# taz.de -- Bushs Memoiren: Der Mann, der sein Volk beschützte | |
> Sein Weltbild ist intakt: Ex-Präsident George W. Bush reflektiert in | |
> einem Buch seine Zeit im Weißen Haus. Und egal ob Irak oder umstrittene | |
> Verhörmethoden - Fehler sieht er kaum. | |
Bild: Hat seine Mission bestens erfüllt: George W. Bush blickt positiv auf sei… | |
WASHINGTON dpa | In seinem ersten Interview seit dem Abschied aus dem | |
Weißen Haus hat der ehemalige US-Präsident George W. Bush seine | |
Entscheidung zur Irak-Invasion verteidigt. Er habe damals "wirklich keine | |
Zweifel" daran gehabt, dass der irakische Diktator Saddam Hussein über | |
Massenvernichtungswaffen verfügt habe, sagte Bush in einem Gespräch mit dem | |
US-Fernsehsender NBC, das am Montagabend (Ortszeit) ausgestrahlt wurde. Es | |
habe ihn geschockt und verärgert, dass letztlich keine solcher Waffen im | |
Irak gefunden worden seien. | |
Dennoch sei der Krieg - rückblickend gesehen - richtig gewesen. "Ich sage, | |
dass es der Welt ohne Saddam Hussein an der Macht wesentlich bessergeht", | |
meinte Bush. Als Makel bezeichnete der 43. Präsident der USA jedoch, | |
bereits kurz nach Beginn des Krieges einen Sieg erklärt zu haben. Damals | |
war er an Bord des Flugzeugträgers "Abraham Lincoln" vor einem Banner mit | |
den Worten "Mission accomplished" (Mission erfüllt) aufgetreten. Wenig | |
später spitzte sich die Gewalt im Irak zu. "Das war natürlich ein Fehler." | |
Das NBC-Interview war am Vorabend der Veröffentlichung von Bushs | |
Autobiografie "Decision Points" (etwa: Entscheidungspunkte) zu sehen. Die | |
Memoiren, die sich auf Schlüsselmomente in seiner Amtszeit als Präsident | |
von Januar 2001 bis Januar 2009 konzentrieren, sollten am Dienstag in die | |
US-Buchläden kommen. Einen Veröffentlichungstermin für Deutschland gibt es | |
nach Angaben des Verlages Random House, ein Tochterunternehmen des | |
Bertelsmann-Konzerns, nicht. | |
In dem gut 500 Seiten starken Buch verteidigte Bush auch die umstrittenen | |
Verhörmethoden von Terrorverdächtigen. Auf diese Weise an Informationen zu | |
kommen, sei notwendig gewesen, um neuerliche Angriffe auf die USA zu | |
verhindern. Konkret angesprochen auf das "Waterboarding", das simulierten | |
Ertränken von Verdächtigen, sagte Bush, seine juristischen Berater hätten | |
ihm versichert, dass die Regierung mit der Methode keine | |
Anti-Folter-Gesetze brechen würde. Darauf habe er vertraut. "Ich bin kein | |
Anwalt." | |
In seinem Buch beschreibt Bush seine Gefühle nach den Terroranschlägen des | |
11. September 2001. Demnach fühlte er einen unbändigen Zorn - und wusste, | |
was das Ziel seiner Amtszeit im Weißen Haus war: das Volk zu schützen. So | |
beschreibt der damalige Präsident den Morgen, an dem ihn die damalige | |
Nationale Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice darüber informierte, dass | |
ein drittes Flugzeug in das Pentagon gestürzt war. | |
"Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück und absorbierte ihre Worte", | |
erinnert sich Bush nach Angaben des Senders CNN vom Sonntag. "Meine | |
Gedanken wurden klar: Die erste Maschine (die das World Trade Center in New | |
York traf), das hätte ein Unfall sein können. Die zweite, das war definitiv | |
ein Anschlag. Die dritte, das war eine Kriegserklärung." | |
"Mein Blut kochte", schildert Bush weiter. Und sein Entschluss habe | |
festgestanden: "Wir würden herausfinden, wer das getan hat, und sie | |
fertigmachen... An einem einzigen Morgen war die Bestimmung meiner | |
Präsidentschaft klar: unser Volk zu schützen und unsere Freiheit zu | |
verteidigen". | |
In dem Buch blickt Bush auch auf den Hurrikan Katrina 2005 zurück und räumt | |
ein, dass die Reaktion seiner Regierung darauf "nicht nur mangelhaft war, | |
sondern inakzeptabel". Er habe zwar nicht die falschen Entscheidungen | |
getroffen, aber zu spät gehandelt, zitiert CNN den Ex-Präsidenten. Bush | |
räumt demnach ein, dass er bei vielen Menschen als ein herzloser Menschen | |
überkam. "Katrina hing als Wolke über meiner zweiten Amtszeit." | |
Bush, der früher ein Alkoholproblem hatte und seit 1986 "trocken" ist, | |
erinnert sich auch an einen kritischen Moment kurz vor den Wahlen 2000. Da | |
war an die Öffentlichkeit gesickert, dass er 1976 schon einmal wegen | |
Trunkenheit am Steuer festgenommen worden war. | |
Dies nicht zu einem selbst gewählten Zeitpunkt enthüllt zu haben, "war | |
vielleicht der kostspieligste einzelne politische Fehler, den ich gemacht | |
habe", schreibt Bush laut CNN. Er habe das getan, um seine eigenen | |
Bemühungen nicht zu untergraben, seine beiden Töchter vor den Gefahren von | |
Alkohol am Steuer zu warnen. An jenem Wahlkampfabend sei er mit dem | |
Gedanken ins Bett gegangen: "Ich habe mir gerade selbst die Präsidentschaft | |
geraubt." | |
In dem Interview mit dem NBC-Moderator Matt Lauer sprach Bush auch über | |
andere Fehler seiner Amtszeit. Der Ex-Präsident gestand ein, "gelegentlich" | |
Fehler gemacht zu haben, bezeichnete seine wichtigsten Entscheidungen | |
überwiegend als richtig. Er hoffe, dass seine Präsidentschaft als Erfolg in | |
die Geschichte eingehen werde, sagte Bush. | |
9 Nov 2010 | |
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