# taz.de -- Neues Swift-Abkommen: Keine Zeit für Diskussionen | |
> Die EU will den Vertrag zur Übermittlung von Bankdaten an die USA | |
> möglichst schnell beschließen. Eine Mehrheit für das neue Swift-Abkommen | |
> scheint sicher zu sein. | |
Bild: Datensparsamkeit soll auch für die Weitergabe von Bankdaten gelten. | |
FREIBURG taz | Der EU-Ministerrat wird voraussichtlich schon am Donnerstag | |
über das neu formulierte Swift-Abkommen abstimmen. Die Bundesregierung | |
konnte auf taz-Anfrage noch nicht mitteilen, wie sie votieren wird. Mit | |
einer Mehrheit im Rat ist aber zu rechnen. Dann kommt es auf die Zustimmung | |
des Europäischen Parlaments (EP) an. | |
Alle internationalen Banküberweisungen laufen über die Computer von Swift, | |
einer von Banken getragenen Genossenschaft. Swift verbindet 8.600 | |
Finanzinstitute in über 200 Ländern und wickelt täglich rund 15 Millionen | |
Transaktionen ab. Die Informationen sind auch für die Terroraufklärer der | |
USA interessant. Seit 2001 haben sie auf Swift-Daten in einem | |
US-Rechenzentrum zugegriffen, um die Zahlungsströme von und zu | |
Terrorverdächtigen auszuwerten. Seit Jahreswechsel verarbeitet Swift die | |
Daten europäischer Kunden aber nur noch in den Niederlanden und der | |
Schweiz. Das Abkommen mit der EU soll es den US-Behörden nun ermöglichen, | |
sich im niederländischen Rechenzentrum zu bedienen. | |
Ein erster Vertrag scheiterte im Februar am Europäischen Parlament, das | |
seine Zustimmung verweigerte. Nun hat die EU-Kommission einen neuen Entwurf | |
ausgehandelt, bei dem angeblich der Datenschutz besser gewahrt ist. Nach | |
wie vor können die USA aber massenhaft Datenpakete anfordern, zum Beispiel | |
alle Überweisungen, die von Deutschland in den letzten zwei Monaten | |
Richtung Jemen gingen. Diese Daten werden dort dann bis zu fünf Jahre auf | |
Vorrat gespeichert, auch wenn die meisten Transaktionen überhaupt nichts | |
mit Terror zu tun haben. | |
Neu ist, dass die US-Anfragen zunächst von der EU-Polizeibehörde Europol | |
daraufhin geprüft werden, ob sie wirklich so wenig Daten wie möglich | |
abrufen. Das EU-Parlament hatte jedoch gefordert, dass eine Justizbehörde | |
die Prüfung übernimmt. Europol hat möglicherweise kein Interesse an | |
Datensparsamkeit, weil es selbst von den US-Erkenntnissen profitieren kann. | |
Die EP-Fraktionen von Christdemokraten, Sozialisten und Liberalen fordern, | |
dass langfristig gar keine Massendatenpakete mehr an die USA geliefert | |
werden, sondern nur noch Daten von konkret Verdächtigen. Kurzfristig sollen | |
Beamte der EU-Kommission die Bearbeitung der Datenpakete in den USA vor Ort | |
überwachen. Der EP-Berichterstatter Alexander Alvaro (FDP) forderte eine | |
Verschiebung der Abstimmung im EU-Ministerrat. | |
23 Jun 2010 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Überwachung | |
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