# taz.de -- Entwarnung für die Hauptstadt: Berlin droht keine Sintflut | |
> Das Hochwasser an Neiße und Spree verliert in Brandenburg allmählich an | |
> Zerstörungskraft. Sachsen legt ein Hilfsprogramm auf und setzt auf | |
> Bundesbeteiligung. | |
Bild: Die Lage am Berliner Spreeufer bleibt entspannt. | |
Die Hochwasserwelle der Neiße und der Spree hat Brandenburg erreicht. | |
Entlang der beiden Flüsse wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Sorge bereitet | |
den Experten, dass es an beiden Flüssen seit 1981 kein extremes Hochwasser | |
mehr gab und die technischen Schutzanlagen größtenteils noch aus DDR-Zeiten | |
stammen. Ministerpräsident Matthias Platzeck, der am Montag in die | |
Krisenregion reiste, warnte vor "sehr alten Deichen". In drei kleineren | |
Orten nahe Guben mussten 180 Einwohner ihre Häuser vorsorglich verlassen. | |
Insgesamt kann aber in Brandenburg nicht von einer dramatischen Lage | |
gesprochen werden. Am Dienstag sanken die Pegel im Süden bereits wieder. | |
Auch für die Berliner Spree wird nur ein geringfügiger Anstieg erwartet. | |
Eine Schlüsselrolle kam dabei der Talsperre Spremberg zu, die wegen | |
Wartungsarbeiten zufällig weitgehend entleert war. | |
In Sachsen wird den Anrainern der Elbe auf jeden Fall ein Desaster wie 2002 | |
erspart bleiben. Die Pegel an der tschechischen Grenze und in Dresden | |
stagnieren oder sinken, bevor die Hochwasserwarnstufe 3 bei einem Pegel von | |
6 Metern erreicht werden konnte. Zu einem ersten Test der neuen flexiblen | |
Schutzwände, die die Dresdner Altstadt vor Hochwasser schützen sollen, wird | |
es nicht mehr kommen. Die Versicherung Münchener Rück schätzt die bisherige | |
Schadenssumme auf mehr als eine Milliarde Euro, etwa ein Zehntel der Summe | |
von 2002. | |
In Sachsen hat sich inzwischen das Regierungskabinett mit der Bewältigung | |
und Regulierung der Schäden befasst. Ungeachtet der Versicherungsregelungen | |
und der Kreditwürdigkeit im Einzelfall hat die Landesregierung zwei | |
Programme für zinsverbilligte Darlehen an Privatpersonen und Kommunen | |
aufgelegt. Über diese 50 Millionen Euro hinaus griffen aber noch bestehende | |
Fachförderprogramme, sagte Innenminister Markus Ulbig (CDU). "Ich erwarte | |
auch eine Bundesbeteiligung", fügte er hinzu. Über die könne aber erst nach | |
Erfassung der kompletten Schadensbilanz gesprochen werden. Mit der | |
Abwicklung der Formalitäten ist wiederum die Sächsische Aufbaubank betraut. | |
Nach wie vor wird über das nach 2002 vermeintlich perfektionierte | |
Hochwasserwarnsystem in Sachsen diskutiert. Nach Erklärungen von | |
Umweltminister Frank Kupfer am Dienstag wurde nochmals deutlich, dass auch | |
für die Meteorologen keine exakte Voraussage möglich war. Es handelte sich | |
wie vor fast genau acht Jahren um eine so genannte 5b-Wetterlage mit | |
feuchter Luft aus dem Mittelmeerraum, die wegen des großen russischen | |
"Waldbrand"-Hochs nicht mehr nach Nordosten vorankam. Die Niederschläge | |
erreichten mit lokalen Regenmengen bis zu 160 Liter pro Quadratmeter etwa | |
die Hälfte der Spitzenwerte von 2002. | |
Man habe sogar am Freitagabend vorsorglich vor Erreichen der Alarmstufe 1 | |
die 1.100 "Stammkunden" im Verteiler der Hochwasserzentrale informiert, | |
sagte Kupfer. Nur ein Drittel der kommunalen und privaten | |
Entscheidungsträger habe allerdings den Eingang dieser Meldung bestätigt. | |
Der Umweltminister bekannte sich nochmals zum technischen Hochwasserschutz. | |
Besonders im Gebirge, wo für Flüsse keine Ausbreitungsflächen vorhanden | |
sind, gebe es dazu keine Alternative. Grüne und Umweltverbände kritisieren | |
dieses ihrer Meinung nach einseitige Konzept. | |
10 Aug 2010 | |
## AUTOREN | |
Michael Bartsch | |
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