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# taz.de -- Ermittlungen nach Massenpanik: Nie wieder Loveparade
> Nach dem Unglück hat der Veranstalter Rainer Schaller erklärt, dies sei
> die letzte Loveparade in Deutschland gewesen. Die Staatsanwaltschaft
> ermittelt inzwischen.
Bild: Ende der Loveparade: Nach dem Unglück mit 19 Toten wollen die Veranstalt…
DUISBURG dpa/rts | Nach der tödliche Massenpanik bei der Loveparade in
Duisburg mit 19 Toten hat die Staatsanwaltschaft offiziell die Ermittlungen
aufgenommen. Die weltweit bekannte Technoparade soll zudem in Zukunft nicht
mehr stattfinden. Zwei Strafanzeigen gingen bisher ein. Bei der Massenpanik
am Samstag wurden rund 340 Menschen verletzt. "Die Staatsanwaltschaft
Duisburg hat sofort ein Ermittlungsverfahren eingeleitet", sagte Detlef von
Schmeling vom Polizeipräsidium Duisburg am Sonntag bei einer
Pressekonferenz der Stadt und der Veranstalter.
Die Toten waren zwischen etwa 20 und 40 Jahre alt. Noch sei unklar, wie
viele Besucher insgesamt bei der Loveparade waren, sagte von Schmeling. Die
bisher genannte Zahl von 1,4 Millionen könne er zunächst nicht bestätigen.
Als einzige feststehende Zahl nannte er 105 000 Menschen, die in der Zeit
von 9.00 bis 14.00 Uhr mit der Bahn nach Duisburg gekommen seien. Die
meisten Toten seien auf der westlichen Seite der Zugangsrampe gefunden
worden. 16 Opfer seien bislang identifiziert, die Angehörigen seien
informiert. Unter den 19 Toten bei der Love-Parade in Duisburg sind nach
Angaben der Polizei vier Ausländer. Diese Todesopfer stammten aus den
Niederlanden, Australien, Italien und China, sagte der stellvertretende
Polizeipräsident Duisburgs, Detlef von Schmeling, am Sonntag auf einer
Pressekonferenz. Die Konsulate seien informiert worden. Von den insgesamt
19 Toten seien bislang 16 identifiziert werden.
Alle Todesopfer am Ort der Love-Parade seien auf der Zugangsrampe zum
Veranstaltungsgelände gestorben, niemand im Tunnel zum Areal, sagte
Schmeling weiter. 14 Menschen seien an einer Metalltreppe ums Leben
gekommen, zwei an einer Plakatwand. Drei Verletzte waren im Krankenhaus
gestorben. Wie viele Ausländer unter den 340 Verletzten seien, darüber
lägen noch keine Informationen vor. Die Katastrophe bei dem Techno-Fest
wurde nach Angaben der Behörden dadurch ausgelöst, dass Besucher
versuchten, an dem einzigen Zugang zum Gelände am Ende eines Tunnels
Absperrungen zu übersteigen und dabei abstürzten. Dadurch entstand eine
Massenpanik in den Tunnel hinein. Die Veranstalter wollten sich nicht dazu
äußern, wie der Zugang durch den Tunnel zum Festgelände vor Beginn der
Loveparade mit Blick auf die Sicherheit der Besucher bewertet worden war.
Der Sprecher der Veranstalter Lopavent, Björn Köllen, verwies auf die
Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Von Schmeling sagte, dass die Polizei
vor dem Unglück eine zweite Zugangsrampe geöffnet habe, damit der Druck auf
den ersten Zugang nachlassen könne. Teil des Sicherheitskonzeptes sei
gewesen, den Zugang zum Tunnel zu regulieren. Das sei den ganzen Tag über
durch die Polizei erfolgt. Der Zugang zum Gelände sei zu keinem Zeitpunkt
gesperrt gewesen. Zum Zeitpunkt des Unfallgeschehens hat es nach
Informationen von Schmeling durchaus noch Bewegungsmöglichkeiten auf der
Rampe gegeben Der Organisator der Loveparade, Rainer Schaller, verkündete
das "Aus" der Technoparade.
"Worte reichen nicht aus, um das Maß meiner Erschütterung zu erklären",
sagte er. "Mir ist alles daran gelegen, die Geschehnisse vollständig
aufzuklären." Die Technoparty - die vor 21 Jahren in Berlin gegründet wurde
- findet damit auch nicht wie geplant im kommenden Jahr in Gelsenkirchen
statt. Kritikpunkt vieler Augenzeugen war stets das Sicherheitskonzept und
die Organisation der Massenparty. Tausende Menschen hatten sich in einem
Tunnel zum Veranstaltungsgelände gestaut. Die Polizei war mit mehr als 4000
Kräften vor Ort. Der Leiter der Duisburger Krisenstabs, Wolfgang Rabe,
erklärte, er habe am Sonntagmorgen alle seine Unterlagen der
Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt. Vor der Presse wollte er wegen
der bereits begonnenen Ermittlungen keine weitere Aussagen machen.
Er sagte, der Veranstaltungsplatz auf dem alten Güterbahnhof könne
grundsätzlich bis zu 300 000 Menschen aufnehmen. Er sei zum Zeitpunkt der
Unglücks nicht vollständig gefüllt gewesen. Duisburgs Oberbürgermeister
Adolf Sauerland (CDU) zeigte sich tief erschüttert. "Die Trauer vermag ich
nicht in Worte zu kleiden, dieses Unglück ist so entsetzlich, dass man es
nicht in Worte fassen kann". Er warnte vor voreiligen Schuldzuweisungen.
Die Staatsanwaltschaft müsse ermitteln, den Behörden seien Akten dazu
übergeben worden.
25 Jul 2010
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