Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Video der Woche: Rumpelfußball, dein Name sei Dortmund
> Was tun, wenn ein klarer Bundesliga-Tabellenführer partout nicht von der
> Meisterschaft reden will? Dann wird er eben auf seine Krise angesprochen
> – von Arnd Zeigler.
Bild: Wird sich gefühlt haben, als sei er bei Schalke: BVB-Trainer Klopp im "K…
Wer wissen will, wie Medien die Wahrheit verdrehen können, sollte sich das
Interview anschauen, das Arnd Zeigler vor einigen Wochen mit Jürgen Klopp,
dem Trainer von Borussia Dortmund, geführt hat. Das Thema: Die Krise beim
BVB.
Nun ist die Ruhrgebietsmannschaft freilich alles andere als in der Krise.
Auch das Spiel, nach dem das Interview geführt und gefilmt wurde, war eher
ein Beweis der neu gewonnenen Stärke des Meisters von 2002 als einer von
Ratlosigkeit. Dennoch stellt Arnd Zeigler "die Fragen, die wehtun".
Eingeführt ins Thema wird der Zuschauer mit einem Zusammenschnitt
vermeintlicher Höhepunkte des Spiels der Dortmunder gegen Hannover: Gezeigt
werden die missratenen Szenen des Spiels. Mit einem verschossenen Elfmeter
und vielen Distanzschüssen bot die Mannschaft in schwarz-gelb trotz
souveränem 4:0-Sieg Zeigler hier ausreichend Nahrung.
Nahrung, die als "blutleere Vorstellung" und "Rumpelfussball" bezeichnet
wird. Shootingstar Shinji Kagawa, der für 350.000 Euro nach Dortmund kam -
für Fussball-Verhältnisse ein Schnäppchen – wird als "teurer Flop"
bezeichnet. Jeder, der die Bundesliga zumindest am Rand verfolgt, hat
spätestens zu diesem Zeitpunkt bemerkt, dass es sich um Satire handelt.
Im darauf folgendem Interview muss sich Jürgen Klopp besagten Fragen
stellen, "die wehtun". Kann es der Anspruch seiner Mannschaft sein, auf
Augenhöhe mit kleineren Klubs wie Mainz oder Frankfurt zu spielen? Ist die
Mannschaft nicht stellenweise aufgetreten wie ein Auswärtsteam? Oder: Hat
es überhaupt sportliche Gründe, dass Lothar Sippel erneut nicht im Kader
stand?
Jürgen Klopp ist sich für diesen Spaß nicht zu schade, spielt das Spiel
gekonnt mit. Ja, sein Team sei wie ein Auswärtsteam aufgetreten. Ja, es sei
nicht normal, dass Dortmund nur knapp vor Frankfurt und Mainz stünde.
Allerdings würden diese immerhin "keine gute, aber eine ordentliche Saison"
spielen. Besonderes hart bekommt es jedoch Torhüter Roman Weidenfeller ab:
Den müsse sich das Team gelegentlich "schön saufen". Der Spaß kam bei den
Fans aus Dortmund offenbar gut an: Viele bekennende BVB-Anhänger posteten
das Video in sozialen Netzwerken oder Blogs.
Das Interview ist künstlerisch vor allem dadurch wertvoll, dass Arnd
Zeigler nichts erfindet und nicht lügt: Natürlich ist Dortmund beim Spiel
in Hannover aufgetreten wie eine Auswärtsmannschaft. Lothar Sippel war
wieder nicht im BVB-Kader. Das war der 45-Jährige zuletzt 1994.
Auch dass Dortmund nur knapp vor Mainz und (mittlerweile deutlicher)
Frankfurt steht, ist nicht erfunden. Nur liegt dies nicht an der
suggerierten Schwäche Dortmunds, sondern an der Schwäche Bayerns, Hamburgs,
Stuttgarts und auch Bremens – wo Zeigler als Stadionsprecher arbeitet.
Ob die genannten Teams noch aufschließen können, wird entscheidend davon
abhängen, ob Jürgen Klopp auch abseits der Kamera für Freude bei den
BVB-Fans sorgen kann. Am Samstag zumindest gewann die fiktiv
krisengebeutelte Borussia aus Dortmund im Spitzenspiel gegen die
tatsächlich krisengebeutelte Borussia aus Gladbach so gerade noch mit 4:1.
28 Nov 2010
## AUTOREN
Andreas Griess
## TAGS
Werder Bremen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Arnd Zeigler über den Ernst im Fußball: „Ich will Fan bleiben können“
Arnd Zeigler ist Anhänger und Stadionsprecher von Werder Bremen, aber seine
TV-Fußballshow wird bundesweit geschätzt.
Das Elend mit den Sportreportern: Jürgen Klopp und der "Seuchenvogel"
Wie ein Interview zwischen einem SWR-Sportreporter und dem Dortmunder
Trainer Klopp nicht zustande kommt – und was das über die Zunft der
Sportreporter erzählt.
Dortmund gewinnt gegen Gladbach: Die gefühlte Schwere des Seins
Borussia Dortmund gewinnt mit 4:1 gegen Gladbach. Dennoch machte das Spiel
die Probleme deutlich, mit denen sich der BVB nun auseinandersetzen muss.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.