# taz.de -- Ölpest im Golf von Mexiko: George Bush ist schuld! | |
> Barack Obama übt sich in Kritik und Selbstkritik. BP versucht weiter, die | |
> Quelle zu versiegeln. Eine Kamera zeigt die Versuche, das Bohrloch zu | |
> stopfen. | |
Bild: Als diese Aufnahme entstand, hatte BP damit begonnen, das Leck mit Bohrfl… | |
BERLIN taz | Jetzt ist die Ölpest im Golf von Mexiko doch auf dem Weg, zu | |
einer politischen Krise des US-Präsidenten Barack Obama zu werden. Mit | |
einer zweiten Kurzreise nach Louisiana wollte Obama am Freitag der | |
wachsenden Kritik begegnen, seine US-Regierung versage beim | |
Krisenmanagement. | |
Bereits am Donnerstag hatte Obama bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus | |
in einer Art doppelter Kommunikationsstrategie einerseits Fehler | |
zugestanden und die Verantwortung übernommen. Zugleich aber machte er die | |
Regierung seines Vorgängers George W. Bush und den Ölkonzern BP selbst für | |
die zahlreichen Mängel und die Versäumnisse bei Zulassung und | |
Sicherheitskontrolle der Ölbohrungen verantwortlich. Im Übrigen sei in der | |
politischen Debatte immer wieder von den Gefahren staatlicher Regelungswut | |
die Rede, aber, so führte er fort, "in diesem Fall bedeutete die kuschelige | |
und manchmal korrupte Beziehung der Ölindustrie zu den staatlichen | |
Kontrollbehörden, dass kaum oder gar keine Kontrolle gegeben war". | |
Angesprochen auf mögliche eigene Versäumnisse seiner Regierung beim | |
Krisenmanagement sagte Obama: "Es war ein Fehler von mir, zu glauben, die | |
Ölkonzerne wüssten, was im Fall der Fälle zu tun sei." Allerdings habe die | |
Regierung seit Beginn der Krise die Entscheidungsgewalt über jeden | |
einzelnen Schritt der Versuche, die sprudelnde Ölquelle in einer Meile | |
Tiefe zuzustopfen und die Küsten vor der Verseuchung zu schützen - auch | |
wenn BP die Maßnahmen durchführe. | |
Die Regierung, gestand Obama ein, verfüge über keine Technologie, die | |
besser sei als die von BP oder auch nur gleichwertig. Eine neu | |
eingerichtete Kommission zur Erforschung von Ursachen und Konsequenzen der | |
Explosion der Ölplattform "Deepwater Horizon" soll auch herausfinden, ob | |
die entsprechenden staatlichen Stellen in Zukunft selbst über solche | |
Notfalltechnologien verfügen sollten. | |
BP hatte am Freitag damit begonnen, im Rahmen der "Top Kill" benannten | |
Operation neben Schlamm auch noch Müll aus Gummiresten und Fasermaterialien | |
in das offene Loch am Meeresgrund zu schießen. Dieser sogenannte junk shot | |
solle eine Schicht bilden, auf der weiterer Schlamm gut halten könne, hieß | |
es. Das Ziel ist es, durch diese Zustopfmaßnahmen den Druck des | |
austretenden Öls so gering zu halten, dass anschließend ein dauerhaftes | |
Verschließen der Quelle mit Zement möglich wird. | |
Während die meisten Medien es als Vorboten des Scheiterns werteten, dass BP | |
am Donnerstagabend für rund 16 Stunden mit dem Schlammbeschuss aussetzte, | |
läuft nach Angaben des Ölkonzerns alles nach Plan. Man habe lediglich die | |
bisherigen Ergebnisse überprüfen und messen wollen, hieß es von BP. | |
Allerdings, sagte BP-Chef Tony Hayward am Freitag dem US-Sender CBS, werde | |
es noch weitere rund 48 Stunden dauern, bevor man wissen könne, ob die | |
Aktion letztlich erfolgreich sei. Vor Sonntag wird darüber also wohl keine | |
Klarheit bestehen. Bislang aber, so Hayward gegenüber CNN, sehe es gut aus: | |
"Seit Freitag früh strömt nur noch wenig Öl und Gas aus." Im Falle eines | |
Scheiterns seien bereits weitere Ideen in Vorbereitung. | |
Beamte der US-Regierung sprechen inzwischen offiziell von der schlimmsten | |
Ölpest in der Geschichte der USA. Seit der Explosion am 22. April seien | |
insgesamt mehr als 36.700 Tonnen Öl ins Meer gequollen, das sind mehr als | |
die rund 35.000 Tonnen, die beim Unglück des Tankers "Exxon Valdez" vor | |
Alaska 1989 ausgetreten waren und die Küste auf Jahre verschmutzt hatten. | |
29 May 2010 | |
## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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