# taz.de -- Details der Kritik am Ökofonds: Kein guter Grund | |
> Wer andere Abgaben als Steuern erheben will, braucht eine besondere | |
> Rechtfertigung. Doch keine davon eignet sich für den geplanten Ökofonds. | |
Bild: Gereizte Stimmung: Parlamentarier über die Atompolitik ab. | |
BERLIN taz | Die Finanzverfassung sieht vor, dass der Staat im Wesentlichen | |
über Steuern finanziert wird. Weitere Abgaben - wie Gebühren, Beiträge, | |
Sonderabgaben oder freiwillige Zahlungen - bedürfen einer besonderen | |
Rechtfertigung. Bei der Gewinnabschöpfung aus den AKW-Laufzeitverträgen, | |
wie sie die Bundesregierung plant (siehe oberer Text), sieht der | |
Rechtsexperte Christian Waldhoff jedoch nicht, wie diese aussehen sollte. | |
Das legt er in einem Gutachten für das Umweltministerium ausführlich dar. | |
Gebühr: Grundsätzlich habe das Bundesverfassungsgericht | |
Ressourcennutzungsgebühren wie den Wasserpfennig gebilligt, schreibt | |
Waldhoff. Diese können auf die Nutzung (knapper) öffentlicher Güter erhoben | |
werden. Denn wer dieses eigentlich allen gehörende Gut nutzt, erhalte einen | |
Vorteil gegenüber denen, die es nicht nutzen dürften. Laut Waldhoff passt | |
diese Argumentation jedoch nicht auf die Atomkraft. Der Weiterbetrieb der | |
Atomkraftwerke sei keine Nutzung eines öffentlichen Gutes; der Genehmigung | |
zahlreicher neuer stehe nichts im Wege. "Von Knappheit kann hier keine Rede | |
sein", so Waldhoff. | |
Beitrag: Beiträge können von öffentlich-rechtlichen Verbänden erhoben | |
werden, in denen die Mitgliedschaft verpflichtend ist - wie etwa in den | |
Industrie- und Handelskammern. Mit den Atomkonzernen müsste also eine Art | |
Zwangsverband gegründet werden, der zur Finanzierung der Erforschung und | |
Förderung regenerativer Energien dienen würde. Diesen dürfe man jedoch | |
nicht ausdrücklich zu dem Zweck schaffen, Zwangsmitgliedschaften | |
herzustellen, meint Waldhoff - sonst könnten "mehr oder weniger beliebig | |
solche Verbände vom Gesetzgeber gegründet und ein Großteil der | |
Staatsfinanzierung entsprechend organisiert werden". | |
Sonderabgabe: Eine Sonderabgabe kann nur erhoben werden, wenn es eine enge | |
Beziehung zwischen den Abgabenzahlern und dem Zweck gibt, der damit | |
finanziert werden soll. Ergo, folgert Waldhoff, müsste die Atomwirtschaft | |
der Förderung erneuerbarer Energien näher stehen als alle Steuerpflichtigen | |
zusammen. "Daran fehlt es hier", so der Gutachter. "Warum die | |
Atomwirtschaft der Förderung erneuerbarer Energien näher stehen sollte als | |
die Elektrizitätswirtschaft insgesamt […] ist nicht begründbar." | |
Freiwillige Zahlung: Abgaben, die die Finanzverfassung nicht vorsieht, | |
nennt man freiwillige Zahlungen. Als Beispiel zieht Waldhoff die | |
Versteigerung der UMTS-Lizenzen heran. Diese sei jedoch einmalig gewesen | |
und habe primär der Verteilung der Lizenzen gedient und nicht der | |
Einnahmeerzielung. Zudem stünden bei den Laufzeiten die | |
Sicherheitsinteressen im Vordergrund. | |
28 Oct 2010 | |
## AUTOREN | |
Nadine Michel | |
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