# taz.de -- Klimagipfel in Cancun: Zuhause für Klimafonds | |
> Einen Erfolg zumindest wird es auf dem derzeit tagenden UN-Klimagipfel in | |
> Cancún geben: Der Klimafonds soll ein Zuhause bekommen und damit | |
> arbeitsfähig werden. | |
Bild: Die Idee des Fonds ist es, ärmere Länder zu unterstützen, die sich an … | |
CANCÚN taz | Die Idee des Fonds ist es, ärmere Länder zu unterstützen, die | |
sich an die Folgen der globalen Erwärmung anpassen müssen. Als Teil des | |
Kioto-Finanzmechanismus füllt er sich von selbst, also unabhängig von der | |
Geberlaune der Industrieländer: Auf jedes Projekt des sogenannten Clean | |
Development Mechanism, abgekürzt CDM, wird eine zweiprozentige Steuer | |
erhoben, die in den Fonds fließt. | |
Will etwa RWE seine Emissionen durch den Bau eines Wasserkraftwerks | |
kompensieren, muss der Energiekonzern einen Antrag beim Klimasekretariat in | |
Bonn stellen, das Projekt als CDM einzustufen. Bei einem positiven Bescheid | |
zahlt RWE in den Klimafonds - immerhin 4 Millionen von den geschätzten 200 | |
Millionen Euro Investitionsvolumen. Bislang sind 130 Millionen Euro in den | |
Fonds geflossen, 350 Millionen Euro sollen es Ende 2012 sein. | |
Lehrstück der Klimadiplomatie | |
Die Geschichte des Fonds ist ein gutes Lehrstück der Klimadiplomatie. Auf | |
der Klimakonferenz von Marrakesch 2001 entschied man sich formell zur | |
Gründung. 2006 machten die Afrikaner auf dem nächsten Treffen in Nairobi | |
jeden weiteren Verhandlungsfortschritt von der Einrichtung des Fonds | |
abhängig. Er wurde dann zwar beschlossen, die Details sorgten aber für so | |
viel Streit, dass sie auf die nächste Weltkonferenz 2007 auf Bali | |
verschoben werden mussten. | |
Dort wehrten sich die Entwicklungsländer dagegen, den Fonds mit der | |
Weltbank zu verknüpfen, mit der sie schlechte Erfahrungen gemacht hatten. | |
Die Industriestaaten dagegen fürchteten, dass korrupte Staatschef zu viel | |
Einfluss bekämen, wenn der Fonds stattdessen etwa bei der Afrikanischen | |
Entwicklungsbank angesiedelt würde. Man einigte sich schließlich 2008 auf | |
dem Weltklimagipfel in Poznan, den Fonds unter dem Dach der Weltbanktochter | |
Global Environment Facility anzusiedeln. | |
Folge des Scheiterns | |
Fehlte noch der Sitz, bei dem die Anträge eingereicht werden können. Das | |
Steuerungsgremium des Anpassungsfonds hatte kurz vor der Klimakonferenz in | |
Kopenhagen Bonn als Hauptsitz erkoren. Die Delegierten hätten also in | |
Kopenhagen einfach nur noch das Okay dazu geben müssen. Da dort aber gar | |
nichts beschlossen wurde, ist der Fonds derzeit immer noch nicht | |
ordnungsgemäß arbeitsfähig. | |
Insgesamt sind heute schon Projekte mit einem Finanzvolumen eingereicht | |
worden, das die bislang zur Verfügung stehenden 130 Millionen Dollar | |
überschreitet. Auch wenn wohl nicht alle genehmigt werden, zeigt der | |
Ansturm, dass die sich selbst generierenden Mittel nicht ausreichen. Die | |
Weltbank hatte den Finanzbedarf der Entwicklungsländer in Poznan auf 100 | |
Milliarden Dollar jährlich beziffert. | |
Mit einem sogenannten Rechtsbeschluss werden die Delegierten nun dem | |
Anpassungsfonds einen Sitz geben. Wie dringlich das ist, zeigt die | |
Terminlage: Vom 13. Dezember an - also direkt im Anschluss an den | |
Weltklimagipfel - tagt die Expertengruppe des Fonds in Cancún, um die | |
nächsten Projekte freizugeben. | |
6 Dec 2010 | |
## AUTOREN | |
Nick Reimer | |
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