# taz.de -- Google wird Buchhändler: Härtere Maßnahmen gegen Filesharing | |
> Nach langer Vorbereitung soll der Googles E-Book-Laden nun endlich | |
> starten. Parallel schmeichelt er sich bei Medienkonzernen ein. | |
Bild: Den Google-Buchversand wird es zuerst nur in den USA geben. | |
Der Internet-Konzern Google plant bis Ende des Jahres den Einstieg in das | |
Geschäft mit elektronischen Büchern – und macht damit Amazon (Kindle) und | |
Apple (iPad) direkte Konkurrenz. Das Angebot namens "Google Editions" | |
befindet sich bereits seit Monaten in Vorbereitung – es soll eine Ergänzung | |
zum bereits verfügbaren Buch-Suchdienst Google Books werden. Wer dort ein | |
Werk findet, das ihn interessiert, könnte es dann auch gleich elektronisch | |
kaufen. | |
Google Editions ist als Web-Dienst geplant: Bücher sollen nach dem Kauf in | |
jedem modernen Browser bereitstehen, nicht wie bei Apple, Amazon und | |
anderen bisherigen E-Book-Firmen in einer eigenen Anwendung. Echte | |
Downloads soll es demnach nicht geben, was [1][laut Google-Beschreibung] | |
auch als Maßnahme gegen Urheberrechtsverletzungen dienen soll. | |
Das Angebot, das zunächst in den USA starten wird, beinhaltet laut einem | |
[2][Bericht] des Wall Street Journal von Anfang an eine Mehrzahl der Titel, | |
die bereits in anderen E-Book-Läden verfügbar sind – mit ähnlichen Preisen. | |
Dazu soll Google Verträge mit vielen großen Verlagen abgeschlossen haben. | |
Zugriff auf Google Editions soll es vom Computer, aber auch von Smartphones | |
und Tablets aus geben. Allerdings muss man sich jedes Mal mit seinem | |
Google-Account anmelden, um an seine persönliche Bibliothek zu kommen. | |
Ob und wann der Dienst in Europa starten wird, ist noch unbekannt, | |
allerdings soll es Verhandlungen in Großbritannien geben, wo Editions dann | |
ab 2011 verfügbar sein könnte, wie der Guardian [3][schreibt]. | |
Der Buchverkauf ist ein logischer Schritt nach dem Ausbau der | |
Buchsuchmaschine Google Books. Die hatte bei diversen Verlagen und Autoren | |
zu [4][offenem Streit] geführt, weil ganze Bibliotheken gescannt wurden, | |
ohne einzelne Genehmigungen einzuholen. | |
Bislang konnte Google nur eine kleine Pauschale oder die Beteiligung an – | |
zumeist vermutlich eher mickrigen – Reklameerlösen versprechen, nun würde | |
eine Vorschau in Google Books den Absatz der elektronischen Version des | |
Gesamtwerks womöglich ankurbeln. Dazu braucht Google gute Stimmung bei den | |
Verlagen. | |
Dass Google künftig stärker mit Medienkonzernen zusammenarbeiten will, | |
lässt sich auch an einer anderen Entwicklung festmachen: Der Konzern | |
schmeichelt sich bei den Inhaltevermarktern in jüngster Zeit erstaunlich | |
offen ein. | |
Am Donnerstag ließ sich Hausjustiziar Kent Walker in einem offiziellen | |
[5][Blog-Eintrag] mit der Überschrift "Wie man das Copyright online besser | |
macht" in vier Punkten darüber aus, wie Google künftig gegen | |
Urheberrechtsverletzungen vorgehen will. Dafür fing sich der Online-Riese | |
prompt Lob etwa vom internationalen Schallplattenverband IPFI ein, der das | |
"sehr positiv" findet, um "das riesige Problem" zu lösen. | |
Laut Walker sollen Eingaben von Rechteinhabern, Suchergebnisse aus Google | |
zu nehmen, künftig innerhalb von 24 Stunden bearbeitet werden – allerdings | |
bei gleichzeitig erleichtertem Einspruchsrecht durch Seitenbetreiber. Zudem | |
soll die [6][Autovervollständigungsfunktion] künftig keine Begriffe mehr | |
enhalten, "die eng mit Urheberrechtsverletzungen in Verbindung" stehen. | |
Auch soll das Google-Werbesystem auf Seiten, die offensichtlich von | |
"Raubkopierern" betrieben werden, nicht mehr zugelassen werden. | |
Darüber hinaus will Google die Zusammenarbeit mit Medienkonzernen | |
intensivieren und "autorisierte Vorschau-Inhalte" stärker in | |
Suchergebnissen hervorheben – so dass Nutzer etwa Bezahl-Content leichter | |
finden, den die Verlage ihnen über Appetithäppchen schmackhaft machen | |
wollen. Man wolle "sowohl Rechteinhabern als auch Nutzern" helfen, so | |
Walker in seinem Fazit. | |
Zur Möglichkeit, dass Google so auch versehentlich legitime Inhalte, | |
Stichwort: [7][Fair Use], blockieren könnte, äußerte sich der Hausjustiziar | |
dagegen nicht. Netzbürgerrechtler warnen bereits davor. | |
Jim Killock von der "Open Rights Group" [8][befürchtete] im Gespräch mit | |
der BBC zudem, dass künftig schon das Wort "Torrent" (für per Filesharing | |
vertriebene Dateien) zum geblockten Begriff werden könnte. Dabei werde das | |
auch von legitimen Software-Entwicklern und Filmemachern verwendet. | |
3 Dec 2010 | |
## LINKS | |
[1] https://books.google.com/support/partner/bin/answer.py?hl=en&answer=170… | |
[2] http://online.wsj.com/article/SB10001424052748704369304575632602305759466.h… | |
[3] http://www.guardian.co.uk/technology/2010/dec/02/google-editions-ebook-mark… | |
[4] /1/leben/buch/artikel/1/deutsche-buecher-ueberwiegend-raus/ | |
[5] http://googlepublicpolicy.blogspot.com/2010/12/making-copyright-work-better… | |
[6] /1/netz/netzpolitik/artikel/1/google-weiss-was-du-suchst/ | |
[7] http://de.wikipedia.org/wiki/Fair_Use | |
[8] http://www.bbc.co.uk/news/technology-11900347 | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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