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# taz.de -- Jahrestagung der Diamantenindustrie: Streit um Simbabwes schmutzige…
> Auf seiner Jahrestagung muss der "Kimberley-Prozess" zur
> Selbstregulierung des Diamantenhandels klären, ob Simbabwes Regime trotz
> Armeeterror exportieren darf.
Bild: Diamantenschürfer in Simbabwe.
JOHANNESBURG taz | Massengräber in Diamantenfeldern, brutales Eingreifen
der Armee gegen Schürfer - die Vorgänge in Simbabwe beschäftigen den
Selbstregulierungsmechanismus der globalen Diamantenindustrie, den
"Kimberley-Prozess", auf seiner Jahrestagung in Israel diese Woche.
Erst im Juli hatte der Kimberley-Prozess dem Regime von Simbabwes Präsident
Robert Mugabe einen zweimaligen Verkauf von Rohdiamanten aus Marange im
Osten des Landes erlaubt. Pünktlich zur Kimberley-Tagung in Israel hat die
simbabwische Regierung nun erklärt, sie wolle die Exporte wieder komplett
aufnehmen.
Ansonsten geht die Produktion von Marange über Mosambik illegal außer
Landes, der Gewinn fließt an Mugabes Parteibonzen. Kein Diamantenkäufer
kann sich also sicher sein, keine "Blutdiamanten" zu kaufen, glaubt Dewa
Mavingha, Anwalt für Menschenrechte und regionaler Koordinator der "Crisis
in Zimbabwe Coalition" in Johannesburg: "Die Steine aus Simbabwe werden mit
den legalen Diamanten über globale Märkte zum Beispiel in Dubai, Indien und
Südafrika gemischt."
In Simbabwe füllt Mugabes korrupte Regierungspartei Zanu-PF ihre Kassen mit
Profiten aus dem Diamantenhandel. Die frühere Oppositionspartei MDC
(Bewegung für demokratischen Wandel), die seit 2009 mit der Zanu-PF
gemeinsam regiert, ist dagegen machtlos; sie hat weder Zugriff auf die
Staatsfinanzen noch auf die Staatsmacht.
"Finanzminister Tendai Biti (MDC) kämpft mit den Minenministern um strikte
Kontrollen und Lizenzen," sagt Mavingha. Die MDC hofft zwar, die desolate
Wirtschaft des Landes mit Diamantenverkäufen aufpolstern zu können. Aber
der Diamantenhandel wird von einigen wenigen kontrolliert: mächtigen
Armeegenerälen und Top-Politikern der Zanu-Pf.
Der Ansturm bettelarmer Schürfer auf die 77.000 Hektar großen
Diamantenfelder von Marange im Osten Simbabwes setzte 2006 ein.Danach
untersagte der Kimberley-Prozess zunächst den Verkauf von Diamanten aus
Simbabwe, weil Militärs die Kontrolle über die Minen übernommen hatten.
"Kinderarbeit und schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen waren an der
Tagesordnung," sagt Mavingha, der für Human Rights Watch Beweise vor Ort
gesammelt hat. Nach den Präsidentschaftswahlen 2008 ließ Mugabe die Armee
und Sicherheitskräfte auf die mehr als 30.000 illegalen Diamantenschürfer
los, um sie zu vertreiben - Mugabe nannte das die "Operation No Return".
Mavingha berichtet von Schüssen aus Militärhubschraubern: "200 Dorfbewohner
starben dabei in zwei Wochen." Im Februar 2009 fand eine einheimische
Beobachtergruppe Massengräber.
Die staatseigene Zimbabwe Mining Development Corporation (ZMDC) hatte zu
diesem Zeitpunkt bereits Diamanten im Wert von 8 Millionen US-Dollar
verkauft. "Syndikate sind am Werk, verschieben Diamanten über die Grenze
nach Mosambik, und die ZMDC ist lediglich eine Tarnung für den Schmuggel",
sagt Mavingha. Die Zentralbank, die unter Kontrolle von Zanu-PF steht,
kontrolliert auch die Mineral Marketing Corporation of Zimbabwe, die
Diamanten normalerweise mit Zertifikaten versieht und exportiert.
Simbabwe hat zwar in Erfüllung der Auflagen des Kimberley-Prozesses die
Region entmilitarisiert, aber nicht den Schmuggel gestoppt. So fordern
jetzt Menschenrechtler, dass der Kimberley-Prozess Simbabwe nicht zurück in
den legalen Handel lässt.
2 Nov 2010
## AUTOREN
Martina Schwikowski
## TAGS
Simbabwe
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