# taz.de -- Streit über Bahnprojekt "Stuttgart 21": SPD fordert Volksentscheid | |
> In die Auseinandersetzung um das Milliardenprojekt "Stuttgart 21" kommt | |
> Bewegung: Die Landes-SPD plädiert dafür, die Bürger entscheiden zu | |
> lassen. | |
Bild: Die Proteste in Stuttgart halten an - und der Druck auf die Politik steig… | |
STUTTGART taz | Trotz der Absage des runden Tisches könnte Bewegung in die | |
Auseinandersetzung um das Milliardenprojekt „Stuttgart 21“ kommen. Die SPD | |
will am Mittwoch in Stuttgart einen Vorschlag für einen Volksentscheid über | |
das Bauvorhaben vorstellen. Initiator eines entsprechenden öffentlichen | |
Appells war der SPD-Vordenker Erhard Eppler. Offiziell ist die SPD noch | |
geschlossen für den Bau des Tiefbahnhofs. | |
Wenn Gespräche „nicht zu einer Lösung und Befriedung führen, sollten die | |
Bürgerinnen und Bürger – in welcher Form auch immer – die Chance bekommen, | |
selbst zu entscheiden. Und die Entscheidung der Bevölkerung muss dann auch | |
akzeptiert werden“, zitiert das Online-Magazin stern.de aus dem Appell. Die | |
Landes-SPD bestätigte, dass dieser Aufruf in Absprache mit dem | |
Landesvorsitzenden Nils Schmid erfolgt sei. Auch Schmid sei demnach für | |
einen Volksentscheid, bestätigte ein Sprecher gegenüber der taz. | |
Derweil zeigen sich Gegner und Befürworter des Projekts weiter | |
gesprächsbereit, nachdem am Montagabend ein Sondierungsgespräch abgesagt | |
worden war. „Wir würden uns gerne zusammensetzen und reden“, sagte Axel | |
Wieland vom Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 der taz. „Die Voraussetzung | |
ist aber, dass es wirklich einen Baustopp gibt, der zeigt, dass es eine | |
ernsthafte Gesprächsbereitschaft gibt.“ | |
An dieser Bedingung war das für Freitag geplante Sondierungsgespräch | |
gescheitert, wobei selbst Befürworter des Tiefbahnhofs in der Zwischenzeit | |
einen vorläufigen Baustopp gefordert hatten. Doch nachdem auch zu | |
Wochenanfang der Abrissbagger nicht still gestanden hatte, sagte das | |
Aktionsbündnis am Montagabend das Treffen ab. | |
Zusätzlich fehlte dem Bündnis auch das Gefühl, dass am runden Tisch über | |
alles hätte geredet werden können. „Bahnchef Grube hatte deutlich gemacht, | |
dass ein Baustopp und ein Ende des Projekts für ihn überhaupt keine Themen | |
seien“, so Wieland. „Für uns ist es aber nicht das Ziel, dass alle nach dem | |
Gespräch nach Hause gehen und keiner mehr protestiert. Es müssen alle | |
Fakten zu Stuttgart 21 auf den Tisch.“ | |
Die Grünen im Landtag bedauern das Scheitern, sprechen aber von einem | |
„ersten Anlauf“. „Ohne die Teilnahme des Aktionsbündnisses macht das | |
Spitzengespräch in der geplanten Form keinen Sinn“, sagte der | |
Fraktionsvorsitzende Winfried Kretschmann. „Ich habe die | |
Projektverantwortlichen auch in persönlichen Gesprächen davon zu überzeugen | |
versucht, die Abrissarbeiten am Nordflügel bis zum Gespräch auszusetzen.“ | |
Es sei ihm ebenso wie dem Aktionsbündnis unbegreiflich, warum die Deutsche | |
Bahn dieses Zeichen nicht setzen wollte. | |
Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) hatte lediglich angeboten, als | |
einmalige Geste den Bagger während des Gesprächs ruhen zu lassen, nicht | |
aber in den Tagen davor. Er schob den Gegnern den schwarzen Peter zu. Sie | |
hätten „die ausgestreckte Hand der Projektträger ausgeschlagen“. Weiter | |
sagte er: „Unser Gesprächsangebot gilt fort.“ | |
Doch auch angesichts eines weiteren Einsatzes der Polizei zweifeln die | |
Gegner an der Ernsthaftigkeit des Angebots. In der Nacht zum Dienstag | |
räumte die Polizei ein Baumhaus im Schlossgarten nahe dem Hauptbahnhof, das | |
vier Aktivisten der Umweltgruppe Robin Wood seit Freitag besetzt hielten. | |
Es sollte neben der Mahnwache am Nordflügel als weitere Anlaufstelle | |
dienen. Robin Wood bezeichnete den Einsatz der Polizei als | |
unverhältnismäßig. „Mit diesem unnötigen Einsatz soll der Protest gegen | |
Stuttgart 21 augenscheinlich eingedämmt werden“, sagte Kei Andrews. Doch | |
mit solch einem Vorgehen würden die Projektträger nur noch mehr Menschen | |
gegen sich aufbringen. | |
7 Sep 2010 | |
## AUTOREN | |
Nadine Michel | |
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