# taz.de -- die wahrheit: Meister der Welten | |
> Ror Wolf zum Geburtstag. | |
Ein Herr mit etwa achtundsiebzig Köpfen | |
betritt die Bühne, bleibt nicht lange stehn. | |
Er setzt sich an den Tisch, dies Phänomen, | |
er hat sehr viel zu tun, man nennt es schöpfen. | |
Man schaut und staunt, wie Stück für Stück und Stück, | |
wie Bild- und Ton-Collagen und Gedichte, | |
Romane, Kurz- nebst Kleinstgeschichte | |
entstehen in der Wirklichkeitsfabrik. | |
Er sagt nicht viel, der Herr der schönen Worte. | |
Gequassel, sagt er, liegt ihm nicht im Wesen, | |
was er zu sagen hat, das soll man lesen, | |
wer Quatsch will, ist bei ihm am falschen Orte. | |
Und plötzlich, Achtung-Achtung, platzt mit Krach | |
aus den Kulissen ein gewisser Mann, | |
Herr Ramm; doch nicht allein, ihm schließt sich an | |
Herr Birn, gefolgt von, meine Herrn, Herrn Rach. | |
Herr Poch erscheint und fragt nach Alka-Seltzer. | |
Denn dicker Dunst aus dutzenden Zigarren | |
erstickt die Luft. Die Bühnenbohlen knarren, | |
es treten auf Herr Pilzer und Herr Pelzer. | |
Man grinst und wünscht sich einen guten Tag, | |
will aber nichts vorm nächsten Morgen loben. | |
Es wird, hallo!, noch voller jetzt hier oben, | |
weil Herr Hans Waldmann die Gesellschaft mag. | |
Herr Wobser wetzt die Messer im Abseits. | |
Da geht ein schwarzes Rauschen durchs Gedränge, | |
ein sachtes Seidenrascheln teilt die Menge. | |
Das ist die Witwe mit Herrn Jorgenzeitz. | |
Die Nacht bricht an, der Mond fliegt weich vorbei | |
und glitzert spitz auf den Champagnerschalen. | |
Punkt zwölf: Der Jubel ist nicht auszumalen, | |
und unser Herr am Tisch nimmt sich kurz frei. | |
Wer jetzt, ruft man, nicht feiert, ist ein Tor, | |
Wolf lebe hoch, es gibt nur einen Ror! | |
30 Jun 2010 | |
## AUTOREN | |
Kay Sokolowsky | |
## TAGS | |
Ror Wolf | |
Lyrik | |
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