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# taz.de -- Kundus-Untersuchungsausschuss: Guttenbergs Verantwortung
> Vor dem Kundus-Untersuchungsausschuss rückt der entlassene
> Bundeswehr-Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan den
> Verteidigungsminister in ein düsteres Licht.
Bild: Schneiderhahn (im Bild links) und der Verteidigungsminister im Jahr 2009 …
Wolfgang Schneiderhan sitzt am Ende des langen Tisches, er wirkt
aufgeräumt. Seine Bundeswehrkleidung hat der entlassene
Bundeswehr-Generalinspekteur gegen einen normalen Anzug getauscht. Und auch
die diplomatische Sprache ist längst einem derberen Umgangston gewichen.
Schneiderhan kennt die Situation. Im März war er schon einmal geladener
Zeuge des Kundus-Untersuchungsausschusses.
Die zweite Sitzung am gestrigen Mittwoch in Saal 1302 des
Abgeordnetenhauses im Bundestag war die Gelegenheit für den Zeugen.
Zusammen mit dem früheren Verteidigungsstaatssekretär Peter Wichert konnte
er sich noch einmal wegen der Geschehnisse rund um die Bombennacht vom 4.
September 2009 in Afghanistan rechtfertigen. Bei dieser waren in der Nähe
von Kundus durch Befehl des deutschen Oberst Georg Klein bis zu 142
Menschen ums Leben gekommen - viele davon Zivilisten.
Schneiderhan und Wichert kommt dabei eine besondere Rolle zu. Beide waren
von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg im November 2009
entlassen worden, weil sie ihm angeblich entscheidende Dokumente für die
Einschätzung der militärischen Angemessenheit des Militärschlags
vorenthalten haben. Ein Vertrauensverlust, so der Minister.
Guttenberg selbst war durch den Fall Kundus erheblich unter Druck geraten.
Im Abstand von wenigen Wochen hatte der Minister das Bombardement zunächst
als "militärisch angemessen" bezeichnet, dann als "militärisch
unangemessen". Nicht wenige vermuten deshalb, dass er in Schneiderhan und
Wichert Bauernopfer gefunden hat.
Eine der Kernfragen ist dabei, ob Generalinspekteur Schneiderhan Minister
Guttenberg ausreichend informiert hatte. Kurz vor dem ersten Statement
Guttenbergs ("Militärschlag angemessen") hatte er den Generalinspekteur
nach eigener Aussage gefragt, ob es weitere Dinge gebe, die er wissen
müsse, bevor er an die Öffentlichkeit gehe. Schneiderhan kommentierte dies
im Untersuchungsausschuss mit den Worten, dass es natürlich an einem ersten
Arbeitstag Dinge gebe, die der Minister nicht wusste, "um die zu klären,
hätten wir aber fünf Stunden gebraucht". Dann habe Schneiderhan den
Minister zunächst nicht gesehen. Dieser wollte, so Schneiderhan, nach dem
Ministeriumswechsel "erst einmal Urlaub nehmen".
Ob die Aussage dem Minister schadet? Guttenberg ist ein Phänomen - bisher
hat der Untersuchungsausschuss seinem makellosen Image nichts anhaben
können. Der beliebteste Politiker in Deutschland bleibt: Karl-Theodor zu
Guttenberg, mit Abstand.
29 Sep 2010
## AUTOREN
Gordon Repinski
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