# taz.de -- 25 Jahre Windows: Microsofts Fenster zum Erfolg | |
> Am Wochenende wurde ein rundes Jubiläum gefeiert: Microsofts | |
> Betriebssystem Windows ist nun ein Vierteljahrhundert alt - eine Zeit des | |
> Wachstums und der Monopole. | |
Bild: Fenster auf für Windows 95. | |
Die Geschichte von Windows beginnt mit einer Marketinglüge. Als Microsoft | |
am 10. November 1983 auf der Computermesse Comdex in Las Vegas seine erste | |
eigene grafische Benutzerschnittstelle für den IBM-PC und kompatible | |
Computer vorstellte, war das Produkt noch nicht zum Verkauf bereit. | |
Stattdessen gab es viel Werbung für die "Software-Sensation", wie es damals | |
hieß. Taxiflotten und Hotelbettbezüge in "Sin City" waren mit Logos des | |
damals vergleichsweise kleinen Softwareunternehmens geschmückt. Windows | |
selbst erwies sich zunächst als reinrassige "Vaporware". So nennt man in | |
der IT-Branche Produkte, die trotz Ankündigung lange auf sich warten | |
lassen. Erst zwei Jahre später, am 20. November 1985, wurde in den USA die | |
erste Version verkauft - [1][auf seltsame Art beworben] vom heutigen | |
Microsoft-Chef Steve Ballmer. | |
Windows 1.0 war nur ein Software-Aufsatz für das damals gebräuchliche, | |
textbasierte Betriebssystem DOS. Viel konnte man mit der 99 Dollar teuren | |
Software noch nicht anfangen. Die wichtigsten Anwendungshersteller hatten | |
ihre Programme noch nicht an Windows angepasst. Deswegen mussten die | |
Benutzer ständig von der grafisch schlichten Oberfläche in noch schlichtere | |
DOS-Programme wechseln. Es gab bereits Icons - von Microsoft als | |
"Sinnbilder" ins Deutsche übersetzt -, einen Kalender, unterschiedliche | |
Anordnungsmodi für Fenster, eine Uhr und das Spiel Reversi. (Solitaire gab | |
es erst ab Windows 3.0.) | |
Anfangs ging es mit dem Verkauf recht schleppend voran. Erst die | |
Windows-Versionen der verbreiteten Büroprogramme Microsofts zwangen die | |
Nutzer, den Textmodus nach und nach aufzugeben. Mit ihnen kamen die ersten | |
Erfolge. Zwar versuchte die Konkurrenz eigene Oberflächen zu etablieren - | |
GEM von Digital Research, Top View von IBM oder DESQview von Quarterdesk -, | |
doch vor allem Windows verbreitete sich. | |
Windows 2.0 erschien 1987 und kam ebenfalls recht schlicht daher, das | |
DOS-Zeitalter war noch nicht vorbei. Stattdessen fing sich Microsoft nur | |
wenig später eine Klage des Computerherstellers Apple ein. Das Management | |
von Apple meinte, der Softwarekonzern habe sich mit Windows zu stark beim | |
vorher erschienenen Macintosh-Betriebssystem bedient. Vier Jahre später | |
verwarf ein Gericht Apples Klage in den meisten Punkten. | |
Mit Windows 3.0 gelang ab 1990 der endgültige Durchbruch. Diese Version und | |
besonders die 1992 und 1993 erschienenen Versionen 3.1 und 3.11 machten das | |
Fensterln in den meisten Büros zum Standard und bescherten Microsoft dank | |
geschickt ausgehandelter Verträge mit PC-Herstellern eine | |
Gelddruckmaschine, die bis heute rund läuft. Mit Windows NT kam 1992 ein | |
Programm für Server-Systeme hinzu, das den Weg in viele Rechenzentren fand. | |
Kurzzeitig wurde zusammen mit IBM an OS/2 gearbeitet, einem Projekt, das | |
Windows ablösen sollte - und scheiterte. Microsoft machte lieber alleine | |
weiter. | |
Die Windows 3.11-Zeit endete mit Windows 95 im August 1995. Für die Werbung | |
kaufte Microsoft sogar die Rolling Stones mit ihrem Song "Start me up" ein. | |
Seitdem hat das Betriebssystem einen Startknopf, der - wenig intuitiv - | |
auch noch den Ausschaltbutton enthält. Windows 95 hielt sechs Jahre lang | |
durch, wurde noch mit Windows 98 und Me ("Millennium Edition") am Leben | |
erhalten. 2001 folgte Windows XP ("eXPerience" - Erfahrung) auf den Markt, | |
das vielen PC-Freunden nach wie vor als Lieblingsbetriebssystem gilt und in | |
so mancher Firma noch immer läuft. | |
Der XP-Nachfolger Vista erschien sechs Jahre später und gilt bis heute als | |
größter Flop in der Geschichte von Windows. Insbesondere Vielnutzer konnten | |
mit dem System wenig anfangen. Häufig hieß es, die Optik sei überladen, das | |
Programm brauche zu viel Speicherkapazität und Treiber für externe Geräte | |
verursachten nichts als Probleme. | |
Mit Windows 7, das im Oktober 2009 auf den Markt kam, machte Microsoft | |
vieles wieder gut. Selbst bekennende PC-Hasser gaben dem System den einen | |
oder anderen Innovationspunkt für die letzte und neueste Version. Die | |
[2][Verkaufszahlen] sind gut und sichern Microsofts führende Stellung, | |
manche sagen auch: Monopolstellung, im Bereich der Betriebssysteme. Nicht | |
einmal ein [3][großangelegtes US-Kartellverfahren] hat diese Position | |
erschüttern können. | |
22 Nov 2010 | |
## LINKS | |
[1] http://www.youtube.com/watch?v=Salm0KFh_bA | |
[2] /1/netz/netzoekonomie/artikel/1/windows-verkauft-sich-immer-noch/ | |
[3] http://www.justice.gov/atr/cases/ms_index.htm | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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