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# taz.de -- Kommentar Organhandel im Kosovo: Apokalypse in Prishtina
> Es wäre eine politische Apokalypse, sollten sich die Waffen ehemaliger
> albanischer Guerillakommandanten gegen die Verbündeten drehen, die dem
> Kosovo zur Unabhängigkeit verhalfen.
Bild: Hashim Thaci bei der Stimmabgabe vor mehr als zwei Monaten.
Kann das sein? Dass auf Anweisung des Premiers eines europäischen Staates
einst Menschen verschleppt wurden? Dass er sie umbringen ließ, um den
Leichen Organe, zum Beispiel Nieren, entnehmen zu können für reiche Kunden
in Deutschland, Kanada, Polen oder Israel, die dafür bis zu 90.000 DM
zahlten? Kann es, kurz gesagt, sein, dass Kosovo-Premier Hashim Thaci, den
Berlin, London, Paris und Washington so einhellig unterstützt haben, seine
innenpolitische Macht einem durch Verbrechen angehäuften Reichtum verdankt?
Gerade das behauptet Dick Marty, der Sonderberichterstatter des Europarats.
Der ehemalige Schweizer Staatsanwalt bezeichnet Thaci explizit als
schwerkriminellen Mafiaboss. Bei geltender Unschuldsvermutung und wie immer
der Europarat reagieren wird: Martys Bericht wird schwerwiegende Folgen auf
den in Brüssel pompös angekündigten Dialog zwischen Serbien und dem Kosovo
haben.
Belgrad kann sein Frohlocken nicht unterdrücken, dass ein Beauftragter des
Europarats die Gruselgeschichten der serbischen Staatsanwaltschaft über
albanische Verbrechen bestätigt. Es wird sich kein Serbe finden, der sich
mit Thaci an den Verhandlungstisch setzt. Und ohne Thaci wird man kaum eine
Regierung in Prishtina bilden können nach den erst am Sonntag
stattgefundenen vorgezogenen Parlamentswahlen.
Will die EU-Mission im Kosovo Eulex glaubwürdig bleiben, muss sie nun die
Untersuchung gegen Thaci & Co. unvoreingenommen durchführen - was sie
bisher vermieden hat. Denn so manche albanische Spitzenpolitiker waren
Guerillakommandanten und haben noch heute bewaffnete Gruppen hinter sich.
Es wäre eine politische Apokalypse, sollten sich ihre Waffen gegen die
westlichen Verbündeten drehen, die dem Kosovo zur Unabhängigkeit von
Serbien verholfen haben.
15 Dec 2010
## AUTOREN
Andrej Ivanji
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