# taz.de -- Ölpest im Golf von Mexiko: US-Minister räumt Mitschuld ein | |
> Der US-Innenminister räumt ein, seine Behörde habe es versäumt, die | |
> Bohrungen richtig zu überwachen. Am Strand von Key West in Florida sind | |
> die ersten Ölklumpen angekommen. | |
Bild: Eine Greenpeace-Mitarbeiterin inspiziert die von Öl verschmutzte Mississ… | |
WASHINGTON taz | Zwanzig Ölklumpen am Strand der Insel Key West im Süden | |
Floridas dehnen die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko weiter nach Osten aus. | |
Nach Louisiana – wo inzwischen Öl auf das Ufer von sechs vorgelagerten | |
Inseln sowie in das Feuchtgebiet an der Mississippi-Mündung schwappt – und | |
nach den Bundesstaaten Mississippi und Alabama könnte damit auch Florida | |
ein Opfer der Explosion der BP-Ölplattform "Deepwater Horizon" werden. | |
Wegen der wachsenden Öllache hat die US-Seefahrtsbehörde NOAA die | |
Verbotszone für Fischerei im Golf verdoppelt. Zugleich hat Innenminister | |
Ken Salazar vor dem Kongress eine staatliche Mitverantwortung für die | |
Katastrophe sowie Korruption und Laxheit in der für Ölbohrungen zuständigen | |
Aufsichtsbehörde zugegeben. In der ihm unterstellten Behörde gebe es "viele | |
ehrliche Angestellte und einige verdorbene Äpfel", so Salazar. | |
Sichtbarer werden auch die Folgen der Katastrophe für die Tierwelt. Seit | |
Ende April haben TierschützerInnen 156 tote Meeresschildkröten gefunden. | |
Hinzu kommen zwölf tote Delfine. Äußerlich sind den Tieren keine Ölspuren | |
anzusehen. Ihre Obduktion soll klären, ob sie wegen des Öls starben. Als | |
Todesursache käme auch das Bindemittel infrage, das BP und die | |
US-Küstenwache zu Hunderttausenden Tonnen aus der Luft in den Golf | |
spritzen. Das Mittel bindet das Öl und senkt es in tiefere Wasserschichten | |
ab. Seine Umweltauswirkungen sind unbekannt. | |
BP-Verantwortliche beschwichtigen dennoch. Der Konzern hat am Dienstag neue | |
Schecks für die betroffenen Bundesstaaten ausgestellt: 25 Millionen Dollar | |
für Florida, wo der Tourismus eine Haupteinnahmequelle ist und wo die | |
PolitikerInnen sich gegen Bohrungen auf dem Meer aussprechen, und je 15 | |
Millionen für die benachbarten Bundesstaaten. | |
Am sprudelnden Bohrloch am Meeresboden in 1.500 Meter Tiefe geht das | |
Experimentieren weiter. Nachdem dort – an einem von zwei Lecks – in den | |
vergangenen Tagen je 1.000 Barrel Öl (rund 159.000 Liter) abgepumpt worden | |
sind, vermeldet BP jetzt, dass täglich 2.000 Barrel Öl abgepumpt werden. | |
Der weitaus größere Teil des Öl strömt aber weiterhin ins Meer. BP hat | |
stets gesagt, man wisse nicht, wie viel Öl an dem Leck austrete. | |
Regierungsstellen sprachen von 5.000 Barrel täglich. Unabhängige | |
WissenschaftlerInnen an mehreren Universitäten, die Videoaufnahmen von dem | |
Leck am Meeresboden gesichtet haben, gehen von einer vielfachen Menge aus. | |
Am Wochenende steht ein neues Experiment an: BP will Lehm mit starkem Druck | |
in das Ölloch spritzen. Ob damit das Loch verstopft wird, ist offen. Falls | |
es nicht klappt, will BP es mit dem Einspritzen von Tennisbällen und | |
Reifenresten versuchen. Warum die Rettungsarbeiten auch vier Wochen nach | |
der Explosion der Ölplattform "Deepwater Horizon" immer noch | |
experimentellen Charakter haben, begründet BP-Sprecher Mark Proegler so: | |
"Es dauert eine Weile, um die nötigen Informationen zusammenzukriegen, die | |
wir brauchen." | |
Jetzt bekannt gewordene Ausnahmegenehmigungen, die die für Ölbohrungen | |
zuständige Aufsichtsbehörde in den vergangenen Jahren an Ölkonzerne wie BP | |
im Golf vergeben hat, zeigen, dass sie von der Pflicht befreit waren, einen | |
Nachweis für Vorbereitungen für den Fall einer Explosion zu treffen. | |
20 May 2010 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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