# taz.de -- Finanzierung des Globalen Aids-Fonds: Mindestens 17 Milliarden Doll… | |
> 5,7 Millionen Menschenleben hat er bereits gerettet: Die Finanzierer des | |
> Globalen Aidsfonds tagen am Dienstag in New York. Norwegen, Kanada und | |
> Japan wollen mehr zahlen. | |
Bild: 10 Millionen Menschen benötigen Aidsmedikamente, nur die Hälfte bekommt… | |
BERLIN taz | Bevor die Geberländer des "Globalen Fonds der Vereinten | |
Nationen zum Kampf gegen Aids, Tuberkulose und Malaria" am Dienstag in New | |
York zusammenkommen, jagt eine Erfolgsmeldung die andere. Norwegen sagt für | |
den Zeitraum 2011 bis 2013 225 Millionen Dollar zu, Kanada 520 Millionen. | |
Japan will 800 Millionen einzahlen, Frankreich sogar 1,4 Milliarden Dollar | |
(1,080 Milliarden Euro). Sogar eine Bank aus Nigeria macht mit. | |
Der UN-Fonds sammelt weltweit Geld - nicht nur von Regierungen, sondern | |
auch von Firmen, Kirchen und wohltätigen Organisationen sowie über | |
Entschuldungsprogramme - und gibt es nach strengen Kriterien für Programme | |
zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose aus, drei der häufigsten | |
Todesursachen in den ärmsten Ländern der Welt. Diese Programme werden von | |
den Regierungen der betroffenen Länder vorgeschlagen und nach Bewilligung | |
finanziert. | |
Nach eigenen Angaben hat der Fonds seit seiner Gründung 2002 19,4 | |
Milliarden Dollar in 144 Ländern zugesagt und 5,7 Millionen Menschenleben | |
gerettet. 2,82 Millionen Menschen erhalten dank des Aidsfonds | |
Aidsmedikamente, 7,11 Millionen Menschen werden Tuberkulose-behandelt, und | |
124 Millionen imprägnierte Moskitonetze wurden zum Schutz vor einer | |
Malariainfektion verteilt. Die Kontrollen sind scharf: Im Juni übernahm das | |
UN-Entwicklungsprogramm UNDP Fondsgelder in Höhe von rund 300 Millionen | |
Euro für das Gesundheitsministerium von Sambia, nachdem Fälle von | |
Korruption festgestellt worden waren. | |
Alle drei Jahre gibt es für den Fonds eine neue Finanzierungsrunde. Bei der | |
Geberkonferenz von 2007 erhielt der Fonds Zusagen von 9,7 Milliarden | |
Dollar, mehr als erwartet, aber weniger als die 15 Milliarden, die der | |
Fonds als notwendig erachtet hatte. Dieses Mal sucht der UN-Fonds Zusagen | |
von 13 bis 20 Milliarden Dollar. Sollte die Nachfrage weiter so ansteigen | |
wie in den letzten Jahren, seien "mindestens 17 Milliarden" nötig. | |
Das klingt viel, ist aber nach Meinung internationaler Gesundheitspolitiker | |
nur ein Tropfen auf den heißen Stein - vor allem verglichen mit den | |
gigantischen Summen, um die es bei gesundheitspolitischen Diskussionen in | |
den USA oder Deutschland geht. Kosten von 28 bis 50 Milliarden Dollar | |
jährlich von heute bis 2015 setzt der Fonds an, um innerhalb von fünf | |
Jahren allen Aidskranken Zugang zu Medikamenten zu ermöglichen; insgesamt | |
11,5 Milliarden jährlich seien zur Umsetzung bestehender internationaler | |
Vereinbarungen für die Bekämpfung von Malaria und Tuberkulose erforderlich. | |
Derzeit sind etwas über 30 Millionen Menschen auf der Welt HIV-positiv, 10 | |
Millionen davon brauchen bereits Aidsmedikamente - und nur etwa die Hälfte | |
davon bekommen auch welche. Eine letzte Woche veröffentlichte UN-Studie von | |
144 Entwicklungsländern bilanziert, dass lediglich 15 Länder mehr als 80 | |
Prozent aller HIV-positiven schwangeren Frauen korrekt versorgen. | |
Nur 14 Länder versorgen mehr als 80 Prozent aller infizierten Kinder; und | |
nur 8 Länder geben fast allen bedürftigen Erwachsenen antiretrovirale | |
Medikamente: Botswana, Guyana, Kambodscha, Kuba, Laos, Oman und Ruanda. Die | |
Schlusslichter sind Pakistan, Iran, Somalia und Sudan, was auch zeigt, dass | |
gute Aidsversorgung mindestens genauso eine Frage des politischen Willens | |
wie des Geldes ist. | |
Wie schon 2007 hoffen internationale Gesundheitsorganisationen bei dieser | |
Geberkonferenz auf die USA als großzügigsten Spender. Im Zeitraum 2008 bis | |
2010 hatte sich der US-Beitrag für den UN-Fonds auf über 2 Milliarden | |
Dollar summiert, dieses Mal gibt es Forderungen, die Summe auf 6 Milliarden | |
zu verdreifachen - das wären 10 Prozent der 2009 von Präsident Barack Obama | |
angekündigten, aber noch nicht realisierten "globalen | |
Gesundheitsinitiative" der USA. | |
5 Oct 2010 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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