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# taz.de -- UN-Tribunal in Den Haag: Lebenslang für zwei Srebrenica-Mörder
> Zwei Mittäter des Massakers von Srebrenica 1995 wegen Völkermords
> verurteilt. Hohe Haftstrafen für weitere Angeklagte.
Bild: Noch vor der Urteilsverkündung: Ljubisa Beara lachend auf der Anklageban…
Im Zusammenhang mit dem Massaker von Srebrenica vor 15 Jahren hat das
UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zwei Mittäter zu lebenslanger Haft
verurteilt. Die bosnischen Serben Vujadin Popovic und Ljubisa Beara wurden
am Donnerstag des Völkermords schuldig gesprochen. Ein dritter Angeklagter,
Drago Nikolic, wurde wegen Beihilfe zum Völkermord zu 35 Jahren Haft
verurteilt. Vier weitere erhielten Gefängnisstrafen zwischen 4 und 19
Jahren.
Nach Verlesung der Anklage hatten Popovic und seine sechs Mitangeklagten
für "nicht schuldig" plädiert. Doch der Vorsitzende Richter ließ sich nicht
beirren. Nach der Vernehmung von 315 Zeugen, nach einem
Verhandlungsmarathon seit Juli 2006, erklärte Richter Carmel Agius: "Die
einzige Strafe, die es dafür geben kann, ist ,lebenslänglich'." Popovic
habe von dem Vorhaben nicht nur gewusst, sondern vielmehr selbst die
Absicht zur Zerstörung gehabt, erklärte er. Das Gericht beschrieb den
Exoffizier Ljubisa Beara als eine weitere "treibende Kraft hinter dem
Mordunternehmen".
Die Anklage hatte lebenslange Haftstrafen für alle sieben Beschuldigten
gefordert. Neben Popovic und Beara mussten sich die ehemaligen
Armeeoffiziere Vinko Pandurevic, Ljubomir Borovcanin und Drago Nikolic
wegen Völkermords, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen
vor dem UN-Tribunal verantworten. Den ehemaligen Generälen Milan Gvero und
Radivoje Miletic warf das Gericht Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor,
weil sie keine Hilfe geleistet hätten.
Vujadin Popovic war damals am 11. Juli 1995 dabei, als die bosnische
Enklave Srebrenica von seiner Truppe eingenommen wurde und das Massaker
begann. Als Leutnant und stellvertretender Sicherheitschef des Drina-Korpus
der Armee der Republika Srpska stand er in der Nähe, als sein
Oberkommandierender, General Ratko Mladic der zum Camp der holländischen
UN-Soldaten nach Potocari geflohenen Bevölkerung von Srebrenica versprach,
ihr würde nichts geschehen. Dabei habe er gewusst, dass dies eine Lüge war.
Denn er war an den Vorbereitungen beteiligt, die schließlich zu dem
Massaker führten. Die männliche Bevölkerung, so der Plan, sollte komplett
ausgelöscht werden. Über 8.000 Männer und Jungen wurden damals ermordet.
Wegen des Massakers wurde bereits General Radislav Krstic, der die
bosnisch-serbischen Truppen bei der Einnahme Srebrenicas befehligte, 2004
wegen Völkermords in einem Berufungsverfahren zu 35 Jahren Haft verurteilt.
Ende Oktober 2009 begann in Den Haag der Prozess gegen den früheren
bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic wegen Völkermords,
Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
10 Jun 2010
## AUTOREN
Erich Rathfelder
## TAGS
Srebrenica
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