# taz.de -- Konkurrenz für Nachrichtensuche: US-Verlage planen eigenes Google … | |
> US-Großverlage stecken viel Geld in eine neue Nachrichtensuche, die | |
> Google News Konkurrenz machen soll. In Deutschland geht indes der Kampf | |
> ums Leistungsschutzrecht weiter. | |
Bild: Das Google News der analogen Ära: Zeitungen an einem US-Kiosk. | |
[1][Google News] sammelt seit mittlerweile acht Jahren Neuigkeiten von | |
Web-Nachrichtenangeboten automatisiert und verlinkt dorthin. Gleichzeitig | |
kann man in einem riesigen Datenschatz an News-Quellen recherchieren. Lange | |
Jahre verdiente Google damit direkt nichts; in den USA platziert der | |
Konzern seit einiger Zeit allerdings erstmals Anzeigen. | |
Mehrere US-Großverlage scheinen nun auf den Trichter zu kommen, dass sich | |
das eventuell lohnen könnte: Wie am Mittwoch bekannt wurde, stecken die | |
Gannett-Gruppe ("USA Today", zahlreiche Lokalzeitungen), die Washington | |
Post Company sowie die New York Times insgesamt 12 Millionen Dollar in eine | |
Firma, die ein Gegenangebot zu Google News aufbauen soll. Der | |
Nachrichtenaggregator soll auf den Namen [2]["Ongo"] hören und laut eigenen | |
Angaben eine "neue Methode" sein, "Nachrichten zu lesen, miteinander zu | |
teilen und zu erfahren". Wie das genau aussehen wird, ist bislang noch | |
unklar - noch befindet sich Ongo im sogenannten Stealth-Modus, wird noch | |
nicht öffentlich gezeigt. | |
Klar ist allerdings bereits, dass die Firma aus Cupertino nicht nur das Web | |
nach News durchforsten soll, sondern sich insbesondere am in sozialen | |
Netzwerken wie Twitter oder Facebook rege ausgetauschten Link-Strom der | |
Nutzer laben wird. Boss der Firma ist Alex Kazim, der zuvor unter anderem | |
beim Online-Auktionshaus eBay arbeitete und danach eine Blog-Suchmaschine | |
startete. Technisches Know-how für das Unternehmen und die für einen | |
Aggregator notwendigen fortschrittlichen Algorithmen sollen weitere | |
Silicon-Valley-Größen mitbringen, die Kazim gerade in die Firma holt. Man | |
sei "sehr zufrieden", drei so große Medienfirmen als Investoren gewonnen zu | |
haben, so der Ongo-Chef. | |
In Deutschland ist nach wie vor kein zentraler Konkurrent zu Google News in | |
Planung - Einzelprojekte wie das von Burda angestoßene Portal | |
"Nachrichten.de" setzen sich nur schleppend durch. Stattdessen würden die | |
klassischen Print-Verlage gerne Lizenzgebühren von Suchmaschinen wie Google | |
sehen, weil die auf ihre Meldungen verlinken und kleine Ausschnitte | |
wiedergeben. Da das urheberrechtlich bislang aber völlig legal ist und | |
deswegen nicht zur neuen Einnahmequelle werden kann, pushen sie ein | |
sogenanntes Leistungsschutzrecht (LSR). Das bekam in den letzten Monaten | |
vor allem aus der Internet-Szene [3][viel Kritik], wo man fürchtet, es | |
könne die Informationsfreiheit massiv beschneiden - etwa, weil dann selbst | |
kurze Sätze oder Überschriften zu schützen wären. | |
Nun kommt auch aus der Wirtschaft massive Kritik am Leistungsschutzrecht, | |
das im schwarz-gelben Koalitionsvertrag steht und gerade im | |
Bundesjustizministerium diskutiert wird: Der mächtige Bundesverband der | |
Deutschen Industrie, BDI, wachte Ende letzter Woche auf und gab zusammen | |
mit allen wichtigen Einzelhandels- und Gewerbeverbänden eine | |
[4][vielbeachtete Erklärung] ab. Darin heißt es unter anderem, die Verlage | |
planten, die berufliche Nutzung frei zugänglicher Presseseiten im Internet | |
einer allgemeinen Kostenpflicht zu unterwerfen. "Im Ergebnis könnten die | |
Verlage Abgabenerlöse in Milliardenhöhe erzielen - auf Kosten | |
selbstständiger Berufsträger, kleiner und mittelständischer Unternehmen | |
sowie der deutschen Wirtschaft insgesamt." | |
Das Vorhaben betreffe damit keineswegs nur neuartige Geschäftsmodelle der | |
Internetwelt, sondern es "vielmehr jedes in Deutschland ansässige | |
Unternehmen". Zwar sei eine vielfältige Presse- und Medienlandschaft auch | |
im digitalen Zeitalter ein unverzichtbares Gut. Ein Leistungsschutzrecht | |
für Online-Presseverlage sei jedoch "in keiner Weise geeignet, den | |
digitalen Herausforderungen Rechnung zu tragen". Jedem Anbieter im Internet | |
sei unbenommen, den Zugang zu seinen Online-Diensten zu beschränken oder | |
komplett kostenpflichtig zu machen. Entscheide sich ein Verlag hingegen für | |
ein unbeschränktes Presseangebot im Internet, um mehr Nutzer zu erreichen | |
und mit Werbung zu verdienen, dürfe er "nicht gleichzeitig über staatliche | |
Regulierung durch die Hintertür hierfür eine Kostenpflicht herleiten". | |
Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), schoss sogleich | |
zurück: Die BDI-Erklärung sei "inkonsequent und pressefeindlich". Man biete | |
der Wirtschaft im Internet "Tag für Tag ein grenzenloses und bislang | |
kostenloses Wissen". Geplant seien "ausschließlich freie | |
Dienstleistungsverträge", die "nach freiem Ermessen angenommen oder | |
abgelehnt" werden könnten. Von "Milliarden" habe man aber "nie gesprochen". | |
30 Sep 2010 | |
## LINKS | |
[1] http://news.google.com/ | |
[2] http://ongo.com/ | |
[3] /1/leben/medien/artikel/1/eine-nie-dagewesene-rechtsverwirrung/ | |
[4] http://tinyurl.com/2dc99d7 | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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