| # taz.de -- Streit um Endlager: Anwohner klagen gegen Gorleben | |
| > Die Atomkraftgegner wollen die weitere Erkundung des Salzstocks als | |
| > Endlager verhindern. Ihr Argument: Die Bürger müssen stärker an der | |
| > Planung beteiligt werden. | |
| Bild: Protest in Gelb: Anwohner fordern den Stopp der Erkundung. | |
| BERLIN taz | Atomkraftgegner wollen die weitere Erkundung des Gorlebener | |
| Salzstocks auf seine Eignung als Atommülllager gerichtlich stoppen. Wie die | |
| Umweltschutzorganisation Greenpeace und die Rechtshilfe Gorleben | |
| mitteilten, reichten sie am Mittwoch vor dem Verwaltungsgericht Lüneburg | |
| Klage gegen die Verlängerung des Rahmenbetriebsplans aus dem Jahr 1982 ein. | |
| Weil die Klage aufschiebende Wirkung habe, dürften zunächst keine neuen | |
| Erkundungsarbeiten auf dem Gelände stattfinden, sagte Klägeranwalt Ulrich | |
| Wollenteit in Berlin. | |
| Allerdings hat das Bundesamt für Strahlenschutz nach taz-Informationen | |
| bereits einen sogenannten Sofortvollzug beantragt, um den Erkundungsstopp | |
| aufzuheben. Dieser Antrag muss noch vom zuständigen niedersächsischen | |
| Landesamt für Bergbau bewilligt werden. Zum Stand dieses Verfahrens war von | |
| dem Landesamt gestern keine Auskunft zu erhalten. Die Anwohner könnten den | |
| Sofortvollzug per Eilantrag anfechten. Darüber müsste dann das | |
| Verwaltungsgericht Lüneburg entscheiden. | |
| Die Anwohner wollen verhindern, dass die Bundesregierung die Arbeiten in | |
| Gorleben nach zehnjähriger Pause in diesem Herbst wie geplant wieder | |
| aufnimmt. Unter den Klägern ist die Familie der Grafen von Bernstorff, die | |
| Salzrechte auf dem Gelände für das Endlager hat. Fried Graf von Bernstorff | |
| kündigte an, dass seine Familie mithilfe ihres Eigentumsrechts "für die | |
| größtmögliche Transparenz des Verfahrens sorgen" wolle. | |
| Die Kläger sind der Ansicht, dass die neuen Erkundungen keine | |
| Rechtsgrundlage haben. Die Pläne für die neuen Arbeiten in dem Salzstock | |
| stützten sich auf veraltetes Bergrecht statt auf das inzwischen novellierte | |
| Bergrecht oder auf das noch strengere Atomrecht, argumentiert | |
| Greenpeace-Atomfachmann Mathias Edler. Damit wollten die Behörden die | |
| Öffentlichkeit "draußen halten, bis alles fertig ist". Denn nach dem neuen | |
| Bergrecht wären sie verpflichtet, die Bürger stärker an den Planungen zu | |
| beteiligen. Der Bundesregierung zufolge unterliegt aber erst der Bau des | |
| Endlagers dem Atomrecht. | |
| In der Klage wirft Greenpeace dem Landesamt für Bergbau unter anderem vor, | |
| einfach den alten Rahmenbetriebsplan verlängert zu haben, obwohl ein neuer | |
| notwendig gewesen wäre. Schließlich hätten sich in 28 Jahren wesentliche | |
| Aspekte des Projekts geändert. So sei die Fläche für die unterirdischen | |
| Stollen geschrumpft, die Menge des Atommülls sei hingegen gestiegen. | |
| Sollte das Gericht der Klage recht geben, würden die Arbeiten in Gorleben | |
| womöglich um Jahre verzögert. Die Kläger hoffen, dass dann ein | |
| Planfeststellungsverfahren inklusive Umweltverträglichkeitsprüfung nötig | |
| würde, die Behörden ihre Pläne offenlegen müssten und die Anwohner | |
| Widersprüche einreichen dürften. | |
| 20 Oct 2010 | |
| ## AUTOREN | |
| Astrid Geisler | |
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