# taz.de -- Bundestag beschließt Stipendienerhöhung: Stipendiaten ganz besche… | |
> Der Bundestag beschließt die Bafög-Erhöhung und verteilt mehr Geld an | |
> StipendiatInnen. Die protestieren dagegen, wollen das Geld lieber an die | |
> verteilen, die es benötigen. | |
Bild: Sie bekommen mehr Geld und wollen es gar nicht: StipendiatInnen. | |
BERLIN taz Der Bundestag hat am Freitag mit den Stimmen der | |
Regierungskoalition das nationale Stipendienprogramm und die Erhöhung der | |
Bafög-Sätze beschlossen. Vom Wintersemester an sollen Studierende, abhängig | |
vom Einkommen der Eltern, bis zu 670 Euro Bundesausbildungsförderung | |
erhalten; der Kreis der Empfänger soll durch die Anhebung der Freibeträge | |
um 50.000 Studierende wachsen. Stipendiaten sollen ab Herbst | |
elternunabhängig 300 Euro Büchergeld erhalten. Allerdings müssen die Länder | |
im Bundesrat noch zustimmen. | |
Die Stipendien in Höhe von 300 Euro sollen von den Hochschulen vergeben und | |
zu gleichen Teilen mit öffentlichen und privaten Mitteln finanziert werden. | |
Das Programm ist ein Steckenpferd von Bundesbildungsministerin Annette | |
Schavan (CDU). Sie hofft, dass dadurch bis zu 8 Prozent mehr Studierende | |
gefördert werden. "Wir wollen ein klares Signal setzen: Wir kümmern uns um | |
bessere Studienfinanzierung in Deutschland", erklärte Schavan. | |
Mit scharfer Kritik reagierten StipendiatInnen und die Opposition auf den | |
Beschluss. Isabella Weber von der Studienstiftung des Deutschen Volkes | |
protestierte mit Kommilitonen vor dem Bundestag. Die Begünstigten der | |
Büchergelderhöhung schlagen vor, das Geld lieber ins Bafög zu stecken: | |
"Dort kommt es bei den Studierenden an, die es wirklich brauchen." Die | |
bildungspolitische Sprecherin der Linkspartei, Nicole Gohlke, kritisierte, | |
dass kleine und weniger renommierte Universitäten im Kampf um die Gunst der | |
Unternehmer den Kürzeren ziehen würden. "Dadurch nimmt die Regierung das | |
Auseinanderklaffen der Bildungslandschaft in Kauf." | |
Der SPD-Abgeordnete Swen Schulz forderte die Länder auf, die "sozial | |
unausgewogene und handwerklich fehlerbehaftete" Gesetz im Bundesrat | |
abzulehnen. Die SPD fürchtet, dass das Programm für Bund und Länder teuer | |
werden könnte: Da Unternehmen ihre Stipendiengelder von der Steuer absetzen | |
könnten und Kosten für die Akquise noch gar nicht eingerechnet seien, | |
bestehe die Gefahr, dass Bund und Länder nicht wie geplant für die Hälfte, | |
sondern für zwei Drittel der Kosten von jährlich schätzungsweise 600 | |
Millionen aufkommen müssten. | |
Den Ländern sind derzeit beide Programme zu teuer. Sie fordern vom Bund | |
einen höheren Anteil der Umsatzsteuer. Nur dann wollen sie am 9. Juli im | |
Bundesrat zustimmen. | |
LUKAS DUBRO | |
19 Jun 2010 | |
## AUTOREN | |
Lukas Dubro | |
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