# taz.de -- Drohgebärden: Klinik auf dem Operationstisch | |
> CDU und FDP wollen die Privatisierung des Universitätsklinikums | |
> Schleswig-Holstein (UKSH) nicht aufschieben - obwohl der dortige | |
> Tarifvertrag dies bis 2015 verbietet. | |
Bild: Kämpft gegen die Privatisierung: das Uniklinikum Schleswig-Holstein. | |
Die gelben Banner, Fahnen und Schilder hängen immer noch überall: "Lübeck | |
kämpft für seine Uni", an Fahrrädern und Autos, in Fenstern und an Türen, | |
ja sogar am Holstentor. Der Kampf für den Erhalt der Universität hat Lübeck | |
bewegt und zusammengeschweißt. | |
Mit einer Umwandlung zur Stiftungsuni wurde die Schließung der | |
medizinischen Fakultät und der gesamten Uni abgewendet, doch an der | |
Uniklinik soll gespart werden. Davon betroffen sind Lübeck und Kiel - seit | |
sieben Jahren sind die beiden Standorte zum Universitätsklinikum | |
Schleswig-Holstein (UKSH) vereinigt. | |
Mitte September lehnte die CDU-FDP-Landesregierung einen Antrag der | |
Opposition von SPD, Grünen, Linken und SSW ab, die Privatisierung bis 2015 | |
auf Eis zu legen. Das Land habe kein Geld, um die 100 Millionen Euro | |
Schulden des Klinikums und eine Milliarde Euro für die notwendige | |
Modernisierung aufzubringen, sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende Wolfgang | |
Kubicki. "Das Land kann kein Geld ausgeben, das es nicht besitzt." Der | |
Antrag wurde in mehrere Parlamentsausschüsse verwiesen. | |
"Eine Privatisierung hätte fatale Folgen", sagt Steffen Kühhirt von der | |
Gewerkschaft Ver.di. Sowohl die medizinische Versorgung als auch die | |
Tarifverträge der Mitarbeiter würden sich verschlechtern, befürchtete er. | |
Bei vielen anderen privatisierten Kliniken habe man das gesehen. | |
Der Tarifvertrag für die Beschäftigten des Uniklinikums von 2008 schließt | |
einen Verkauf und eine politische Entscheidung zur Privatisierung bis Ende | |
März 2015 aus. "Wenn die Landesregierung signalisiert, dass sie den | |
Tarifvertrag brechen will und die Uniklinik schon vorher verkauft, werden | |
wir zu juristischen Mitteln greifen", sagt Kühhirt. Notfalls werde | |
gestreikt. | |
Aus dem Büro von Wissenschaftsminister Jost de Jager (CDU) heißt es, dass | |
noch nichts entschieden sei. "Wir befinden uns noch in der Prüfphase", sagt | |
Sprecherin Birgit Bley. Anfang Oktober werde das Kabinett sehen, wie es | |
weitergehe. "Eventuell werden wir auch schon Markterkundungen anstellen und | |
nach privaten Investoren Ausschau halten." | |
Laut Financial Times Deutschland stehen die großen Klinikkonzerne schon | |
bereit. "Wenn das Land das Klinikum verkaufen möchte, könnten wir uns | |
vorstellen, in eine Prüfung einzutreten", wird der Chef des | |
Krankenhaus-Konzerns Rhön, Wolfgang Pföhler, zitiert. Auch Helios und Sana | |
hätten Interesse. | |
Das Uniklinikum selbst hat jetzt ein Konzept vorgelegt, das die komplette | |
Privatisierung verhindern soll. Nach Informationen des Ver.di-Sprechers | |
plant der Vorstand, nur die Gebäude zu verkaufen. Die Klinik selbst bliebe | |
damit in staatlicher Hand und der Investitionsstau werde gelöst. Das | |
Klinikum würde dann an den Käufer Miete bezahlen. | |
Laut Ministeriumssprecherin Bley sind Regierung und Klinikum noch im | |
Gespräch. Das Konzept des Klinikvorstands wolle sie nicht weiter | |
kommentieren, sagt Bley. Nur so viel: "Wir wollen keine Verträge brechen." | |
Ver.di-Vertreter Kühhirt ist da skeptisch. "Auch uns hat die Regierung | |
signalisiert, dass sie den Tarifvertrag nicht brechen will", sagt er. "Das | |
glauben wir ihr aber nicht." Erst nachdem Ver.di Druck aufgebaut habe, sei | |
die Regierung zurückgerudert. | |
30 Sep 2010 | |
## AUTOREN | |
Jana Luck | |
## TAGS | |
Schleswig-Holstein | |
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