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# taz.de -- Kommentar: Der hohe Preis des Schweigens
> Viel zu lange hat der Vorsitzende der Berliner SPD geschwiegen. Erst
> jetzt fordert Michael Müller den Ausschluss von Thilo Sarrazin aus der
> Partei - jetzt, wo das alle fordern. Dabei wäre der richtige Zeitpunkt
> für diese Forderung spätestens in diesem Frühjahr gewesen.
Bild: Sarrazins Aussage, dass „alle Juden ein bestimmtes Gen teilen“ war ei…
Viel zu lange hat der Vorsitzende der Berliner SPD geschwiegen. Erst jetzt
fordert Michael Müller den Ausschluss von Thilo Sarrazin aus der Partei -
jetzt, wo das alle fordern. Der richtige Zeitpunkt für diese Forderung wäre
spätestens in diesem Frühjahr gewesen: Damals lief bereits ein
Parteiausschlussverfahren gegen Sarrazin wegen rassistischer Äußerungen.
Anlass des Verfahrens war ein Interview Sarrazins, in dem er unter anderem
gesagt hatte, Araber und Türken hätten "keine produktive Funktion, außer
für den Obst- und Gemüsehandel". Sie seien weder integrationswillig noch
integrationsfähig. Der Spandauer SPD-Kreisvorsitzende Raed Saleh zeigte
Courage: Er nannte Sarrazins Äußerungen rassistisch und brachte das
Parteiausschlussverfahren in Gang.
Heute wird der Landesvorstand unter Michael Müller sich wahrscheinlich
wünschen, er hätte schon damals auf Raed Saleh gehört. Doch damals schloss
er sich dem Ausschlussverfahren nicht an. Er schwieg auch, als die
Landesschiedskommission im März ihr Urteil fällte: Sarrazins Aussagen
könnten kein Rassismus sein, weil er nicht alle Migranten gleichermaßen
abwerte, sondern Unterschiede zwischen Arabern und Türken auf der einen
Seite und Vietnamesen und Osteuropäern auf der anderen Seite mache. Zu
dieser skandalösen Rassismusdefinition wurde keine kritische Stimme aus dem
Landesvorstand laut. Sarrazin blieb also weiterhin Parteimitglied und
konnte sich darauf berufen, dass das Ausschlussverfahren gescheitert war.
Weil der Berliner Landesverband nicht damals schon den Bruch mit Sarrazin
gewagt hat, hat heute die ganze SPD ein Problem.
31 Aug 2010
## AUTOREN
Sebastian Heiser
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