# taz.de -- Internationaler Lobbyismus: Schmutzige Tricks von Eon und Co. | |
> Europäische Großkonzerne sollen den Wahlkampf von Klimaschutz-Gegnern in | |
> den USA finanziert haben. Umweltverbände halten ihr Dementi für | |
> unglaubwürdig und üben Kritik. | |
Bild: Unter Verdacht: BASF. | |
Europäische Großkonzerne wie Eon, BP, Bayer, BASF oder GDF-Suez gehören | |
nicht nur zu den größten CO2-Emittenten Europas. Sie sind auch maßgebliche | |
Finanziers von Klimaskeptikern der konservativen Tea-Party-Bewegung in den | |
USA. Dies geht aus einem Bericht des Climate Action Network Europe (Cane) | |
hervor: Demnach setzen sich die gleichen Unternehmen, die in Europa mit | |
Verweis auf die zögerliche Haltung der USA ein strengeres Klimaziel | |
blockieren, in den USA gegen die dortige Bemühung der Regierung von | |
Präsident Barack Obama für ein Klimagesetz ein. | |
Für den Bericht haben die Klimaschützer Daten der Organisation | |
[1][OpenSecrets.org] zur Kampagnenfinanzierung der Kandidaten für die | |
sogenannten midterm elections in den USA ausgewertet. Bei den | |
Zwischenwahlen nach zwei Jahren Amtszeit von Präsident Obama werden am 2. | |
November Abgeordnete und Senatoren für den Kongress sowie Gouverneure in | |
den Bundesstaaten neu gewählt. Der Ausgang ist auch maßgeblich für einen | |
zweiten Versuch der Obama-Regierung für das US-Klimagesetz. | |
Insgesamt 240.200 Dollar | |
Nicht unerhebliche Wahlkampfhilfen für Tea-Party-Favoriten wie die | |
Republikaner Jim DeMint aus South Carolina oder James Inhofe aus Oklahoma | |
kamen der Studie zufolge auch aus den Taschen einiger weniger großer | |
europäischer Kohlendioxidemittenten: Neben den genannten handelt es sich um | |
den Stahlgiganten Arcelor-Mittal, den Chemiekonzern Solvay und den | |
Baustoffhersteller Lafarge. Mit insgesamt 240.200 US-Dollar finanzierten | |
sie den Wahlkampf von Senatoren, die sich gegen ein Klimagesetz stellen. | |
Gefördert wurden auch zahlreiche Kandidaten, die den menschengemachten | |
Klimawandel leugnen. | |
Diese Gewichtung entspricht dem Papier zufolge 80 Prozent der | |
Wahlkampfspenden der genannten Konzerne bei den Wahlen zum US-Senat. Neben | |
republikanischen Kandidaten gehört auch die demokratische Kandidatin | |
Blanche Lincoln zu den Empfängern. Lincoln ist maßgeblich dafür | |
verantwortlich, dass im Lager der Demokraten die Unterstützer für rechtlich | |
verbindliche Reduktionsziele und die Einführung eines Emissionshandels | |
immer mehr absprangen. "Es ist verstörend, wie diese europäischen | |
Emittenten die Kreuzzüge gegen den Klimaschutz in den USA unterstützen und | |
sich simultan gegen starke Klimaziele der EU stellen", kritisiert | |
Cane-Experte Tomas Wyns. | |
Der Energiekonzern Eon und der Chemiekonzern BASF haben die Vorwürfe | |
zurückgewiesen. Spenden seien lediglich von einzelnen Mitarbeitern gemacht | |
worden und nicht auf energiepolitische Positionen der Kandidaten | |
ausgerichtet. Die Behauptungen, Klimaschutzgegner zu finanzieren, seien | |
"absurd". | |
Die Klimaschützer wiederholten am Donnerstag allerdings ihre Vorwürfe: | |
"Diese faulen Ausreden sind wenig überzeugend, das Ganze hat System", | |
betont Regine Günther vom WWF Deutschland. Dies zeige vor allem das | |
Beispiel BASF: Das Unternehmen ließ zum Beispiel vor wenigen Tagen seine | |
internationalen Führungskräfte von Björn Lomborg, einem der führenden | |
Klimaskeptiker, schulen. Führungskräfte von BASF seien die größten Spender | |
im Rahmen der sogenannten Political Action Committees (PAC) aus dem | |
Unternehmen, die dann vor allem an klimaskeptische Kandidaten für den | |
US-Senat gespendet haben. Die Argumentation von BASF, man habe keinen | |
Einfluss auf die Spenden dieser Komitees, sei heuchlerisch. | |
Wenn in den USA Klimabremser finanziert würden, damit sich dort nichts | |
bewege, wollten die Unternehmen auch indirekt die deutsche Politik | |
beeinflussen, erklärt Christoph Bals, Geschäftsführer von Germanwatch: "In | |
der EU und Deutschland kann man dann die Klimapolitik mit dem Verweis auf | |
ausbleibende Fortschritte in den USA blockieren." | |
29 Oct 2010 | |
## LINKS | |
[1] http://OpenSecrets.org | |
## AUTOREN | |
Sarah Messina | |
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