Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Merkels Regierungssprecher: BR-Intendant verspricht Staatsferne
> Regierungssprecher Ulrich Wilhelm (CSU) ist zum Intendanten des
> Bayerischen Rundfunks gewählt worden. Jetzt wird über seinen Nachfolger
> in Berlin spekuliert.
Bild: Seine Tage in Berlin sind gezählt: Im Juli gibt Regierungssprecher Ulric…
BERLIN taz | Man stelle sich vor, es wäre nicht um Angela Merkels
Regierungssprecher Ulrich Wilhelm (CSU), sondern um Gerhard Schröders alten
Intimus Bela Anda (SPD) gegangen: Wäre der Durchmarsch vom Posten des
obersten Verkäufers der Bundesregierung auf den Intendantenjob bei einer
der großen ARD-Anstalten ebenso allseitig beklatscht worden, wie es nun
beim Bayerischen Rundfunk (BR) der Fall ist? Wohl kaum. Seit Donnerstag hat
der BR nun seinen designierten neuen Intendanten Ulrich Wilhelm.
Die Wahl im BR-Rundfunkrat, von den Grünen zu Recht als Farce bezeichnet,
fiel so eindeutig aus wie erwartet: Mit 40 von 44 Stimmen wurde Wilhelm
gekürt. „Ein Mann von gediegener Gelassenheit“ , titelte der Fachdienst epd
medien in seinem Porträt. Doch von solch gediegener Gelassenheit konnte
beim nichtöffentlichen „Vorsingen“ von Wilhelm im Rundfunkrat vor der Wahl
keine Rede sein: Nervös habe sich der Regierungssprecher präsentiert, sagen
Anwesende. Dabei war die Wahl ausgemachte Sache und schon vor Monaten vom
scheidenden BR-Intendanten Thomas Gruber eingefädelt worden.
Kritischen Fragen danach, wie sich so ein Wechsel von der Regierungsbank
auf den obersten Posten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk vertrage und
welche Rolle er eigentlich beim Abschuss von ZDF-Chefredakteur Nikolaus
Brender im letzten Herbst gespielt habe, sei Wilhelm ausgewichen: „Der hat
drumherumgeredet“, sagt Grünen-Rundfunkrat Ludwig Hartmann. Die
Unionsvertreter im ZDF-Verwaltungsrat hatten im November gegen den
Vorschlag von ZDF-Intendant Markus Schächter gestimmt, Brenders Vertrag zu
verlängern – und hätten damit auch den Intendanten massiv beschädigt, sagt
Hartmann.
Doch Wilhelm habe sich nicht konkret zum Umgang mit seinem künftigen
Amtskollegen Schächter äußern wollen. Er habe bisher aus der Sicht des
Regierungssprechers seinen Job gemacht, habe sich der künftige BR-Intendant
erklärt; jetzt werde er selbstverständlich für die Staatsferne des
Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks und die klare Trennung zur Politik
eintreten.
Dafür gibt es auch eine kleine Schamfrist: Wilhelm geht als
Regierungssprecher im Juli ab – so bleiben sechs Monate Abkühlphase bis zum
Amtsantritt beim BR am 1. Februar 2011. Doch wie um die Bemühungen um
wenigstens ein bisschen Staatsferne souverän zu kontakarieren, meldete sich
keine Stunde nach der Wahl als erstes die Bayerische Staatskanzlei zu Wort,
und gab ihren Segen: „Ulrich Wilhelm wird als neuer Intendant fachlich und
menschlich überzeugen“, wissen CSU-Chef Horst Seehofer und sein
Medienminister Siegfried Schneider und gratulieren herzlichst.
Bleibt die Frage, wer Wilhelm in Berlin als Regierungssprecher beerbt. Tief
im Westen wird derzeit über den Namen eines gern medienwirksam auftretenden
Chefredakteurs spekuliert, der ohnehin alle paar Jahre den Job wechselt.
Und der sich bei den eben gelaufenen Landtagswahlen mit seinen Blätter
recht deutlich hinter den CDU-Kandidaten Jürgen Rüttgers warf: Ulrich
Reitz, seit 2005 Chefredakteur der WAZ, die mit ihrem „Content-Desk“ auch
die NRZ und die Westfälische Rundschau mit überregionalen Nachrichten
versorgt.
Das höchst freundliche Interview, dass Reitz vor knapp drei Wochen mit der
Kanzlerin führte, heißt es in Essen, sei da durchaus als
Bewerbungsschreiben zu verstehen. Doch Reitz hat keine Lust auf den Job: Er
verdiene ja jetzt schon mehr als die Kanzlerin, sagte der WAZ-Chefredakteur
am Rande der Verleihung des Henri-Nannen-Preises in Hamburg.
10 May 2010
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## ARTIKEL ZUM THEMA
BR-Intendant im App-Streit: Der Verlegerflüsterer
Ulrich Wilhelm, Intendant des Bayrischen Rundfunks, beruhigt die Verleger.
Dabei vertritt er wirksam die Interessen der ARD im Streit um mobile Apps.
Regierungssprecher wird BR-Intendant: Merkels lächelndes Fallbeil
Merkels Regierungssprecher Wilhelm ist heute zum BR-Intendanten gewählt
werden. Eigentlich ein Skandal. Doch ein Aufschrei wie damals bei Brender –
Fehlanzeige.
Ein symbolischer Gegenkandidat: Zoff beim Bayerischen Rundfunk
Im ARD-Sender wehrt sich eine Handvoll Rundfunkräte gegen
Regierungssprecher Ulrich Wilhelm, der neuer Intendant des Bayerischen
Rundfunks werden soll.
Bayrischer Rundfunk: Die Keine-Wahl-Wahl
Ein Regierungssprecher soll neuer Intendant des Bayrischen Rundfunks
werden. Die Grünen kritisieren, dies sei für die Debatte über die
Staatsferne des Rundfunks fatal.
BR sucht neuen Intendanten: Schwarz-Gelb-Fernsehen
Ulrich Wilhelm, Regierungssprecher in Berlin, wird allseits geschätzt.
Jetzt gilt er als Nachfolger von Noch-BR-Intendant Thomas Gruber, und das
hat dann doch ein Geschmäckle.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.