# taz.de -- Kommentar Fluglärm: Fernweh und Profitgier | |
> Fluglärm ist keine schöne Sache. Deshalb sind die Proteste der | |
> Zehlendorfer und Kleinmachnower verständlich. Dass sie Erfolg haben | |
> werden, darf aber bezweifelt werden. Denn Fernweh und Profitgier werden | |
> eher respektiert, als der Wunsch nach einer fluglärmfreien Wohnung. | |
Bild: Am liebsten wäre den Anwohnern nun ein Flughafen weit weg von ihrem Haus. | |
Fluglärm ist keine schöne Sache. Zumindest nicht, wenn man in einer | |
Einflugschneise wohnt. Deshalb sind die Proteste der Zehlendorfer und | |
Kleinmachnower absolut verständlich. Dass sie Erfolg haben werden, darf | |
aber bezweifelt werden. Denn zwei Werte werden eher respektiert, als der | |
Wunsch nach einer fluglärmfreien Wohnung: Fernweh und Profitgier. | |
Fernweh ist weit verbereitet. Als Mitte der 90er Jahre über einen | |
Großflughafen für Berlin diskutiert wurde, stand daher nie zur Debatte, ob | |
er benötigt wird, sondern nur, wo er gebaut werden soll. Und dass 1996 die | |
Entscheidung für Schönefeld fiel, gefällt den meisten Berlinern noch heute. | |
An den zur Debatte stehenden Konkurrenzstandorten Sperenberg oder Jüterbog | |
wären zwar weniger Anwohner belästigt worden. Dafür aber hätten Berliner 25 | |
bis 45 Kilometer weiter fahren müssen. | |
Ausschlagggebend aber war die Profitgier. Ein Investorenkonsortium hatte | |
versprochen, den Flughafen auf eigene Kosten zu bauen - wenn er denn in | |
Schönefeld errichtet wird, weil das so schön nah an der Stadt ist. Die | |
politisch Verantwortlichen predigten damals noch mehr als heute die | |
Privatisierung der Infrastruktur - also bekam Schönefeld den Zuschlag. Zwar | |
wurde aus dem Konsortium dann doch nichts, unter den Folgen des | |
Privatisierungswahns aber leiden die Anwohner dennoch. Für die bleibt nur | |
ein zynischer Trost. Fluglärm ist eine tolle Sache - wenn man gerade im | |
Flieger sitzt. | |
28 Sep 2010 | |
## AUTOREN | |
Gereon Asmuth | |
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