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# taz.de -- Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich: No Jobs, No Future
> In der Krise ist die Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich auf über 25
> Prozent angestiegen. Pessimismus regiert, Frankreichs Jugend sieht ihre
> Zukunft so schwarz wie kaum eine andere.
Bild: Graffiti in einem französischen Vorort.
Die Jugendarbeitslosigkeit, die in Frankreich seit 2004 mehr als 20 Prozent
betrug, ist mit der Krise auf fast 25 Prozent angestiegen. Bedeutet dies,
dass ein Viertel der 18- bis 25-Jährigen stempeln geht? Nein, denn nur
jeder vierte der verfügbaren Stellensuchenden in dieser Alterskategorie
gilt statistisch als arbeitslos. Rund zwei Drittel der jungen Leute sind ja
noch in irgendeiner Ausbildung. Der Anteil der bereits Erwerbsfähigen mit
circa 32 Prozent ist geringer als im EU-Durchschnitt (41 %) oder in
Deutschland (47 %) .
So betrachtet, ist die Arbeitslosenrate aller 18- bis 25-Jährigen mit knapp
8 % sogar tiefer als im EU-Durchschnitt. Einen Grund zur Beruhigung stellt
dies aber keineswegs dar. Viele "Studierende" sind verkappte Arbeitslose,
die von den Eltern durchgefüttert werden.
Außerdem sind die gemeldeten und inoffiziellen Jugendarbeitslosen sozial
und regional sehr ungleich verteilt. Mit 40 bis 50 Prozent ist das Problem
fehlender Arbeitsplätze in bestimmten Außenquartieren der "Banlieue" in
explosiver Weise konzentriert, wo fast ausschließlich Immigrantenfamilien
wie in sozialen Ghettos ausgegrenzt leben. Wen wundert es, dass diese
Pulverfässer regelmäßig bei Revolten hochgehen? Auf jeden Fall nicht Cécile
Duflot, die Parteichefin der französischen Grünen: "Den jungen Leuten keine
Perspektive zu bieten, das ist brutal, eine Arbeitslosigkeit von 25 Prozent
der 18- bis 25-Jährigen ist eine Form von Gewalt."
Die Banlieue-Jugend wird zum permanenten Angstfaktor einer Gesellschaft,
die im arbeitslosen Banlieue-Jugendlichen einen potenziellen Delinquenten
sieht. Der von Präsident Sarkozy versprochene "Marshall-Plan für die
Banlieue" aber verstaubt in einer Schublade. Auch auf die konkreten
Resultate des 2009 angekündigten Dringlichkeitsprogramms, das mit insgesamt
1,3 Milliarden Euro Lehrstellen und bezahlte Praktika für Berufsbeginner
subventionieren soll, wartet man noch.
Nicht ganz ohne Grund sind die jungen Franzosen und Französinnen darum
pessimistischer als ihre Altersgenossen in den Nachbarländern. In einer
Vergleichsstudie mit siebzehn Ländern betrachten nur 25 Prozent der jungen
Menschen in Frankreich ihre Zukunft als erfolgversprechend, gegenüber knapp
60 Prozent in Dänemark oder 36 Prozent in Deutschland. Wenn die Antworten
auf alle Fragen zur persönlichen und gesellschaftlichen Entwicklung und zur
Zufriedenheit kombiniert werden, wird deutlich, dass in keinem der übrigen
Länder die jungen Leute derart schwarz sehen. Frankreich kann der
ILO-Warnung vor einer No-future-Generation als Fallbeispiel dienen.
13 Aug 2010
## AUTOREN
Rudolf Balmer
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