# taz.de -- Höhe der EU-Hilfen steht fest: 85 Milliarden Euro für Iren | |
> Irland ist das erste Land unter dem Rettungsschirm. Die EU-Finanzminister | |
> gewähren der Insel Milliarden-Kredite. Aber natürlich nicht ohne | |
> Bedingungen. | |
Bild: Einen Ausweg aus der irischen Finanzmisere bietet der EU-Rettungsschirm. | |
Die Finanzhilfen für Irland sind beschlossen: Auf 85 Milliarden Euro | |
belaufen sich die Kredite, die der Internationale Währungsfonds, die | |
Euroländer und die europäische Kommission gewähren. Die EU-Finanzminister | |
billigten am Sonntag zudem die Vorschläge für ein dauerhaftes | |
Rettungssystem für wackelnde Eurostaaten von 2013 an, sagte | |
EU-Währungskommissar Olli Rehn in Brüssel. "Das sind sehr wichtige | |
Entscheidungen, um der Unruhe an den Finanzmärkten zu begegnen", sagte Rehn | |
laut der Nachrichtenagentur dpa. | |
Die internationalen Hilfen sind an Bedingungen geknüpft. Bis 2014 muss | |
Irland sein Haushaltsdefizit von derzeit 32 Prozent des | |
Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf die in der EU erlaubten 3 Prozent | |
reduzieren. Die irische Regierung hat daher ein Sparpaket vorgelegt, das im | |
nächsten Jahr schon sechs Milliarden Euro und bis 2014 dann 15 Milliarden | |
Euro bringen soll. Zu den Sparmaßnahmen gehört unter anderem, dass knapp | |
25.000 Stellen im öffentlichen Dienst abgebaut werden. Außerdem sollen die | |
Studiengebühren und die Mehrwertsteuer steigen. Die Mehrheit der Iren lehnt | |
die Sparpläne ab. | |
Irland ist das erste Land, das den EU-Rettungsschirm in Anspruch nimmt. | |
Zwar hat Griechenland im Frühjahr Hilfen in Höhe von 110 Milliarden Euro | |
erhalten, doch diese Kredite haben die Euroländer und der Internationale | |
Währungsfonds gewährt, noch bevor der Rettungsschirm beschossen wurde. | |
Der EU-Rettungsschirm kann maximal 750 Milliarden Euro mobilisieren und | |
gilt bis 2013. Es wird allgemein erwartet, dass als nächstes Euroland | |
Portugal Hilfen beantragen wird. Zugleich halten sich die Gerüchte, dass | |
der Rettungsschirm demnächst aufgestockt werden könnte. So berichtet der | |
Spiegel, dass der EU-Spitzenbeamte Marco Buti bei einem internen Treffen | |
der europäischen Finanzministerien vorgeschlagen habe, den Rettungsschirm | |
auf 1,5 Billionen Euro zu verdoppeln, um die Anleger zu beruhigen. Buti ist | |
Generaldirektor von EU-Währungskommissar Olli Rehn. | |
Zuvor hatte schon Bundesbankpräsident Axel Weber vorgerechnet, dass der | |
Rettungsschirm eventuell nicht reichen könnte, falls auch Spanien Hilfen | |
benötigen sollte. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat hingegen am | |
Freitag erklärt, dass er das derzeitige Volumen für ausreichend hält. | |
Doch nicht nur die Irlandhilfen waren am Sonntag Thema in Brüssel. Wie aus | |
diplomatischen Kreisen verlautete, wollten die EU-Finanzminister auch über | |
den Krisenmechanismus ab 2013 sprechen. Noch vor Montagmorgen sollten erste | |
Eckpunkte vorliegen, um pünktlich zu Börsenbeginn die Finanzmärkte zu | |
beruhigen. Wie die Agentur Reuters meldete, sollte die Botschaft an die | |
Anleger jedoch lauten: Auch nach 2013 werden sie nicht an den | |
Rettungskosten für verschuldete Eurostaaten beteiligt. Nur "von Fall zu | |
Fall" sollten auch private Gläubiger herangezogen werden. | |
28 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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