# taz.de -- Kulturtaxe: Auftritt der Juristen | |
> Mit der Kulturtaxe will der Senat Kürzungen im Kulturbereich | |
> kompensieren. Die Hoteliers laufen gegen die Idee mit rechtlichen | |
> Argumenten Sturm. | |
Bild: Wie Betten und Kultur zusammenhängen, untersuchte schon 2005 die Schausp… | |
Wenn das Geld nicht reicht, muss man Sparen oder die Einnahmen erhöhen. | |
Letzteres wirkt nach außen attraktiver, und so hielt es der schwarz-grüne | |
Senats für eine gute Idee, in Hamburg eine "Kulturtaxe" einführen zu | |
wollen. Gemeint ist eine Abgabe in Höhe von fünf Prozent auf | |
Hotelübernachtungen, durch die pro Jahr etwa zehn Millionen Euro ins | |
Stadtsäckel fließen sollen. Das Geld will der Senat zu drei Vierteln für | |
Kulturevents und zu einem Viertel für das Stadtmarketing ausgeben. | |
Zahlen sollen diese Kulturtaxe die Hoteliers, die davon gar nichts halten. | |
Man werde sich mit allen rechtlichen Mitteln wehren, sagt Stefanie Heckel | |
vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Jürgen Benad, im | |
Dehoga-Vorstand für Recht und Steuern zuständig, ist zuversichtlich, dass | |
die Hoteliers dabei das Recht auf ihrer Seite haben: Die Kulturtaxe sei | |
"nichts anderes als eine Umsatzsteuer. Dafür haben Länder und Kommunen | |
keine Gesetzgebungskompetenz. Das kann nur der Bund machen." | |
Ist die Idee einer "Kulturtaxe" so leicht zu Fall zu bringen? In der | |
Hamburger Kulturbehörde sei es bekannt, dass die Umsatzsteuer Sache des | |
Bundes ist, sagt Sprecherin Claudia Fregiehn. Aber "die Kulturtaxe wird | |
nicht als Umsatzsteuer gestaltet werden." Wie die Taxe inhaltlich und | |
juristisch gestaltet werden solle, "dazu befinden wir uns momentan im | |
Abstimmungsprozess mit anderen Behörden, in den wir auch die Branche | |
einbeziehen." Auf konstruktive Mitarbeit der Branche kann die Behörde nicht | |
hoffen. Der Dehoga kennt die Kulturtaxen-Idee aus über 20 anderen Städten | |
und Gemeinden und sagte ihr bereits Anfang September "den Kampf an". | |
Auch die Frage, wie die Kulturtaxe juristisch ausgestaltet wird, ist alles | |
andere als einfach zu lösen. In Lübeck beauftragte die Bürgerschaft am | |
Donnerstag Bürgermeister Bernd Saxe (SPD), bis Januar ein Konzept für eine | |
Übernachtungsabgabe auszuarbeiten. Die Stadt steht in Austausch mit dem | |
schleswig-holsteinischen Innenministerium, das an die Stadt schrieb: "Im | |
Ergebnis wirft die Einführung einer Kultursteuer zahlreiche Fragen auf, die | |
sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausreichend beantworten lassen." | |
Würde man die Steuer, die keine Umsatzsteuer sein darf, als Aufwandsteuer | |
definieren, dürften die Gemeinden sie zwar erheben, müssten dann aber | |
unterscheiden zwischen dienstlichen und privaten Übernachtungen - und die | |
dienstlichen unbesteuert lassen. Problematisch sei auch, dass Steuern nicht | |
zweckgebunden sein dürfen, also nicht von vornherein zum Beispiel dem | |
Kulturbereich zugedacht werden können. Bliebe also nur die Möglichkeit, | |
statt Steuern eine Gebühr oder einen Beitrag zu erheben - woran sich die | |
Frage anknüpft, wie diese Gelder mit den Eintrittsgeldern zusammengehen, | |
die es ja auch noch gibt. | |
In Schleswig-Holstein empfiehlt das Innenministerium der Stadt Lübeck, | |
"zunächst den bundesweiten Diskussionsprozess abzuwarten". In Hamburg wird | |
man diese Zeit nicht haben: Die Kulturtaxe dient hier als Erfolgsmeldung, | |
mit der Kultursenator Reinhard Stuth (CDU) jene Gemüter besänftigen will, | |
die wegen der Schließung des Altonaer Museums und den Kürzungen im | |
Schauspielhaus in Wallung geraten sind. Wenn aus der Erfolgsmeldung nun | |
eine Nullnummer würde, stünde Stuth mit ebenso leeren Händen da wie einige | |
der Kultureinrichtungen nach der Sparklausur. | |
3 Oct 2010 | |
## AUTOREN | |
Klaus Irler | |
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