# taz.de -- Kommentar Rot-Rot-Grün in NRW: Scheitern mit Ansage | |
> Für einen kurzen Moment keimte die Hoffnung, eine linke Koalition in NRW | |
> sei möglich – und könnte vielleicht ein Modell für den Bund werden. Es | |
> wurde eine große Chance vertan. | |
Rot-Grün-Rot ist in Nordrhein-Westfalen kurz und schmerzhaft gescheitert. | |
Die deutsche Linke bleibt parteipolitisch gefesselt. Manche mögen sich | |
einreden, dass für die Bundestagswahl 2013 doch alles offen ist. Aber das | |
ist eine rhetorische Selbstberuhigung. Ohne Probelauf für Rot-Rot-Grün in | |
einem westlichen Land wird es keine linke Bundesregierung geben. NRW war | |
eine Chance - jetzt ist sie vertan. | |
Aber warum? Es ist ziemlich merkwürdig, dass eine Regierung in Düsseldorf | |
2010 an der Frage scheitert, ob man die DDR einen Unrechtsstaat oder eine | |
Diktatur nennt. Die Linkspartei behauptet daher, die SPD habe sie bloß | |
vorführen wollen. SPD und Grünen beteuern indes, die Linkspartei sei als | |
Regierungspartei untauglich und habe DDR-Nostalgiker in ihren Reihen. Wer | |
hat recht? Beide. | |
SPD und Grüne wollten im Grunde kein Linksbündnis. Die Grünen waren sowieso | |
auf Schwarz-Grün geeicht. Die SPD hätte damit, wie in Hessen, qualvolle | |
Flügelkämpfe riskiert. Auch in der Linkspartei hätte der Sprung von der | |
Fundamentalopposition auf die Regierungsbank enorme Fliehkräfte | |
freigesetzt. Kurzum: Rot-Rot-Grün ist gescheitert, weil es im Grunde | |
niemand wollte. | |
Die landespolitischen Ziele der drei mögen ähnlich klingen. Doch das nutzt | |
wenig, wenn die handelnden Figuren nichts verbindet außer gegenseitigem | |
Misstrauen. Für Rot-Rot-Grün insgesamt bedeutet dies, dass es nur | |
kleinteilig, auf kommunaler Ebene, wachsen kann. Den großen Wurf wird es | |
kaum geben. Auch 2013 nicht. | |
Und wie geht es weiter in NRW? Hannelore Kraft wird sich kleinlaut von | |
ihrer forschen Ankündigung, Ministerpräsidentin zu werden, verabschieden. | |
Die SPD muss sich mit der Aussicht anfreunden, die undankbare Rolle des | |
Juniorpartners der CDU zu spielen. Jürgen Rüttgers ist bei der SPD mehr als | |
unbeliebt - wenn er Ministerpräsident einer großen Koalition wird, wäre | |
dies für die Genossen eine gefühlte Kapitulation. So muss Kraft hoffen, | |
dass Rüttgers verzichtet. Das ist eine ziemlich miese Ausgangslage für | |
Koalitionsverhandlungen. Aber selbst verschuldet. | |
22 May 2010 | |
## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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