Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- BBI-Flugrouten: Lärmgegner verkrachen sich
> Bei einer Infoveranstaltung in Schönefeld beschimpfen sich Fluglärmgegner
> aus verschiedenen Gemeinden gegenseitig. Die Flugsicherung nennt erstmals
> konkrete Höhen.
Bild: Noch fliegen die Maschinen über den Wedding - bald könnten sie im Süde…
In der Diskussion um die Flugrouten ab dem künftigen Großflughafen BBI ist
erbitterter Streit zwischen den südlichen Gemeinden ausgebrochen. Bei einer
Informationsrunde der Flugsicherung beschimpften sich Betroffene am Montag
gegenseitig. "Wir haben seit Jahren Fluglärm, und um uns kümmert sich
keiner", sagte die Rahnsdorferin Emely Heinz vor der "Airportworld" in
Schönefeld. Die Rentnerin sagte, ihre Gemeinde kämpfe seit Jahren gegen den
Fluglärm, ohne jemals Gehör gefunden zu haben. "Unsere Grundstücke sind
genauso toll", rief sie einer Lichtenrader Bürgerinitiative zu. Deren
Vertreter Günter Haße konterte, Immobilienmakler hätten Zuzüglern noch vor
zwei Jahren mit dem Versprechen gelockt, hier werde kein Fluglärm kommen.
Darauf habe man sich verlassen.
Ausgelöst wurden die Diskussionen vor drei Wochen, als die Deutsche
Flugsicherung Vorschläge für Flugrouten ab Berlin Brandenburg International
(BBI) vorstellte. Weil zwei Abflüge parallel möglich sein sollen, müssen
Flugzeuge bei zeitgleichem Start nach dem Abheben ihre Richtung so ändern,
dass sie mindestens 15 Grad auseinander fliegen. In diesem Fall wäre der
Berliner Süden - Zehlendorf, Wannsee, die Gemeinden Teltow und Kleinmachnow
- von Fluglärm betroffen. Deren Einwohner gingen bisher davon aus, dass
Flugzeuge parallel starten. Dann bliebe es über dem Südwesten der Stadt
leise. Seit Bekanntwerden der Pläne ruft der Südwesten zum Protest. Mehr
als zehn Bürgerinitiativen haben sich gegründet, die Bürgermeister laufen
Sturm. Deshalb luden Flugsicherung und Landesregierungen am Montag
Gemeindevertreter nach Schönefeld ein. Auch betroffene Bürgerinnen und
Bürger, die vor dem Gebäude protestierten, durften in den Saal.
Doch Berliner und Brandenburger beklagten dort erneut, von den Planungen
überrascht worden zu sein. Die betroffenen Bürgermeister sollen nun in die
Fluglärmkommission aufgenommen werden. Für ihren Protest zeigten vor allem
die Berliner Staatssekretärin Maria Krautzberger (SPD) und Flughafenchef
Rainer Schwarz Verständnis. Es gebe "Optimierungsbedarf", hieß es von
ihnen. Krautzberger stellte aber klar, dass es nicht um eine Bevorzugung
der Berliner gehe, sondern um die beste Lösung für alle.
Der Vorsitzende der Fluglärmkommission Bernd Habermann sagte hingegen, er
hege überhaupt kein Verständnis für den Protest aus Wannsee und Zehlendorf.
Er verwies auf die Flughöhen, die die Flugsicherung am Montag bestätigte:
Demnach sollen die Flugzeuge bei Starts Richtung Westen über Stahnsdorf
etwa 1.500 Meter hoch fliegen, über Wannsee 2.400 Meter - während Flieger
über Blankenfelde/Mahlow mit einer Höhe von 600 Metern düsen.
Letztere Gemeinde liegt direkt am künftigen Großflughafen und gilt als eine
der am stärksten betroffenen Orte. "Im unmittelbaren Umfeld herrschen
unerträgliche Bedingungen", sagte Habermann. Er war selbst vor zehn Jahren
Bürgermeister in Blankenfelde. "Ich bin der Flugsicherung sehr dankbar,
dass Varianten gefunden worden sind, um Belastungen für diese Betroffenen
zu mindern." Der jetzige Amtsinhaber Ortwin Baier kommentierte den neuen
Südwest-Protest mit den Worten: "Willkommen im Kreis der Betroffenen!"
Insgesamt soll die Zahl der Flüge über Berlin der Flugsicherung zufolge ab
2012 halb so hoch sein wie derzeit. Durch abknickende Flugrouten würden
Blankenfelde und Mahlow ein Stück weit entlastet.
Die Flugsicherung plant, die endgültigen Routen im März 2012 zu
veröffentlichen, kurz vor der Eröffnung des Flughafens. Robert Ertler,
einer der Planer, warnte: "Wir werden es nicht jedem Recht machen können."
28 Sep 2010
## AUTOREN
Kristina Pezzei
## ARTIKEL ZUM THEMA
Bürgerinitiativen gegen Fluglärm: Flughafengegner fordern Baustopp
Bürgerinitiativen wollen ihren Protest gegen den drohenden Fluglärm
bündeln. Das erste Treffen verlief anders als erwartet.
Streit um Flugrouten: Ein bisschen Lärm für alle
Schulterschluss der Landeschefs im Flugrouten-Streit: Brandenburger sind
genauso viel wert wie Berliner, finden die Landeschefs Matthias Platzeck
und Klaus Wowereit.
Streit um BBI-Flugrouten: "Ein Schutzschild für die Zehlendorfer"
Statt die Flugrouten zu verändern, sollte man über ein Steilabflugverfahren
und ein Nachtflugverbot nachdenken, sagt der Anwalt des Bürgervereins
Berlin-Brandenburg, Frank Boermann.
Kommentar Fluglärm: Fernweh und Profitgier
Fluglärm ist keine schöne Sache. Deshalb sind die Proteste der Zehlendorfer
und Kleinmachnower verständlich. Dass sie Erfolg haben werden, darf aber
bezweifelt werden. Denn Fernweh und Profitgier werden eher respektiert, als
der Wunsch nach einer fluglärmfreien Wohnung.
Protest gegen Fluglärm: Aufstand der Hausbesitzer
Kleinmachnow und Zehlendorf sind das Zentrum des Protests gegen die
geplanten Flugrouten in Schönefeld. Flugsicherung will Betroffene am Montag
informieren.
Flughafen-Streit in Berlin: Krach im Anflug
Entwürfe der Flugrouten für den BBI zeigen: Der Süden Berlins dürfte mehr
Fluglärm abkriegen als bisher. Deshalb haben sich bereits zwei
Bürgerinitiativen gegründet
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.