# taz.de -- Kommentar Videoüberwachung: Argusaugen sind den Preis nicht wert | |
> Nach drei Jahren Überwachung registrierte die Polizei zwar weniger | |
> Drogendelikte aber viel mehr Gewalttaten. | |
Bild: Kameras verhindern keine Gewalt: Hier nehmen Polizisten einen Fußball-Fa… | |
Drei Jahre lang hatten Polizei und Innenbehörde Zeit, die Videoüberwachung | |
auf der Reeperbahn zu proben. Das Ergebnis belegt nicht den Nutzen dieses | |
schwer wiegenden Eingriffs in die Freiheit. Deshalb muss die Polizei darauf | |
verzichten. | |
Die Videoüberwachung ist vor allem eingeführt worden, um der Gewalttaten | |
auf dem Kiez Herr zu werden. Doch der erhoffte Abschreckungseffekt hat sich | |
nicht ergeben. Im Gegenteil: Die Polizei registrierte zwar weniger | |
Drogendelikte aber viel mehr Gewalttaten. | |
Selbst wenn die Polizei versucht, das dadurch zu erklären, dass durch | |
dauerndes Hinsehen und stärkere Polizeipräsenz mehr Gewalttaten bekannt | |
würden: Sie bleibt in der Pflicht, einen Rückgang nachzuweisen - und das | |
kann sie nicht. | |
Dagegen sind die Kosten der Überwachung zu halten: Monetär ausgedrückt, | |
sind es 700.000 Euro - das ist mehr als der Zuschuss für ein Kulturzentrum | |
wie die Fabrik. Sozial bedeutet das für alle, die sich im überwachten | |
Gebiet aufhalten, dass ihnen stets einer über die Schulter guckt. Mögen die | |
Beamten noch so neutral und verschwiegen sein: Es geht sie nichts an, wer | |
Sex-Shops aufsucht oder betrunken und laut singend zum Taxi wankt. | |
Absurd wird das Ganze, wenn zugleich die Polizei als Ansprechpartner von | |
der Straße geholt wird, etwa durch Schließung der Davidwache. | |
5 Jul 2010 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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