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# taz.de -- Pläne für E-Book-Werbung: Einfach mal ein gutes Video lesen
> Die Verlage suchen nach neuen Mitteln und Wegen, auch im Bereich der
> E-Books Geld in die Kasse zu bekommen. Eine alte Methode wird dabei
> wieder ganz modern.
Bild: Welche Werbeformen da wohl reinpassen? Amazons E-Book Kindle.
BERLIN taz | 9 Dollar 99. Das ist der Standardpreis für ein elektronisches
Buch, wenn man es beim E-Commerce-Riesen Amazon bezieht. Man möchte meinen,
damit würden die Verlage mehr Gewinn machen als früher, weil sie ja weder
Druck- noch Lieferkosten haben. Das Werk besteht nur noch aus Nullen und
Einsen, die von einem Server zum Nutzer-PC kopiert werden.
Doch weit gefehlt. Da der Preis für E-Books abseits von Märkten mit
Buchpreisbindung im Vergleich zum gedruckten Buch kräftig sinkt, könnte in
Zukunft trotz aller digitalen Vertriebsvorteile auch die Gewinnmarge
schrumpfen, glauben die Verlagskonzerne. Ob das stimmt oder nicht - Amazon
lässt zudem mittlerweile auch höhere Preise zu -, die Branche ist
aufgeschreckt.
Hinzu komme die Gefahr, dass illegale Kopien in großem Umfang auf den
Buchmarkt strömen könnten, schließlich lassen sich E-Books nach Entfernen
des Kopierschutzes beliebig verbreiten. In der Tat: Toptitel sind
mittlerweile zumindest im englischen Sprachraum schnell als unbezahlte
Digitalkopie im Umlauf und auch hierzulande geschieht das immer öfter.
Thilo Sarrazins umstrittener Bestseller "Deutschland schafft sich ab" war
bereits Tage nach Erscheinen online - in einer illegalen Version. Ein
unbekannter Kopierfreund bastelte daraus sogar ein Hörbuch mit
Computerstimme.
Aus diesen Gründen wundert es nicht, dass die Verlagsbranche nach neuen
Modellen abseits gedruckter Bücher und bezahlter E-Books sucht. Das jüngste
ist ein sehr altes: Werbung. Wie das "Wall Street Journal" in dieser Woche
[1][berichtete], tummeln sich neben den Medienkonzernen auch Start-ups auf
diesem Gebiet.
Die Internet-Firma [2][Wowio] macht es anhand gemeinfreier Werke wie
"Gullivers Reisen" oder mit Klassikern wie "Slaughterhouse Five" vor:
Öffnet man solche Titel auf einem Rechner, bekommt man nach wenigen Seiten
erst einmal ein Video zu sehen. Bei "Gulliver", rechtzeitig zum
gleichnamigen Kinofilm mit Jack Black gestartet, wirbt das US-Kinoporal
Fandango. Hier kann man dann gleich aus dem E-Book heraus Karten fürs
nächste Lichtspielhaus besorgen, wenn man die mehrseitige Reklame ertragen
hat.
Das Prinzip erinnert an das Vorgehen von Verlagen vor vielen Jahrzehnten.
Damals wurden in Paperbacks Werbeseiten gedruckt, weil sich so günstige
Preise erreichen ließen. Die Werbung ließ sich leicht Überblättern, eine
E-Book-Werbung der Zukunft könnte deutlich nerviger werden. Beim zu
Bertelsmann gehörenden US-Verlag Random House denkt man über solche Werbung
nach, wenn auch langsam, wie das "Wall Street Journal" schreibt. Zudem
wolle man Autoren um Einverständnis bitten.
Webfirmen wie Scribd, die Buchinhalte ins Internet bringen und jungen
Autoren eine Chance geben ihr Material zu publizieren, sehen das weniger
eng. Sie finanzieren sich über Reklame, die neben den digitalen Druckseiten
auftaucht. Google nutzt bei seiner Buchsuche ebenfalls seine bekannten
Werbeformate.
Neben der Buch-Reklame bildet sich ein weiterer aktueller Trend heraus:
Multimedia-Titel, die neben der digitalen Version des Druckwerks diverse
Zusatzinhalte mitbringen: Videos, die komplette Hörbuchversion,
Fotogalerien oder kleine Spiele. Gerne werden solche Pakete in Form von
Smartphone-Anwendungen angeboten, die sich dann über die Online-Läden
verkaufen lassen.
Der britische Schauspieler und Technikfreak Stephen Fry verpackte sein
jüngstes Buch, die Autobiographie "Fry Chronicles", etwa in eine
kostenpflichtige iPhone-App. Die Buch-Software ist auch deshalb so beliebt,
weil sie erlaubt, Frys Werk quer zu lesen - über eine multimediale
Schnittstelle. Die 8 Pfund teure Anwendung soll sich dem Vernehmen nach gut
verkaufen.
16 Dec 2010
## LINKS
[1] http://online.wsj.com/article/SB10001424052748703727804576012041836406736.h…
[2] http://www.wowio.com/
## AUTOREN
Ben Schwan
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