| # taz.de -- Lage von Homo- und Transsexuellen im Irak: Gefoltert und abgeschlac… | |
| > Obwohl die Lage von Homo- und Transsexuellen im Irak verheerend ist, | |
| > lehnt die Bundesregierung ein humanitäres Aufnahmeverfahren ab. Kritik | |
| > kommt von den Grünen und von Amnesty. | |
| Bild: Zärtlichkeiten unter Männern sind im Irak problemlos, bei Outing droht … | |
| BERLIN taz | Die Bundesregierung stuft die Lage von Homo- und | |
| Transsexuellen im Irak als besorgniserregend ein, beabsichtigt jedoch kein | |
| humanitäres Aufnahmeverfahren speziell für IrakerInnen, die aufgrund ihrer | |
| sexuellen Orientierung bedroht sind. Das geht aus der Antwort auf eine | |
| kleine Anfrage der Grünen hervor. | |
| Nachdem die taz im August über die Lage von Homosexuellen im Irak berichtet | |
| hatte ([1]["Bei Outing Mord"]), wollten die Grünen von der Bundesregierung | |
| wissen, inwieweit sie sich für die Menschenrechte der Homo- und | |
| Transsexuellen im Irak einsetzt. [2][In der Antwort] (PDF) führt die | |
| Bundesregierung aus, dass das Thema bei den irakischen Behörden mehrfach | |
| angesprochen wurde und Homosexualität in von der Regierung geförderten | |
| Trainings für Behörden- und Ministeriumsmitarbeitern thematisiert wird. | |
| Das begrüßt Volker Beck von den Grünen: "Es ist gut, dass die | |
| Bundesregierung die Lage der Menschenrechte von Schwulen, Lesben und | |
| Transgendern im Irak im Blick hat", sagt er. Zugleich kritisiert Beck aber | |
| die Ablehnung eines humanitären Aufnahmeprogramms angesichts der | |
| dramatischen und lebensbedrohlichen Lage als "völlig unverständlich". | |
| Im vergangenen Jahr hatte die Regierung 2.500 IrakerInnen im Rahmen einer | |
| europaweiten humanitären Flüchtlingsaktion aufgenommen. In erster Linie | |
| waren es Flüchtlinge, die wegen ihrer Glaubens verfolgt wurden. Im | |
| Kritierienkatalog kam die Bedrohung aufgrund der sexuellen Orientierung | |
| nicht vor. | |
| Die Regierung argumentiert, dass irakische Asylbewerber, die "eine drohende | |
| Verfolgung wegen ihrer sexuellen Neigung glaubhaft machen können", schon | |
| jetzt in der Regel als Asylberechtigte oder Flüchtlinge nach der Genfer | |
| Konvention anerkannt werden. | |
| Das zu belegen fällt schwer. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge | |
| erhebt nicht die Gründe, die Asylbewerber bei ihrem Antrag angeben. Den | |
| Grünen und der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) sind | |
| daher keine derartigen Fälle bekannt. | |
| "Grundsätzlich wird in solchen Asylverfahren oft die Homosexualität der | |
| Antragssteller in Frage gestellt", sagt Ruth Jüttner von AI. Oft | |
| argumentierten die Gerichte auch, dass die sexuelle Orientierung im | |
| Herkunftsland ja diskret ausgelebt werden könne, so niemand davon erfahre. | |
| "Das ist kritisch zu beurteilen. Gerade in arabischen Ländern wie Iran und | |
| Irak sollte auch die grundsätzliche Gefährdung für Homosexuelle | |
| berücksichtigt werden", so Jüttner. Es komme etwa zu Anzeigen bei der | |
| Polizei durch verlassene Ex-Partner, in deren Folge es zu Festnahmen, | |
| Misshandlungen und Folter kommen kann. Milizen hätten nach Denunziation | |
| Homosexuelle verschleppt, schwer gefoltert und getötet. | |
| Der Irak gilt als eines der gefährlichsten Länder für Homo- und | |
| Transsexuelle. Zwar stellen seit 2003 homosexuelle Handlungen keinen | |
| Straftatbestand mehr dar, dennoch finden zahlreiche Angriffe und Tötungen | |
| vor allem durch Stammes- oder Familienmitgliedern statt. AI hat seit dem | |
| Jahr 2005 fünfhundert Fälle dokumentiert, in denen islamische Milizen | |
| Schwule gefoltert und abgeschlachtet haben. | |
| Allein im Juni und Juli diesen Jahres berichtet die Organisation Iraqi-LGBT | |
| (Lesbian, Gay, Bisexual an Transgender), die ihren Sitz in London hat, von | |
| sieben Fällen, bei denen schwule Männer im Irak ermordet oder verschleppt | |
| wurden. | |
| Wie aus der Antwort der Bundesregierung hervorgeht, liegen Deutschland zu | |
| den aktuellen Fällen, in denen Schwule im Irak ermordet oder verschleppt | |
| wurden, keine eigenen Erkenntnisse vor. Man sei „jedoch bestrebt, über die | |
| Mission der Vereinten Nationen in Irak und entsprechende NGOs weitere | |
| Informationen zu erhalten.“ | |
| 3 Nov 2010 | |
| ## LINKS | |
| [1] /1/politik/asien/artikel/1/bei-outing-mord/ | |
| [2] http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/033/1703318.pdf | |
| ## AUTOREN | |
| Paul Wrusch | |
| ## TAGS | |
| Flüchtlinge | |
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