# taz.de -- Mit Kind - ohne Trauschein: Mehr Rechte für ledige Väter | |
> Unverheiratete Paare sollen automatisch das gemeinsame Sorgerecht | |
> erhalten. Die FDP will, dass dabei auch gegen den Willen der Mutter | |
> entschieden werden kann | |
Bild: Mit dem neuen Recht auf dem Weg von der Erzeuger- zur Erzieherrolle? | |
Geht es nach der FDP, sollen unverheiratete Eltern künftig von Anfang an | |
das gemeinsame Sorgerecht ausüben. Justizministerin Sabine | |
Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) lässt derzeit Eckpunkte für eine | |
Neuregelung des Sorgerechts prüfen. Bislang haben nur verheiratete Paare | |
automatisch das gemeinsame Sorgerecht. Unverheiratete Paare können es aber | |
beantragen, also gemeinsam erklären. Die Mutter muss dem aber ausdrücklich | |
zustimmen. | |
Genau das hatte der Europäische Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) im | |
Dezember 2009 kritisiert. Damals hatte in Straßburg ein nichtverheirateter | |
Vater geklagt, weil er jahrelang vergeblich um das Sorgerecht für seine | |
Tochter gekämpft hatte. | |
Nach dem Urteil des EGMR ist der Gesetzgeber in Deutschland aufgefordert, | |
das bestehende Recht zu reformieren, in Richtung gemeinsames Sorgerecht. | |
"Dreh- und Angelpunkt aller Überlegungen ist das Wohl der betroffenen | |
Kinder", sagte Leutheusser-Schnarrenberger in der Frankfurter Allgemeinen | |
Sonntagszeitung. Notwendig sei ein Sorgerecht, bei dem die "Interessen | |
aller Beteiligten angemessen berücksichtigt werden und auch die Väter die | |
Chance haben, das Sorgerecht auszuüben", erklärte die Justizministerin. | |
Eingebaut werden soll dem Vernehmen nach eine Widerspruchslösung: Sofern | |
die Mutter dem gemeinsamen Sorgerecht nicht widerspricht, soll es beiden | |
Eltern automatisch nach der Geburt des Kindes zugesprochen werden. Hat die | |
Mutter jedoch Einwände, soll ein Familiengericht entscheiden, im Notfall | |
auch gegen den Willen der Mutter. | |
Ute Granold, CDU-Mitglied im Ausschuss für Menschenrechte im Bundestag, | |
plädierte dafür, die Hürden nicht zu hoch aufzubauen. "Die häusliche | |
Gemeinschaft sollte keine Vorbedingung für das gemeinsame Sorgerecht sein", | |
sagte sie. | |
Die familienpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Katja | |
Dörner, sieht in dem FDP-Vorstoß einen Fortschritt. Es müssten jedoch | |
genaue Details des Papiers abgewartet werden, sagte sie zur taz: "Das | |
Vetorecht der Mutter, so wie es jetzt existiert, ist nicht mehr haltbar. | |
Das Kind hat das Recht auf beide Eltern. Daher gibt es keinen Grund, warum | |
verheiratete und unverheiratete Paare beim Sorgerecht unterschiedlich | |
behandelt werden sollten." | |
Der Verein Väteraufbruch für Kinder begrüßte das Vorhaben. "Die Idee ist | |
richtig, es wird die Elternschaft in den Blick gerückt und nicht die | |
Mutterschaft", sagte Sprecher Rainer Sonnenberger gegenüber der taz. Der | |
Verein plädiert unter anderem dafür, dass Mütter und Väter gemeinsam Eltern | |
bleiben, auch wenn sie sich als Paar trennen. | |
Was aber passiert, wenn sich Väter nach einer Trennung aus ihrer | |
Verantwortung stehlen? Wenn sie keinen oder zu wenig Unterhalt zahlen? Wenn | |
sie das Umgangsrecht nicht so ausfüllen, wie sie es sollten? Und wenn sie | |
über das gemeinsame Sorgerecht Druck auf die Mutter ausüben? Rainer | |
Sonnenberger: "Wir hoffen, dass mit dem gemeinsamen Sorgerecht Väter nicht | |
nur mehr Rechte bekommen, sondern auch stärker in die Pflicht genommen | |
werden." | |
SIMONE SCHMOLLACK | |
25 Jul 2010 | |
## AUTOREN | |
S. Schmollack | |
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