# taz.de -- Kommentar Ecuador: Schlecht für die US-Agenda | |
> Das Signal des südamerikanischen Staatenbundes Unasur ist eindeutig: Die | |
> Zeit der Staatsstreiche ist endgültig vorbei. | |
Dank beträchtlicher Unterstützung aus der Mitte der Gesellschaft hat | |
Ecuadors linker Präsident Rafael Correa einen Putschversuch überlebt. Auch | |
wenn der Staatschef schon länger von der bürgerlichen Opposition ebenso wie | |
von der Indígenabewegung heftig kritisiert wird: Fast vier Jahre nach | |
seinem Amtsantritt bleibt sein Rückhalt in der Bevölkerung groß. | |
Doch der missglückte Staatsstreich hat auch eine regionale Dimension: Zwei | |
Jahre nach der Destabilisierung von Evo Morales in Bolivien und vierzehn | |
Monate nach dem Putsch gegen Manuel Zelaya im zentralamerikanischen | |
Honduras sollte nun offenbar ein weiterer Staatschef aus dem Weg geräumt | |
werden. Und zwar einer, der sich offen gegen die neoliberale Agenda des | |
Westens stellt. | |
Daher hat Hillary Clintons Verurteilung von "Gewalt und Gesetzlosigkeit" | |
einen schalen Beigeschmack, auch wenn sie diesmal noch am Tag der "Unruhen" | |
selbst erfolgte. | |
Denn dass die US-Truppen ihren Militärstützpunkt an der ecuadorianischen | |
Pazifikküste Mitte letzten Jahres räumen mussten, hat man Correa in | |
Washington nicht verziehen. | |
Auch wenn in Kolumbien, Peru und Chile noch treue Gefolgsleute Washingtons | |
regieren: Im letzten Jahrzehnt hat sich Südamerika von den USA nachhaltig | |
emanzipiert. 2002 noch war der 48-Stunden-Putsch gegen Hugo Chávez in | |
Venezuela in Bogotá, Washington oder Madrid offen begrüßt worden. | |
Dann wurde unter maßgeblicher Beteiligung Argentiniens und Brasiliens das | |
US-Projekt begraben, eine gesamtamerikanische Freihandelszone namens ALCA | |
einzurichten. Stattdessen gründete man den südamerikanischen Staatenbund | |
Unasur. | |
Wie schon in der Bolivienkrise 2008 reagierte Unasur auch jetzt geschlossen | |
und mit einer klaren Botschaft: Die Zeit der Staatsstreiche ist in | |
Südamerika endgültig vorbei. | |
1 Oct 2010 | |
## AUTOREN | |
Gerhard Dilger | |
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