# taz.de -- UN-Bericht zu Jugendarbeitslosigkeit: Generation ohne Arbeit | |
> Krisen-Zeiten: Die Jugendarbeitslosigkeit ist auf Rekordhoch, besonders | |
> in Industrie- und Schwellenländern. Deutschland hat Glück gehabt und | |
> liegt unterhalb des EU-Durchschnitts. | |
Bild: Jugendarbeitslosigkeit in Ostdeutschland: Infobrett auf der Aus- und Weit… | |
Die weltweite Jugendarbeitslosigkeit ist im Zuge der Wirtschaftskrise auf | |
ein Rekordniveau angestiegen. Laut eines Berichts der Internationalen | |
Arbeitsorganisation (ILO), einer UN-Sonderorganisation, hat die | |
Arbeitslosigkeit junger Menschen zwischen 15 und 24 Jahren den höchsten | |
bislang gemessenen Stand erreicht. Die Autoren des Berichts warnen, es | |
drohe eine "verlorene Generation junger Menschen", die jede Hoffnung auf | |
eine auskömmliche Arbeit aufgebe. | |
Ende 2009 waren von 620 Millionen erwerbsfähigen Jugendlichen weltweit etwa | |
81 Millionen arbeitslos und damit 7,8 Millionen mehr als zwei Jahre zuvor. | |
Somit stieg die Arbeitslosenrate innerhalb von zwei Jahren von 11,9 auf 13 | |
Prozent. Als arbeitslos wurden von der ILO alle definiert, die nicht | |
mindestens eine Stunde pro Woche gearbeitet haben und die aktiv Arbeit | |
suchen und für sie verfügbar sind. Wer also an einer Weiterbildungsmaßnahme | |
teilnimmt, wird nicht gezählt. | |
Während die Jugendarbeitslosigkeit in den Industrieländern mit 17,7 Prozent | |
weit über dem internationalen Durchschnitt liegt, waren in Deutschland nur | |
8,8 Prozent arbeitslos. Nicht gezählt werden hier etwa Jugendliche, die | |
sich in Fördermaßnahmen befinden, die von der Bundesagentur für Arbeit | |
bezahlt werden. Aktuell sind dies nach Angaben einer Sprecherin etwa | |
225.000 Jugendliche. Die UN-Experten führen die - verglichen mit dem | |
europäischen Umfeld - niedrigen Arbeitslosenzahlen bei Jugendlichen auf das | |
duale Ausbildungssystem zurück. Auf taz-Anfrage sagte UN-Ökonom Steven | |
Kapsos, die deutsche Regierung habe vergleichsweise gut auf die | |
Wirtschaftskrise reagiert, mit Weiterbildungs- und Kurzarbeiterprogrammen. | |
"Das hat Deutschland sicherlich geholfen, einen Anstieg bei der | |
Arbeitslosigkeit zu vermeiden." | |
Von Jugendarbeitslosigkeit besonders betroffen sind einige Schwellenländer, | |
vor allem in Nordafrika und im Nahen Osten mit Raten von über 23 Prozent. | |
Dort ist die zunehmende Arbeitslosigkeit die stärkste Auswirkung der | |
Wirtschafts- und Finanzkrise. In den Entwicklungsländern, in denen 90 | |
Prozent aller Jugendlichen leben, besteht dagegen eher die Gefahr der | |
Unterbeschäftigung und Armut. Für diejenigen, die noch eine feste Arbeit | |
haben, sinken die Arbeitszeiten und die Löhne. 28 Prozent der Jugendlichen | |
weltweit müssen, obwohl sie arbeiten, mit weniger als 1 Euro pro Tag | |
auskommen, sie gelten als die "working poor". Gleichzeitig nehme die | |
ungeschützte Beschäftigung im informellen Sektor zu. | |
Die UN-Experten gehen davon aus, dass die Arbeitslosenquote unter den | |
Jugendlichen bis Ende des Jahres sogar auf 13,1 Prozent ansteigen, 2011 | |
aber geringfügig zurückgehen wird. Diese vom ILO berechneten Prognosen | |
basieren auf den Wachstumsprognosen des Internationalen Währungsfonds. | |
Der Bericht zeigt Geschlechterunterschiede auf: Weltweit sind junge Frauen | |
mit 13,7 Prozent häufiger arbeitslos als junge Männer mit 12,9 Prozent. In | |
den Industriestaaten ist es umgekehrt: Ende 2009 waren hier 19,5 Prozent | |
der jungen Männer arbeitslos, gegenüber 15,6 Prozent der jungen Frauen. | |
13 Aug 2010 | |
## AUTOREN | |
Karin Schädler | |
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