# taz.de -- Serbien weist WAZ aus: "Wir lassen uns nicht ausrauben" | |
> Der serbische Wirtschaftsminister will den WAZ-Verlag aus dem Land | |
> treiben. Doch der fordert erst mal Geld. Es geht um eine Investition von | |
> 120 Millionen Euro. | |
Bild: Unerwünscht in Serbien: Der Essener WAZ-Konzern. | |
"Für die WAZ ist kein Platz in Serbien", erklärte der serbische | |
Wirtschaftsminister Mladjan Dinkic nun und will dem Verlagshaus jegliche | |
unternehmerische Tätigkeit in seinem Land verbieten. Die Entscheidung | |
darüber ist zwar offiziell noch nicht getroffen, der Vorgang zeigt aber, | |
dass sich der Konflikt zwischen dem WAZ-Konzern und der serbischen | |
Regierung zuspitzt. | |
Das Essener Unternehmen hatte letzte Woche angekündigt, sich aus Serbien | |
zurückzuziehen. Anstoß für den Rückzug war das Gerangel um den Aufkauf der | |
Tageszeitung Vecernje Novosti, die als ein Sprachrohr des serbischen | |
Nationalismus gilt. | |
Schon bisher war die WAZ zur Hälfte Eigentümerin des Zeitungsverlags | |
Politika AD mit Sitz in Belgrad. Die WAZ-Gruppe hält 50 Prozent an dem | |
Unternehmen, das 1904 gegründet wurde und der zweitälteste Zeitungsverlag | |
auf dem Balkan ist. Dort erscheinen die Tageszeitung Politika, die | |
Sportzeitung Sportski Zurnal und die Wettzeitung Mix. Zudem besitzt die WAZ | |
die Zeitung Dnevnik aus Novi Sad und den Zeitungsvertrieb Stampa. | |
"Den Wunsch des Ministers, dass wir als Investoren das Land verlassen, | |
wollen wir gerne erfüllen", sagte WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach am | |
Mittwoch in Essen. "Wir sind entschlossen, zu gehen, aber wir werden uns | |
nicht ausrauben lassen", kündigte er an. Sein Unternehmen hatte in Serbien | |
120 Millionen Euro investiert, die es wenigstens wieder zurückbekommen | |
will. | |
Nach Informationen aus Belgrad hatte der Verlag versucht, mithilfe von | |
dubiosen Mittelsmännern Aktien an der Zeitung Vecernje Novosti zu kaufen. | |
Bei einem der verwickelten Geschäftsleute handelt es sich um Stanko Suboti, | |
für den das Unternehmen eine Bürgschaft von 50 Millionen Euro garantiert | |
haben soll. | |
Andere Quellen, so Radio B92, sprechen davon, dass die Mittelsmänner der | |
WAZ-Gruppe inzwischen doch einen 23-prozentigen Anteil an Vecernje Novosti | |
übernommen haben. In diesem Gestrüpp von gegensätzlichen Interessen und | |
korruptem Geschäftsgebaren sind jedoch viele Informationen nicht | |
verlässlich. | |
Der Rausschmiss der WAZ durch den Wirtschaftsminister könnte weitreichende | |
Folgen in Bezug auf andere Investoren haben. Der ganze Vorgang sei ein | |
Alarmsignal und zeige, welche Risiken deutsche Unternehmen bei einem | |
Engagement in Serbien eingehen, wertete der Ostausschuss der Deutschen | |
Wirtschaft. | |
25 Jun 2010 | |
## AUTOREN | |
Erich Rathfelder | |
## TAGS | |
Serbien | |
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