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# taz.de -- Nordkaukasus: Tschetschenischer Exilpremier tritt ab
> Der tschetschenischen Exilpremierminister Sakajew ist zurückgetreten -
> und schließt sich Unabhängigkeitskämpfern an.
Bild: Achmed Sakajew, Ex-Premier der tschetschenischen Exilregierung, während …
BERLIN taz | Der Chef der tschetschenischen Exilregierung, der in London
lebende Achmed Sakajew, ist zurückgetreten und hat seine Exilregierung
entlassen. Er werde sich nun dem tschetschenischen Feldkommandeur Husejn
Gakajew unterordnen. Dies berichtet die russische Tageszeitung Kommersant.
Sakajew, seit 2007 Premier der Exilregierung, liegt mit dem islamistischen
Widerstand im Nordkaukasus im Dauerclinch. Dieser hatte im August 2009 mit
dem Todesurteil gegen Sakajew durch das Oberste Scharia-Gericht des
"Emirats Kaukasus" einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Sakajew rufe zum
Säkularismus auf und stelle weltliche Gesetze über die Scharia, so die
Urteilsbegründung.
Für Sakajew, der sich in der Tradition eines 400-jährigen
Unabhängigkeitskampfes gegen Russland sieht, handelt der Chef der
islamistischen Widerstandskämpfer, Doku Umarow, unter dem Einfluss von
russischen Agenten. Mit seiner Forderung nach einem kaukasischen Kalifat
untergrabe Umarow die tschetschenische Staatlichkeit, spiele der russischen
Politik in die Hände, so Sakajew.
Dabei seien die Bedingungen für eine Unabhängigkeit Tschetscheniens noch
nie so gut gewesen wie jetzt, nachdem auch Kosovo, Abchasien und
Südossetien ihre Unabhängigkeit erlangt hätten.
Mit seinem Rücktritt scheint sich Sakajew mit dem neuen Kräfteverhältnis in
Tschetschenien zu arrangieren, wo sich der bewaffnete Widerstand zugunsten
der Separatisten umgruppiert.
Nach dem Zerwürfnis zwischen tschetschenischen Feldkommandeuren unter der
Führung von Husejn Gakajew und dem "Kaukasischen Emirat" von
Islamistenführer Doku Umarow verlieren die Islamisten Terrain.
Dass sich die Feldkommandeure um Gakajew von Umarows "kaukasischem Emirat"
verabschiedet haben, dürfte auch der Erkenntnis geschuldet sein, dass ein
permanenter Dschihad für die Bevölkerung im Nordkaukasus keine
Anziehungskraft hat.
Wie um den Führungsanspruch Gakajews zu zementieren, hatten dessen Rebellen
im August das Dorf Zentoroj, in dem die Familie des tschetschenischen
Präsidenten Ramsan Kadyrow lebt, überfallen. Sechs Milizionäre wurden
getötet, 17 Personen verletzt.
12 Oct 2010
## AUTOREN
Bernhard Clasen
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