# taz.de -- Linksparteitag am Wochenende: Linkspartei malt die Grünen schwarz | |
> Die Linkspartei stimmt sich auf Wahlkampf ein. Das Ziel: regieren. Dafür | |
> bleibt nach harter Kritik an den Grünen nur die SPD. | |
Bild: Stimmte die Partei auf Wahlkampf ein: Klaus Lederer (re.), hier mit Grego… | |
Als die Wahlleiterin das Ergebnis verkündet, wird das Grinsen von Klaus | |
Lederer noch ein kleines bisschen breiter als sonst. Der alte und nun auch | |
ganz offiziell neue Landesvorsitzende der Linkspartei darf die | |
obligatorischen Blumen und Glückwünsche entgegennehmen und ein paar | |
Augenblicke nicht daran denken, dass auf die Partei ein hartes | |
Wahlkampfjahr zukommen wird. | |
Dabei ist der anstehende Wahlkampf ständig präsent auf dem Landesparteitag | |
der Berliner Linkspartei. In die Aula der Max-Taut-Schule in Lichtenberg | |
hat die Partei ihre Delegierten am Wochenende geladen, in den Bezirk also, | |
in dem die Partei bei der vergangenen Abgeordnetenhauswahl flächendeckend | |
die besten Ergebnisse erzielte. Im Saal sitzen die rund 160 Delegierten an | |
langen weißen Tischen, auf denen sich Kaffeebecher stapeln. Auf dem Podium | |
die Sitzungsleitung, die routiniert das Programm abspult: Antrag, keine | |
Gegenrede, Stimmkarten hoch, nächster Punkt. Überraschungen, das ist schon | |
nach wenigen Minuten klar, wird es hier nicht geben. | |
Das ist ganz im Sinne der Parteispitze. Geschlossenheit solle man zeigen, | |
ein Jahr vor der Wahl, das wurde sowohl im Vorfeld als auch auf dem | |
Parteitag selbst immer wieder betont. Geschlossenheit, das heißt zunächst | |
einmal, klarzustellen, wohin die Reise gehen soll. Der Landesvorstand hat | |
einen entsprechenden Antrag eingebracht, der an den Zielen der Partei | |
keinen Zweifel lassen soll: Regierungsverantwortung. | |
Noch vor wenigen Jahren waren genau über diese Frage hitzige Diskussionen | |
geführt worden, doch nun wird Konsens demonstriert: "Lasst uns für ein | |
Wahlergebnis kämpfen, mit dem eine Regierungsbildung ohne uns nicht möglich | |
ist", sagt Wirtschaftssenator Harald Wolf in der Debatte. Nur um gleich | |
darauf abzuwiegeln: Man diene sich natürlich niemandem an und könne auch | |
nein sagen. Doch der Tenor der Mehrheit der Redner ist klar: Wir wollen | |
weitermachen. | |
Um die Weichen dafür entsprechend zu stellen, übt man sich vor allem in | |
Zweierlei: der Kritik an der Konkurrenz, allen voran den Grünen, und dem | |
Klopfen auf die eigene Schulter. Der Integrationspolitiker lobt die | |
Integrationspolitik, die Senatorin Erfolge beim Nichtraucherschutz, und der | |
alte und später auch neue Landesvorsitzende findet, dass die Linkspartei | |
von Wasserverträgen bis Antirassismusarbeit alles richtig gemacht hat. | |
Einzig: "Die Linke wird oftmals als zu leise, als zu unsicher empfunden." | |
Beim kollektiven Prügeln auf die Grünen wird es dagegen laut. Für die | |
Redner, so scheint es, ist diese Partei der Hauptgegner - und nicht ein | |
potenzieller Koalitionspartner. Lederer lässt von Schuldenbremse bis Renate | |
Künasts Arbeitsplatzversprechen kein gutes Haar an den Grünen, die | |
Bundesvorsitzende Gesine Lötzsch spricht von einer "Spekulationsblase", und | |
Wirtschaftssenator Wolf stellt klar: Nach der derzeitigen Beschlusslage | |
seien die Grünen "kein bevorzugter Partner". Geschlossenheit also auch beim | |
Feindbild. | |
Nur in einem einzigen Moment, draußen ist es schon dunkel geworden und | |
gleich stehen die Wahlen zum Landesvorstand an, bekommt der Konsens einen | |
Riss: Zwei Landesverbände haben Anträge für einen geschlechterquotierten | |
Vorstand eingebracht. Würden sie angenommen, würde die Vorstandswahl | |
umgeworfen und die Kandidaten nach Quote neu sortiert werden müssen. Doch | |
die Anträge fallen durch - man brauche erst Zeit für eine breite Debatte. | |
Entsprechend geschlossen läuft die Vorstandswahl ab. Gegenkandidaten gibt | |
es nicht. Auch wenn die 78 Prozent, die der Parteivorsitzende einfährt, | |
vielleicht nicht ganz das "schöne Ergebnis für den Klaus" sind, das sich | |
Matthias Höhn, Landeschef aus Sachsen-Anhalt, für Lederer erhofft hat. Es | |
ist besser als beim letzten Mal. Und das ist es schließlich, was sich alle | |
auch für die Abgeordnetenhauswahl wünschen. | |
29 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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