# taz.de -- Konstantin Neven DuMont teilt weiter aus: Erbe außer Rand und Band | |
> Offiziell ist das Schicksal von Konstantin Neven DuMont nach wie vor | |
> offen. Nach dem, was der Verlagserbe aber im Focus-Interview so äußert, | |
> wird er dort wohl keine Zukunft haben. | |
Bild: Sehr kommunikativ - aber nicht unbedingt im Sinne der Familie: Konstantin… | |
„Auf Wunsch von Herrn Konstantin Neven DuMont ist er vom Hause M. DuMont | |
Schauberg beurlaubt" hatte die Mediengruppe schon am Donnerstag nach | |
zweitätigem Eiertanz mitgeteilt. „Damit ruhen mit sofortiger Wirkung alle | |
seine Funktionen und Ämter für die Mediengruppe." Der bislang vorgesehene | |
Verlagserbe von Deutschlands viertgrößter Zeitungsgruppe (u.a. Kölner | |
Stadtanzeiger, Express, Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung) hat sich | |
in den Urlaub verabschiedet – und genießt ihn, indem er Interviews gibt. | |
Das im am Montag erscheinenden Focus hat es in sich – und dürfte für den | |
beurlaubten Vorstand und Herausgeber Konstantin Neven DuMont jede Rückkehr | |
an seinen Kölner Schreibtisch unmöglich machen: „Keiner weiß, wer der Chef | |
ist“, macht sich der 41-Jährige hier Luft. | |
Dass er zwar offiziell im Vorstand sitze, de facto aber alle Entscheidungen | |
weiter über seinen Vater, den Verlagspatriarchen Alfred Neven DuMont | |
liefen, sei ein Unding: „Ich hätte es gut gefunden, wenn ich ihn stärker | |
hätte ablösen können“, so der Sohn im Focus, weil so für alle klar wäre, | |
„was ich sage, ziehen wir auch durch“. Dieses Lavieren sei eine „sehr | |
problematische Übergabe der Nachfolge in unserem Fall“ sagt Konstantin auch | |
mit Blick auf seinen Cousin Christian DuMont-Schütte, der mit ihm den | |
Konzern in der 12. Generation als Familienunternehmen weiter führen soll. | |
Den Neven DuMonts und den DuMont-Schüttes gehören je rund 40 Prozent der | |
Anteile am Verlag, die Führungsrolle beanspruchte aber stets ein Neven. | |
Dies bedeutete, dass der von vielen Insidern für den fähigeren Manager | |
gehaltene Christian nicht zum Zug kam, während Alfred Neven DuMont um jeden | |
Preis seinen Sohn Konstantin als Nachfolger sehen wollte. Dies habe nun zu | |
einem Machtvakuum geführt, so Konstantin im Focus – und spiegele sich auch | |
in der Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens wider: Bis zum Mittwoch gab | |
es dort keine offiziellen Stellungnahmen zum Fall Konstantin Neven DuMont, | |
obwohl seit Wochen über dessen Blogaffäre öffentlich diskutiert wurde (taz | |
berichtete mehrfach). | |
Konstantin Neven DuMont greift im Interview auch die gesamte | |
MDS-Geschäftsführung an: „Ich gebe zu, dass ich mich mit meinen Strategien | |
nicht immer durchsetzten konnte, sie wurden zum Teil unterwandert“, sagt er | |
– im Konzern seien mittlerweile „sehr viele Kräfte unterwegs, die in | |
unterschiedliche Richtungen wollen“. Über Verlagsintriganten, die gegen ihn | |
eine Kampagne führten, hatte er schon in seinem Bild-Interview vor zwei | |
Wochen orakelt. Allein dürfte es sich dabei um höchst seriöse Leute halten, | |
denen der schon früher vielbespöttelte „Junior“ spätestens nach der | |
jüngsten Blog-Affäre nicht mehr haltbar scheint. | |
Vor allem sein Umgang mit den Vorwürfen, er habe im Blog des | |
Medienjournalisten Stefan Niggemeier unter Dutzenden Pseudonymen munter mit | |
sich selber diskutiert, hatten ranghohe DuMont-Mitarbeiter auf den Plan | |
gerufen. Tenor: Konstantin Neven DuMont brauche Hilfe, keine besondere | |
Verantwortung in einem Medienhaus. | |
Gegen seinen Vater, der formal im Sommer 2009 die Verantwortung an die | |
nächste Generation übergeben hatte, teilt der Junior auch im | |
Focus-Interview kräftig aus: Alfred Neven DuMont blicke „bei der | |
Digitalisierung und den nötigen Veränderungen der Geschäftsmodelle nicht so | |
richtig durch“. Der Verleger „von der alten Schule“ glaube, „Tageszeitu… | |
funktionieren irgendwie“. Dabei genüge ein Blick auf die angeschlagene | |
Frankfurter Rundschau und man sehe, „dass das so nicht die Zukunft ist“. | |
Bei der FR werde es harte Einschnitte geben, um das Blatt in die schwarzen | |
Zahlen zu bringen: „Solange keine digitalen Erlöse voraussehbar“ seien, | |
bleibe da „nur die Kostenseite“ - und dort müsse „in den nächsten Monat… | |
noch einiges passieren“, kündigt der als FR-Herausgeber beurlaubte | |
Konstantin NevenDuMont an. So, wie das Unternehmen jetzt geführt wird, | |
möchte ich dort auf Dauer nicht langfristig investiert sein“, sagte er. | |
Dann wolle er sein Kapital „lieber abziehen und in Geschäftsmodelle | |
investieren, die eine Zukunft haben“. Dass Konstantin im Vorstand neben | |
Strategie ausgerechnet für Kommunikation zuständig ist, stellt er gerade | |
unter Beweis – allerdings nicht so ganz im Sinne der Familie. | |
14 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Medien-Dynastien: Die Liga der schillernden Gentlemen | |
Sie halten den skurrilen Machtkampf des Kölner Verlagserben Konstantin | |
Neven DuMont mit seinem Übervater Alfred für unterhaltsam? Dann schauen Sie | |
doch mal nach Großbritannien. | |
Clanstreit bei DuMont: Wer den Patriarchen anpinkelt | |
Alfred und Konstantin Neven DuMont kommunizieren über die Medien | |
miteinander. Und nun fliegt der Sohn auch noch aus dem Impressum der | |
"Frankfurter Rundschau". | |
Kolumne Kriegsreporterin: "Bumsbude" und Mettbrötchen | |
Das, was sich hinter der Fassade eines Stefan Raab verbirgt, enttäuscht. | |
Hier sitzt, ähnlich wie im Hause DuMont, kein Souverän, sondern ein | |
kleiner, beleidigter Junge. | |
Kolumne Kriegsreporterin: Ausstieg aus der Ananasdiät | |
Neues von der Medienfront: Wie man der Industrie ein schönes Werbeumfeld | |
schafft und warum Freifrau zu Guttenberg auch künftig keine Post aus dem | |
Jemen jagen wird. | |
Affäre um Konstantin Neven DuMont: Der beste Mann braucht Hilfe | |
Derzeit macht Konstantin Neven DuMont mit einer bizarren Blog-Affäre von | |
sich reden. Sein Vater will ihn unbedingt als Erben, dieser Druck lässt den | |
Junior immer wieder straucheln. |