Zeit ist laut Senat
kein Eintritt geplant.
Warum wird überhaupt geplant? "Wenn man nicht plant, passiert nichts,
außer, dass es ein paar Bauwagensiedlungen gibt", sagt Verwaltungssprecher
Gille. Man wolle aber, dass der "Park für alle nutzbar ist". So begründet
die Senatsverwaltung auch Zaun und Schließzeiten: Wenn nachts Lagerfeuer
gemacht würden, sei das für die meisten am nächsten Morgen wenig attraktiv.
Außerdem sei das Gelände nicht beleuchtet, daher bestehe Verletzungsgefahr.
Was wollen andere auf dem Gelände machen? Es gibt eine Reihe von
Vorschlägen. Manche wünschen sich landwirtschaftliche Flächen. Eine
Initiative hat ein Konzept für ein autofreies Stadtviertel ausgearbeitet.
Bei den Entwürfen zum Columbiaquartier war von Boulevard bis Energiecafé
einiges dabei. Und es gibt natürlich die radikaldemokratische Idee der taz,
jedem Berliner einfach einen Quadratmeter zu geben - bei rund 3.400.000
Quadratmeter und 3,4 Millionen Berlinern wäre das theoretisch möglich.
Was ist der Wettbewerb von Reclaim Tempelhof? "Ideenaustausch" nennt die
Initiative Reclaim Tempelhof ihre Aktion - schließlich gehe es nicht um
Leistung. Gesucht werden die Person, die am längsten auf dem Gelände
bleibt, der kreativste Umgang mit dem Zaun und die ungewöhnlichste
Konstruktion, um dauerhaft auf dem Feld zu bleiben. Eine Anmeldung oder
ähnliches ist nicht erforderlich, die Initiative geht davon aus, dass
ausreichend Fotografen unterwegs sind, um Beiträge festzuhalten. Die Sieger
sollen in einigen Wochen auf einer Party gekürt werden. Als Preise winken -
je nach Disziplin - ein goldener Wecker, ein goldener Bolzenschneider und
ein goldener Bauwagen.
8 May 2010
## AUTOREN
Svenja Bergt
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