# taz.de -- Erneute Panne im Golf von Mexiko: Wieder Bohrinsel in Brand | |
> Eine Plattform im Golf von Mexiko hat Feuer gefangen, aber es läuft kein | |
> Öl aus. Der Konzern BP argumentiert, ohne neue Tiefseequellen, könne er | |
> keine Entschädigungen zahlen. | |
Bild: Rettendes Wasser: Arbeiter der Öl-Plattform warten auf Hilfe. | |
WASHINGTON taz | Ein Tag im internationalen Ölgeschäft: Im Golf von Mexiko | |
geht die Ölbohrinsel "Vermilion" - zu Deutsch: Zinnoberrot - in Flammen | |
auf: 13 Arbeiter retten ihr Leben mit Sprüngen ins Meer. Vorher schaffen | |
sie es offenbar, die sieben Bohrlöcher unter der Plattform zu verschließen. | |
In der Arktis, nordwestlich vom kanadischen Festland, rammt der Tanker | |
"Nanny" eine Sandbank. Vorerst laufen die neun Millionen Liter Diesel aus | |
seinem Bauch nicht aus. In Washington droht ein Spitzenmanager der | |
Mineralölgesellschaft, die in diesem Sommer im Golf von Mexiko die größte | |
Ölkatastrophe der Geschichte verursacht hat, unverhohlen den Abgeordneten. | |
"Wenn wir keine Genehmigungen für weitere Tiefseebohrungen erhalten, | |
gefährdet das unseren Cash-Flow", sagt BP-Vize David Nagle in einem | |
Interview, "dann wird es auch schwieriger, die Sanierungsprogramme und | |
Entschädigungen zu finanzieren." Für die Umweltschäden im Golf und die | |
sozialen und wirtschaftlichen Schäden an Land hat BP nach eigenen Angaben | |
bislang umgerechnet 6,2 Milliarden Euro ausgegeben. Weitere | |
Milliarden-Ausgaben für die Folgen der Katastrophe stehen an. | |
Das explosivste der drei Ereignisse vom Donnerstag, das Feuer auf der | |
"Vermilion", wäre unter normalen Umständen allenfalls eine Kurzmeldung | |
geworden. Brände bei der Off-Shore-Förderung sind keine Seltenheit. | |
Insbesondere, wenn es sich um ältere Plattformen wie die "Vermilion 380-A" | |
des in Texas ansässigen Konzerns Mariners Energy handelt. Sie war seit drei | |
Jahrzehnten im Einsatz und hat eine lange Liste von behördlicherseits | |
festgestellten Instandhaltungs- und Reparaturproblemen. Nach bisherigen | |
Erkenntnissen ist bei dem Brand vom Donnerstag auf der in flachem Wasser | |
gelegenen Förderplattform kein Öl ins Meer gelaufen. | |
Doch die Vorgeschichte dieses Sommers ließ die Küstenbewohner im 150 | |
Kilometer entfernten Louisiana bei dem neuen Brand aufhorchen. Umgehend | |
reagierten auch örtliche und nationale Spitzenpolitiker. Erst am 20. April | |
war - 300 Kilometer weiter östlich vom jetzigen Unfallort - die | |
BP-Bohrplattform "Deepwater Horizon" explodiert. Elf Arbeiter kamen ums | |
Leben. Anschließend experimentierten die international renommiertesten | |
Experten der Branche monatelang, um das außer Kontrolle geratene Bohrloch | |
in 1.500 Meter Tiefe zu schließen. Erst am 15. Juli waren sie erfolgreich. | |
Bis dahin strömten rund 780 Millionen Liter Rohöl in den Golf. | |
Schon bevor das Loch gestopft war, machte die Ölindustrie Druck, um das | |
sechsmonatige Moratorium für neue Tiefseebohrungen zu stoppen. Die | |
US-Regierung will das Moratorium nutzen, um Fehler in der Technik sowie bei | |
der Kontrolle der Konzerne aufzuspüren. Erst am Vortag des neuen Brandes | |
forderte das American Petroleum Institute bei Kundgebungen in Texas, die | |
Pause zu beenden. | |
3 Sep 2010 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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